70 Jahre Kriegsende: "Endlich war die Hölle vorbei"

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Am 11. April 1945 wurde die Stadt Wolfenbüttel von Einheiten der 9. US-Armee von der NS-Herrschaft befreit. Anlässlich der Gedenkveranstaltung der Stadt Wolfenbüttel zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in der Herzogstadt hielt Historiker Markus Gröchtemeier am Jahrestag im Lessingtheater Wolfenbüttel einen Vortrag.

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Bürgermeister Thomas Pink. Foto: Thorsten Raedlein



"Nach zwölf Jahren Chaos und Menschenverachtung war die Hölle endlich  vorbei" unterstrich Bürgermeister Thomas Pink in seinem Grußwort. Um 12.30 Uhr hätte Nazi-Bürgermeister Ramin die Stadt übergeben. Wolfenbüttel habe die US-Truppen kampflos in die Stadt rollen lassen. Beinahe kampflos, wie zwei Zeitzeugen am Ende des Vortrages berichteten. Lediglich eine Gruppe Jugendlicher aus der Hitlerjugend habe am Waldhaus mit einer Panzerfaust auf die Amerikaner gefeuert. Diese hätten dann mit einem Schuss das Waldhaus zerstört und die Jugendlichen mit einem "Klaps auf den Hintern" nach Hause geschickt. Wolfenbüttel sei so jedoch, von weiterer Zerstörung verschont geblieben.

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Rund 100 Besucher verfolgten den Vortrag im Lessingtheater. Foto:



Noch bis zum Schluss hätten jedoch NS-Führungskader auf Gegenwehr gehofft. In Wolfenbüttel habe man sich lange schwer getan, die Vergangenheit aufzuarbeiten. "Das ist Gott sei Dank vorbei", so Pink. In den 80er/90er Jahren sei die Stadt groß geworden, was die Aufarbeitung dieser Zeit anging. "Wir können stolz darauf sein, wie die Stadt sich entwickelt hat und welche Erinnerungskultur sich entwickelt hat", so Pink. Die sei man den Menschen, die gelitten haben schuldig. Parallelen zog er zu den damaligen und heutigen Flüchtlingsströmen. "Wir haben uns alle damals irgendwie zusammengerauft und daraus Gutes entwickelt. Heute gab es allein schon in diesem Jahr in Deutschland 38 Übergriffe auf Flüchtlinge oder Einrichtungen für Flüchtlinge. Das beschämt mich", sagte der Bürgermeister. An die rund 100 Besucher im Theater appellierte er daher: "Lassen Sie uns eine Willkommenskultur hier in dieser Stadt leben, denn diese Menschen, die zu uns kommen, brauchen unsere Hilfe."


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Historiker Markus Gröchtemeier. Foto: Thorsten Raedlein



Unter dem Titel "Zwischen Krieg und Frieden – Das Ende der NS-Herrschaft, alliierte Besatzungspolitik und Alltagsbewältigung in der Stadt Wolfenbüttel (1945 - 1948)" gewährt er einen Einblick in die Ereignisse der Tage unmittelbar vor und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Wolfenbüttel, skizziert die Grundzüge der vom Sicherheitsdenken bestimmten alliierten Besatzungspolitik, erste Entnazifizierungs- und Demokratisierungsmaßnahmen in Stadt und Verwaltung und die Bewältigung des Alltags sowie der Flüchtlingsproblematik in der Nachkriegszeit.

Den Vortrag zum Nachhören


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