Winzer und Weine bei Bremer

von Andreas Molau


Alle zwei Jahre richtet das Weinhaus und die Fattoria Harald L. Bremer ein großes Weinfest aus. Alle Bilder: Andreas Molau.
Alle zwei Jahre richtet das Weinhaus und die Fattoria Harald L. Bremer ein großes Weinfest aus. Alle Bilder: Andreas Molau.



Braunschweig. Am 8. und 9. Juni feierte die Familie Bremer am Efeuweg in Braunschweig wieder ihr Weinfest. Unser Redakteur schildert seine Eindrücke…

Winzer- und Weinfeste sind so eine Sache. Eine Weinprobe kann eine harte Angelegenheit sein, wenn man sich gewissenhaft an die Aufgabe macht, die einem die Situation auferlegt. Schließlich sollte man so wenig wie möglich auslassen, denn jede Statistik braucht eine gute Datenbasis. Bei Harald L. Bremer, dem Haus italiensicher Qualitätsweine, konnte ich das jetzt dieses Wochenende proben. Am 8. und 9. Juni gab es die Veranstaltung »Winzer und Weine«, die als Format rund alle zwei Jahre angeboten wird. Auf der Querumer Straße begrüßt im Moment ein Großplakat die Besucher mit einem Toskana-Traumbild und erinnert daran, dass es hier nicht nur um Weine geht bei Bremer, sondern um alles, was dieses herrliche Land südlich der Alpen kulinarisch zu bieten hat: von leckerem Honig, über Gebäck, Öle, Salamis, Pasta bis zu verführerischem Speck oder Pestos. Kurz: Alles was das Herz begehrt.


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Italienische Atmosphäre in Braunschweig[/image]

Authentische Präsentation


Das Weinfest ist eine Rarität in der Region. Denn bei Bremer werden die guten Tropfen nicht vom Großhandel geordert: Brigitta Jünke-Bremer und ihr Bruder Bodo kennen alle Hersteller und Winzer und ordern nur das, was sie schätzen. Die Familie bewirtschaftet im Übrigen selbst ein Weingut in der Toscana und Bodo Bremer zaubert mit dem Vetluna einen Wein, der inzwischen auch in Italien prämiert wurde. Weil man also so nah dran ist, kommen die Winzer ganz bereitwillig nach Deutschland und stellen ihre Arbeit vor. Der Garten hinter dem kleinen Geschäft und dem Vertriebszentrum des Onlinehändlers wirkt natürlich ganz italienisch. In der Mitte befindet sich zum Weinfest ein großes Zelt. Ringsum gibt es schattige und sonnige Plätze, die zum Verweilen einladen.


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Der Wegweiser zu italienischen Genüssen…[/image]

Kleine Knabbereien


Auf den Tischen stehen überall Wasser, Grissini zum Knabbern und allgegenwärtiges Personal verteilt leckere Häppchen mit köstlichen Brotaufstrichen, die es natürlich alle in der Fattoria zu kaufen gibt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich bin der Aufgabe nicht zur Gänze nachgekommen. Nicht alle Winzer konnte ich ob der drückenden Hitze würdigen. Obwohl das natürlich eine Ausrede ist, denn echte Verkoster schlucken ihre Tropfen vermutlich nicht. Und auch, wenn ich schon gar nicht alle Probeschlücke zur Neige trank und mit schlechtem Gewissen in die Behälter kippte: Drei Stunden sind eine verdammt lange Zeit.

Der Start am Gardasee


Mit einem Heftchen und einem Stift bewaffnet fängt man gewissenhaft und wacker an. Also passionierter Gardaseeurlauber erweise ich natürlich zuerst Paolo Pasini die Ehre und probiere nach einem wunderbar frischen Spumante Lugana Brut, einen sommerlichen Chiaretto. Der Valtènesi 2017 ist erdbeerig, fruchtig, leicht. So wie sich das für ein Rosé gehört. Dann kommt noch ein Lugana: Ebenfalls sehr lecker. Von den 15 Anbietern schaffe ich am Ende immerhin neun. Und dann ist da ja noch ein Stand mit dem normalen Bremer-Programm, das zur Verkostung auch zu den üblichen Geschäftszeiten zur Verfügung steht. Weil ich unbedingt einen Lambrusco haben wollte, ist der zum Beispiel gesetzt. Der verblüffend helle und erfrischende Vigna del Cristo ist sofort notiert und wird bei der nächsten Bestellung geordert.

Kreuz und quer durch Italien


Danach folgte die Reise kreuz und quer durch das Weinland. Elena Bidoli vertrat das gleichnamige Weingut und die Region Friaul sehr charmant. Neben wunderbaren Weinen bekam der Merlot Riserva Briccolo 2015 von mir ein besonderes Sternchen – ein Wein, der schon komplex ist und trotzdem nicht wuchtig daherkommt. Ganz im Süden glänzte Caruso & Minini aus Sizilien mit einem leichten Weißen, den Inzolia Bianco. Die Lombardei hatte einen fruchtigen Tasto die Seta Mavlasia zu bieten. Der Magdalener Classico von Franz Gojer, der aus Südtirol kommt, erinnerte an einstige Urlaube in der schönen Gegend.

Die Qual der Wahl


Andere, wie Apulien müsste man unbedingt bereisen. Schon allein, um zu schauen, woher zum Beispiel der Primitivo Salento 2015 von Francesco Mocavero herkommt. So eine Weinprobe ist eine harte Sache. Nicht nur, weil man viel mehr probieren möchte, als möglich ist. Sondern weil man sich ja am Ende für irgendetwas entscheiden muss für den eigenen Keller. Dass Giulio Pastura von der Fattoria aus dem Piemont am Ende Deutsch spricht, vereinfacht die Sache. Sein Rosato Langhe überrascht. Erwartet man sonst vor allem Erdbeeraromen bei einem Rosé, schmecke ich hier – trotz der vielen Geschmackseindrücke – eindeutig Himbeere. Und der Dolcetto, der nur so heißt und Wirklichkeit frisch und trocken, ein Wein für »alle Tage« ist, stellt sich ebenfalls als Entdeckung heraus. Gott sei Dank bin ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist. Mit dem Bus geht es zum Bohlweg und dort wird bei einem doppelten Espresso verschnauft. Was ich am Ende nun bestelle, das bleibt die Frage. Vielleicht vergewissere ich mich in den nächsten Tagen noch und probiere lieber ein zweites Mal. Direkt bei Bremer…


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