Warntag-Irrsinn: Das skandalöse Ergebnis dieser Übung steht schon vorher fest

Während die einen diesen Warntag ernst nehmen und das volle Programm auffahren, haben die anderen den Ernst dahinter scheinbar nicht verstanden. Und andere wiederum können gar nicht anders, als hilflos dazustehen. Die Corona-Pandemie hat uns doch erst gezeigt, was passiert, wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht und die Behörden nicht an einem Strang ziehen.

Ein Kommentar von

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Am 10. September 2020 findet in Deutschland der erste bundesweite Warntag seit der Wiedervereinigung statt. Ein Tag, an dem geprobt werden soll, wie die Bevölkerung im Ernstfall vor außerordentlichen Gefahren gewarnt wird. Oder wie es das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beschreibt: "Er soll dazu beitragen, die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen zu erhöhen und damit deren Selbstschutzfertigkeiten stärken."


In Anbetracht der Tatsache wie skandalös unvorbereitet und hilflos Deutschland in die Corona-Pandemie gestolpert ist, ist es um so erstaunlicher, dass Bund und Länder nun so weitsichtig handeln und diesen Warntag initiieren. Dumm nur, dass dann jede Kommune wieder einmal ihr eigenes Süppchen daraus kochen kann und es selbst in unserer Region dramatische Unterschiede in der Art der Warnsignale geben wird.

Lesen Sie auch: Der "Warntag" naht - Warum die Sirenen vielerorts schweigen werden

Während die einen, so wie Goslar, Salzgitter und Wolfsburg, das volle Programm mit lautstark heulender Sirenen-Alarmierung auffahren wollen, können die anderen diese Warnmöglichkeit nicht einmal aktivieren, da sie in den zurückliegenden Jahren - offenbar aus Kostengründen, aber vielleicht auch einfach nur Naivität - größtenteils zurückgebaut wurden. Zu diesen Städten zählt auch Braunschweig.

Völlig irrsinnig wird es dann im Landkreis Wolfenbüttel. Zwar gibt es hier noch zahlreiche Sirenen, doch sollen diese laut Kreissprecher nicht eingesetzt werden. Viele könnten die Tonfolge gar nicht abspielen und überhaupt seien die Anlagen im Besitz der Gemeinden und nicht des Landkreises. "Die Nutzung von Sirenen zur Bevölkerungswarnung ist eine Empfehlung, keine Verpflichtung", heißt es zusätzlich. Da fragt man sich schon, ob der Landkreis als untere Katastrophenschutzbehörde willens und fähig ist, seine Bürger im Ernstfall schnellstmöglich über eine Gefahrenlage zu informieren.

Denn was ist bitte effektiver als ein durch Mark und Bein gehender Sirenenton, der mit Ausnahme von höreingeschränkten Personen, nahezu jeden binnen Sekunden in Habachtstellung versetzen dürfte? Die WarnApp Nina, die eine aktive Installation mit korrekten Einstellungen auf Smartphones zwingend vorsieht, jedenfalls nicht.

Aber eine Übung, so wie dieser Warntag, ist ja auch immer dafür da Schwachstellen zu erkennen. Wichtig ist nur, dass man das auch will und konsequent zu ergreifende Maßnahmen daraus ableitet. Da der Warntag nun einmal jährlich stattfinden soll, werden wir "schon" 2021 sehen können wie unsere Entscheidungsträger damit umgehen.


mehr News aus der Region