Berlin. Kurz vor der erwarteten Einigung auf einen Gaspreisdeckel gibt es weitere Spekulationen über die entstehenden Kosten. Laut Berechnungen der Hans-Böckler-Stiftung für die Bundesregierung, über die der "Spiegel" berichtet, würde er je nach Ausgestaltung zwischen 15,6 und 36,5 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Sebastian Dullien, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Böckler-Stiftung, und zwei weitere Wissenschaftler haben die Kosten für die beiden Modelle durchgerechnet, deren Umsetzung unter Experten als am wahrscheinlichsten gilt. Modell eins ist ein sogenannter sozialer Grundsockel. Jeder Haushalt soll demnach 5.000 Kilowattstunden Gas zu einem gedeckelten Preis bekommen und 2.000 Kilowattstunden für jede weitere Person im selben Haushalt. Der Preisdeckel ließe sich laut den Experten entweder bei 14 Cent pro Kilowattstunde ansetzen, was in etwa dem aktuellen Durchschnittspreis für Endkunden entspricht.
Ein Dreipersonenhaushalt würde dadurch 2023 im Schnitt um 1.024 Euro entlastet. Eine Variante setzt den Preisdeckel bei 10 Cent an. Durchschnittliche Ersparnis für einen Dreipersonenhaushalt: 1.384 Euro. Das Grundsockelmodell wird unter anderem von der Kanzlerpartei SPD favorisiert, ebenso von Grünen-Chefin Ricarda Lang.
Auch in der 21-köpfigen Expertenkommission Gas/Wärme, die der Regierung im Oktober Vorschläge zur Begrenzung der hohen Wärme- und Gaskosten vorlegen soll, gibt es nach Informationen des "Spiegel" mehrere Befürworter. Die Menge der Kilowattstunden und die Frage, bei wie viel Cent man den Deckel ansetzt, waren aber zunächst noch offen. Für den Fall, dass ein personenscharfer Grundsockel nicht umzusetzen ist, bringen die Böckler-Experten ein zweites Modell ins Spiel. Diese besagt, dass Haushalte 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zu einem gedeckelten Preis erhalten.
Ein Dreipersonenhaushalt würde in diesem Szenario im kommenden Jahr um durchschnittlich 2.316 Euro entlastet. Die Pauschallösung wäre unbürokratischer - für den Staat aber auch deutlich teurer. Bei der Grundsockellösung ergeben sich fiskalische Belastungen von 15,6 Milliarden Euro, wenn man den Preisdeckel bei 14 Cent ansetzt. Deckelt man die Preise bei 10 Cent, kommen 21 Milliarden Euro zusammen.
Die am Vorjahresverbrauch anknüpfende Lösung führt zu Zusatzaufwendungen von 24 bis 36,5 Milliarden Euro. Annahmen für die Berechnungen sind, dass der durchschnittliche Gaspreis im kommenden Jahr bei 25,6 Cent je Kilowattstunde liegt und der Deckel nur für private Haushalte gilt. Aktuell impliziert der Großhandelspreis allerdings einen Verbraucherpreis von eher 28 bis 32 Cent. Sollte sich die Lage auf dem Gasmarkt entspannen und der Jahresdurchschnittspreis sinken, würde der Deckel günstiger.
Eine Einigung der Bundesregierung auf eine Gaspreisbremse rückt unterdessen offenbar immer näher. Laut eines Bericht des "Handelsblatts" soll sie noch am Donnerstag verkündet werden. Demnach soll für die Gaspreisbremse ein "niedriger dreistelliger Milliardenbetrag" zur Verfügung gestellt werden. Die Zeitung schriebt von einem Umfang von "150 bis 200 Milliarden Euro".
Finanziert werden soll die Maßnahme über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), wie zuvor bereits das Polit-Magazin "The Pioneer" berichtet hatte.
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