AbL gegen “Beschönigung agrarindustrieller Geflügel-Qualhaltung”


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Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat den Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverband (NGW) aufgefordert, sich “endlich mit ernstzunehmenden Beiträgen an der öffentlichen Diskussion über die agrarindustrielle Geflügelhaltung zu beteiligen”. Mit der bisher praktizierten Schönfärberei der Qualhaltung in Agrarfabriken werde die Branche weiter im gesellschaftliche Abseits verharren, mit ihrer Überschussproduktion viele abhängige Vertragsmäster ruinieren und mit ihren Soja-Importen und ihren Dumping-Billigexporten die Existenz vieler Landwirte in den Ländern des Südens vernichten. Weiter heißt es im Pressetext, ungekürzt und unkommentiert:

Angesichts immer neuer Enthüllungen über den massiven Antibiotika-Einsatz in den Großmastanlagen und die Ausbreitung resistenter Keime würden beschönigende Floskeln der Geflügel-Lobby von Bürgern und Verbrauchern als zynisch empfunden.

Der niedersächsische AbL-Landesvorsitzende Martin Schulz kritisierte in diesem Zusammenhang scharf die Aussagen bei einer NGW-Vortragsveranstaltung in Wildeshausen, bei der der NGW-Vorsitzende Hoffrogge laut Presseberichten von einer „ethisch vertretbaren Tierhaltung“ geschwärmt habe, bei der man „nichts zu verbergen“ habe: „Wenn Daten über den Antibiotika-Einsatz nicht veröffentlicht werden“, so Schulz, „dann entlarvt sich dieses Gerede von Transparenz von selber.“ Hoffrogges positive Darstellung der Produktionssteigerung verschleiere, dass genau diese Überschüsse massiv auf die Erzeugerpreise der Vertragslandwirte drückten.

Als „abwegig“ bezeichnete die AbL die in der Presse zitierten Äußerungen des Berliner Agrarökonomie-Professors von Witzke, die Chancen der deutschen Geflügelwirtschaft lägen darin, „mehr zu produzieren und zu exportieren“ und so den Nahrungs-Bedarf der steigenden Weltbevölkerung und der armen Länder zu decken. Diese „abenteuerlichen Aussagen“ widersprächen nicht nur diametral den Forderungen des UN-Weltagrarberichts nach einer Ernährungssouveränität der Länder und deren Selbstversorgung durch die gezielte Förderung der Kleinbauern vor Ort. Von Witzke müsse eigentlich auch wissen, dass die deutschen Geflügelproduzenten auch nicht annähernd mit der Billigproduktion der brasilianischen und US-Konzerne mithalten könnten.

Als „zynische Verdrehung“ wertete die AbL auch die zitierten Äußerungen des CDU-Abgeordneten große Macke, wonach der Welthunger nicht „mit Produktionstechniken von vor 30 Jahren“ bekämpft werden könne. Die Welt, so AbL-Sprecher Schulz, könne mitnichten dadurch ernährt werden, dass Gensoja in Südamerika Kleinbauern und den Regenwald verdränge und die damit hier erzeugte Überschussproduktion mit Dumping-Exportpreisen die Geflügelhalter in armen Ländern ruinierten.

Als „oberflächliche Verbraucherbeschimpfung“ bezeichnete die AbL die von Prof. Dr. Ulrich Nöhle (TU Braunschweig) geäußerten Vorwürfe einer angeblichen „Doppelmoral“ der Konsumenten. Nöhles Empfehlungen, die angeblichen Verbrauchervorstellungen von „Omas Bauernhof“ in Richtung einer Kommunikation der Vorteile der Agrarindustrialisierung zu korrigieren, gehen laut AbL ins Leere. Wenn Nöhle angesichts der Keim- und Antibiotika-Skandale von „paradiesischen Zuständen“ einer Überflussgesellschaft rede, dann sei das genau so zynisch wie seine Diffamierung einer „ethischen Wohlstandskritik“ an den Tierhaltungsbedingungen. Eine Haltung von 20 zusammengepferchten und qualgezüchteten Masthühnern auf einem Quadratmeter, auf eigenem Kot und mit schmerzhaften Fußballenentzündungen könne man nicht schönreden.

Viele Verbraucher, so die AbL, würden mangels eindeutiger Deklaration und fehlender alternativer Angebote beim Kauf noch zur agrarindustriellen Billigstware greifen. Gleichzeitig fordere die große Mehrheit der Bürger ein Verbot agrarindustrieller Qualhaltungs-Verfahren – die mit einer artgerechten Tierhaltung verbundenen höheren Preise würden sie ebenfalls akzeptieren. Die gesellschaftliche Diskussion über ein Verbot von Qualhaltung und Agrarfabriken finde bereits ihren Niederschlag in den Debatten über das Baurecht und den Niedersächsischen Tierschutzplan. AbL-Vorsitzender Schulz: „Den Trend zu einer artgerechten Tierhaltung mit genügend Platz und Auslauf in bäuerlichen Strukturen mit eigener Futtergrundlage werden solche Agrarindustrie-PR-Veranstaltungen nicht


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