Peine/Salzgitter. In der Tarifrunde für die nordwestdeutsche Eisen- und Stahlindustrie kam es heute zu einem ersten Warnstreik bei der Peiner Träger GmbH. Nachdem die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlung kein neues Angebot vorgelegt hatten, das eine dauerhaft wirkende Erhöhung der monatlichen Entgelte beinhaltet, beschloss die Tarifkommission einstimmig vor die Tore zu gehen. Das geht aus einer Pressemitteilung der IG Metall hervor. Von 786 Arbeitnehmern im Mehrschichtsystem beteiligten sich rund 400 Beschäftigte von der Peiner Trägergesellschaft am Warnstreik. Darüber hinaus waren Aktive aus sich solidarisierenden Betrieben mit dabei.
Die IG Metall fordert für die rund 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Eisen- und Stahlindustrie eine Erhöhung der Monatsentgelte um 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Darüber hinaus sollen die Tarifverträge zur Altersteilzeit, über den Einsatz von Werkverträgen und zur Beschäftigungssicherung verlängert werden. Einstimmig wurde das Forderungspaket von der mehr als hundertköpfigen Tarifkommission beschlossen.
"Forderungen könnten nich höher ausfallen"
"Die Forderung könnte noch höher ausfallen, denn die meisten Stahlunternehmen machen gerade Geld ohne Ende. Gerade erst hat die Peiner Trägergesellschaft ihre Gewinnerwartung für Mai nach oben geschraubt. Und bereits jetzt ist das Halbjahresergebnis aus 2021 mit 70 Millionen bereits weit übertroffen. Unser Unternehmen steht vor einem historisch einmaligen Ergebnis", berichtet Gabriele Handke, Betriebsratsvorsitzende der Peiner Träger GmbH. Ein Grund: Die Preise für Stahlprodukte sind stark gestiegen. "Wir verkaufen unsere Träger nicht - wir vertreiben sie derzeit an Höchstbietende".
"Deshalb sind die 8,2 Prozent als Forderungsempfehlung für uns unterste Kante. Die Leute spüren die gestiegenen Kosten und machen sich Sorgen. Wir werden eine solche Forderung mittragen, aber am Ende dieser Tarifrunde muss auch wirklich gutes Geld bei den Kolleginnen und Kollegen ankommen. Dafür sind wir bereit, zu kämpfen. Wir werden es krachen lassen, das verspreche ich", sagt Torsten Gutsmann, Stellvertredender Betriebsratsvorsitzender der Peiner Träger GmbH. Mit 8,2 Prozent fiele die Forderung deutlich höher aus als in vergangenen Jahren. Eine Forderung mit einer 8 vor dem Komma hatte die IG Metall für die Stahlindustrie zuletzt im Jahr 2008 erhoben. Die letzte tabellenwirksame Erhöhung gab es in der Stahlindustrie im Jahr 2019. Eine Einmalzahlung werde die IG Metall diesmal nicht akzeptieren.
Die Arbeitgeber hatten in der ersten Verhandlung 2.100 Euro als Einmalzahlung angeboten. Die IG Metall hat dieses Angebot als in Struktur und Volumen völlig unzureichend zurückgewiesen und die Arbeitgeber aufgefordert, ein Angebot vorzulegen, das eine dauerhaft wirkende Erhöhung der monatlichen Entgelte beinhaltet. Dazu waren die Arbeitgeber nicht bereit. Die dritte Verhandlungsrunde findet am Freitag statt. Hier könnte die Tarifrunde abgeschlossen werden: "Mit dem Angebot einer Einmalzahlung ist die Eskalation des Konfliktes jedoch vorprogrammiert. Dafür tragen dann die Arbeitgeber die Verantwortung", sagt Frank Raabe-Lindemann von der IG Metall Salzgitter-Peine.
mehr News aus der Region