Weniger Gartenpflege: Insekten profitieren von mehr Wildwuchs


Insekten profitieren von weniger Gartenarbeit. Symbolbild: Pixabay
Insekten profitieren von weniger Gartenarbeit. Symbolbild: Pixabay | Foto: Pixabay

Region. Windschutzscheiben sind auch nach langen Fahrten noch sauber, Frühjahr und Sommer werden immer stiller. Nicht nur Experten beobachten seit längerem einen Rückgang der Gesamtmenge und der Vielfalt der Insektenarten in Deutschland. Dies teilt der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in einer Pressemitteilung mit.


„Das Insektensterben ist ein großes Thema", so Katrin Furche, Ansprechpartnerin zum Thema Insektenvielfalt im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NWLKN). Der NLWKN gebe daher mit einer neuen Broschüre - „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können" - praxisnahe Tipps, wie jeder Lebensräume für Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Heuschrecken in seinem direkten Umfeld schaffen und verbessern könne.

Es helfe schon, wenn man weniger mache, manches zulasse oder einfach ganz weglasse, zum Beispiel das regelmäßige Rasenmähen. Denn durch eine naturnahe Grünflächenpflege könnten sich artenarme, oft gemähte Rasenflächen mit der Zeit zu artenreichen Rasen oder Wiesen entwickeln. Idealerweise dünge man Rasenflächen nicht und mäht sie auch nur zwei Mal im Jahr. Um den Nährstoffgehalt des Bodens zu senken, werde das Schnittgut vom Rasen entfernt. Dadurch entstünden langfristig Lücken im Rasenfilz, die eine Keimung von Samen anderer Arten ermöglichen.

Mähroboter schädigen Insekten direkt und zerstören Blütenpflanzen; auf sie sollte man daher komplett verzichten. Einzelne Blumeninseln oder das Stehen lassen von ungemähten Streifen auf der Rasenfläche eignen sich als Rückzugsräume für Insekten. In Rasenflächen könne man Zwiebeln von Frühlingsblühern wie zum Beispiel Krokusse, Narzissen oder Sternhyazinthen setzen. Wildbienen würden diese als Nahrungsquelle im Vorfrühling schätzen. Man mähe sie erst im Sommer, wenn die Blätter vergilbt sind und die Pflanzen genug Nährstoffe in ihre Zwiebeln einlagern konnten.

Eine weitere, längerfristige Alternative sei die sogenannte Selbstbegrünung. Dazu entferne man die Rasensohle und überlasse die Rohbodenfläche der Natur. Der Bewuchs sei dann vom Samenflug der Umgebung abhängig. Oder man bringt selbst an Wegrändern gesammelte Samen auf der Fläche aus.

„Wilde Ecken" in Städten und Dörfern


Durch das Zulassen natürlicher Entwicklungen entstünden sogenannte „wilde Ecken", also Spontanvegetation auf Brachflächen, zwischen Pflasterfugen, entlang von Wegen, Mauern oder Zaunrändern, in Saumbereichen von Grünflächen oder unter Bäumen. Dort könnten sich Gräser, Brennnesseln, Taubnesseln, Disteln und andere heimische Wildpflanzen ansiedeln. Sie seien unverzichtbare Nahrungsgrundlage für auf diese Arten spezialisierte Schmetterlingsraupen und andere Larven sowie Nahrungsquelle für pollen- und nektarsuchende Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Wildbienen. Diese Selbstbegrünung ist auch in Städten und Dörfern für den Natur- und Insektenschutz von Bedeutung.

Laub für Leben


Herbstlaub auf Beeten oder Laubhaufen könnten liegen gelassen werden. Viele Schmetterlinge und andere Insekten überwintern als Puppen in diesen Laubschichten. Für den Erhalt der Arten und ihres Unterschlupfs im Laub ist es von Vorteil, wenn keine Laubsauger eingesetzt werden.

Insekten lieben es warm


Bei der natürlichen Vegetationsentwicklung sollten Gartenbereiche oder Rohbodenflächen nicht vollständig mit Büschen und Sträuchern zuwachsen. Denn dichte und stark verschattete Bereiche seien für die meisten Insekten weniger attraktiv. Für Wildbienen und andere Insekten, die ihre Eier im Boden ablegen, sollten auch immer wieder offene Bodenstellen geschaffen werden.

Eine Entwicklung von artenarmen Straßen- und Wegerändern zu artenreichen Grün- und Saumstreifen fördere ebenfalls die Insektenvielfalt und verbessert zusätzlich die Vernetzung zwischen verschiedenen Lebensräumen. Hierzu sollte der Pflegeschnitt auf zweimal im Jahr, im Juni und im September, und auf Dünge- und Spritzmittel verzichtet werden. An den Randstreifen können sich so Brennnesseln, Disteln, Kletten-Labkraut, Wiesenkerbel, Giersch ansiedeln.


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