Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Räumung des Bauplatzes für eine 40.000er- Hähnchenmastanlage in Teplingen (Lüchow-Dannenberg) durch den Investor und einige Landwirte (WolfenbüttelHeute.de berichtete) sowie der agrarindustrie-befürwortenden Positionierung des Niedersächsischen Landvolks (Landesbauernverband) auch in diesem Falle ruft die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) den Landvolk-Präsidenten Werner Hilse, sich endlich einer sachlichen Diskussion über die Auswirkungen der laufenden Agrarindustrialisierung auf Bauernhöfe, Tiere, Dörfer und Umwelt zu stellen.
„Eine trotzige Verweigerungs-, Schönfärbungs- und Durchhaltestrategie zugunsten des Baus weiterer Agrarfabriken und die hilflose Beschimpfung von Kritikern, Medien und Politikern schadet den mittelständischen bäuerlichen Betrieben und der Akzeptanz der gesamten Landwirtschaft“, so AbL-Sprecher Eckehard Niemann. Die neuerlichen rechtfertigenden Äußerungen von Landvolk-Geschäftsführer Jörn Dwehus stünden in deutlichem Gegensatz zur klaren Kritik dieser Räumungsaktion durch bäuerliche Interessenvertretungen wie Bäuerliche Notgemeinschaft, Bund Deutscher Milchviehhalter und AbL.
Landvolk-Geschäftsführer Dwehus hatte in einem aktuellen Kommentar einen 40.000er-Hähnchenmaststall als typisch mittelständisch befürwortet, die AbL-Kritik an der agrarindustriellen Tierhaltung als „verzerrend und irreführend“ bezeichnet und die Räumungsaktion mit dem Hinweis auf Eigentumsrechte und den „Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft“ gerechtfertigt. Auch AbL-Vertreter Niemann betonte die zentrale Bedeutung des bäuerlichen Eigentumsrechts, das aber – genau wie der dörfliche Frieden – vor allem durch die ruinöse und sozial isolierende Vertragsmast für Geflügelkonzerne bedroht sei. Die AbL zeigte sich erstaunt darüber, dass die ursprüngliche Kritik des Landvolk-Verbandes an der Besetzungsaktion jetzt offenbar auf Intervention der Landvolk-Führung zurückgenommen wurde.
Die AbL verwies darauf, dass die Landvolk-Spitze zuletzt bei ihrem „sogenannten Bauerntag“ in Cloppenburg kläglich mit ihrem Versuch gescheitert sei, Ministerpräsident McAllister und Agrarminister Lindemann zur Rücknahme ihres Tierschutzplans und ihrer Einschränkungen von Großmastanlagen zu zwingen. Die nachfolgende Medien- und Politiker-Schelte von Landvolk-Präsident Hilse mit Begriffen wie „Ethik-Fetischismus“ und „Mainstream-Anpassung“ seien hilflos und peinlich. Die AbL warnte Hilse davor, seinen „Weg ins gesellschaftliche Abseits“ fortzusetzen: „Eine Neuausrichtung der Landes-, Bundes- und EU-Politik zugunsten einer artgerechten Tierhaltung in mittelständisch-bäuerlichen Strukturen, mit eigener Futtergrundlage und einem Zurückdrängen von Agrarfabriken muss jetzt von allen als strategische Chance erkannt und unterstützt werden!“
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