Berlin. Wirtschaftsverbände haben entsetzt auf die Leistungen im jüngsten Pisa-Test 2022 reagiert. "Die Ergebnisse sind ein neuer Pisa-Schock - und bestätigen zugleich die Erfahrungen vieler Ausbildungsbetriebe", sagte DIHK-Vize-Chef Achim Dercks dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Der Einbruch lege "die Bildungsmisere, in der sich Deutschland befindet, schonungslos offen". Unternehmen könnten "nur unzureichend ausgleichen, was in vielen Jahren zuvor nicht gelernt wurde", so Dercks. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften waren die Ergebnisse die schlechtesten, die die Industrieländerorganisation OECD je für Deutschland ermittelt hat. Nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft gefährdet der "katastrophale Einbruch" der Pisa-Ergebnisse den Technologiestandort Deutschland insgesamt, weil er "mittelfristig die Fachkräftesicherung erschwert", sagte IW-Bildungsexperte Axel Plünnecke.
Da die Risikogruppe - die, die nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllen - steige, werde es auch noch deutlich schwieriger, die Ausbildungsstellen zu besetzen. Damit "wird auch ein Erfolg der Transformation in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz stark gefährdet", warnte Plünnecke. IW-Direktor Michael Hüther fordert, dass nun keinesfalls Investitionen in Bildung unter der Haushaltskrise leiden dürften. Hier "darf es aufgrund der Schuldenbremse zu keinen Verzögerungen kommen", sagte er dem "Handelsblatt" (Mittwochausgabe).
Ludger Woeßmann, Bildungsökonom des Ifo-Instituts, nannte Pisa ein Desaster für die Volkswirtschaft, denn "die ökonomische Forschung belegt deutlich, dass diese Kompetenzen die Basis unseres wirtschaftlichen Wohlstands sind". Die Lernverluste zerstörten die Chancen der Einzelnen auf Beschäftigung und höheres Einkommen "und verringern das Wirtschaftswachstum". Das Bildungsniveau der Bevölkerung sei "der wohl wichtigste Faktor für langfristiges Wirtschaftswachstum", so Woeßmann.
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