Weihnachtsbotschaft 2023 von Landesbischof Meyns

Landesbischof Dr. Christoph Meyns setzt in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft einen Kontrapunkt gegen die schlechten Nachrichten.

Landesbischof Dr. Christoph Meyns.
Landesbischof Dr. Christoph Meyns. | Foto: Evangelische Landeskirche Braunschweig

Region. Landesbischof Dr. Christoph Meyns setzt in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft einen Kontrapunkt gegen die schlechten Nachrichten. Er ruft dazu auf, der Realität nicht total zu verfallen und die Unterbrechung zu suchen.


„Wenn wir uns nicht unterbrechen lassen in dem Sog der schlechten Nachrichten, ist die Gefahr groß, dass wir in Fatalismus abgleiten“, schreibt er. Weihnachten könne eine Unterbrechung sein, um dem Sog zur Schicksalsergebenheit zu widerstehen. Die Geburt des Christkindes unter menschenunwürdigen Verhältnissen sei eine „Bresche in der Mauer der erdrückenden Realitäten“. Weihnachten zu feiern, bedeute, diese Bresche offenzuhalten und „den hellen Schein in unseren Herzen zu hüten“. Die Hoffnung auf Frieden, so der Landesbischof, könne wachsen gegen den Trend, wenn wir sie gemeinsam pflegen.

Die Weihnachtsbotschaft 2023 von Landesbischof Meyns im Wortlaut


"Aus dem Heiligen Land, wie Palästina in der Bibel genannt wird, kommen zurzeit fast nur schlechte Nachrichten. Sie sind uns gegenwärtig, mehr als uns lieb ist. Aus dem Heiligen Land kommt aber auch die christliche Weihnachtsbotschaft vom Frieden auf Erden. Dieses drastische Nebeneinander ist kaum auszuhalten. Es ist wie ein Riss durch die Seele.

Dieser Riss macht uns kleinlaut, er beschämt uns auch. Denn Christen haben Anteil am Antisemitismus durch die Jahrhunderte hindurch. Sollten wir deshalb besser schweigen in diesem Jahr zu Weihnachten, wo doch von Frieden gar keine Rede sein kann? Sollten wir gar ein Weihnachtsmoratorium ausrufen anstatt das Weihnachtsoratorium aufzuführen?

Der Philosoph Theodor W. Adorno hat seinerzeit dazu aufgerufen, die Realität genau wahrzunehmen, ohne ihr als Totalität zu verfallen. Wie kann das gelingen, wenn die Fakten so schlagend sind? Durch Unterbrechung! Wenn wir uns nicht unterbrechen lassen in dem Sog der schlechten Nachrichten, ist die Gefahr groß, dass wir in Fatalismus abgleiten. Das aber wäre das genaue Gegenteil von Hoffnung.

„Die Rettung hält sich an den kleinen Sprung in der kontinuierlichen Katastrophe,“ sagte Walter Benjamin einst, ein anderer deutscher Philosoph mit jüdischen Wurzeln. Unterbrechung ist eine Beschreibung von Religion. Weihnachten kann so ein „kleiner Sprung“ sein, eine Unterbrechung, die wir uns erlauben, um dem Sog zur Schicksalsergebenheit zu widerstehen. Die Geburt des Christkindes unter menschenunwürdigen Verhältnissen ist die Bresche in der Mauer der erdrückenden Realitäten.

Wir feiern die Menschwerdung Gottes. „Christ der Retter ist da“, auch wenn die Rettung noch aussteht. „Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden“. Solche Lieder wollen wir singen gegen den Augenschein, um die Bresche offenzuhalten und den hellen Schein in unseren Herzen zu hüten. Die Hoffnung auf Frieden kann wachsen gegen den Trend, wenn wir sie gemeinsam pflegen in unseren Gottesdiensten; wenn wir die Weihnachtsgeschichte lesen und aufführen, singen und beten – als gäbe es kein Heute der Nachrichten.

Frohe Weihnachten und Gottes Segen für das neue Jahr!"


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