AfD-Fraktionschef zerlegt sich selbst

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AfD-Stadtfraktions-Vorsitzender Klaus-Dieter Heid. Foto: Archiv
AfD-Stadtfraktions-Vorsitzender Klaus-Dieter Heid. Foto: Archiv | Foto: regionalHeute.de

In einer Pressemitteilung prangert der AfD-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Wolfenbüttel, Klaus-Dieter Heid, erst die Stadtverwaltung und dann den Lokalredakteur der Wolfenbütteler Zeitung, Karl-Ernst Hueske, an. Er unterstellt ihnen Manipulation und Diskrimierung, doch merkt nicht, dass er eigentlich derjenige ist, der hier manipuliert und diskriminiert. Es ist schon ein erstaunlicher und zugleich unverschämter Vorgang, offenbar getrieben aus Gründen der tiefsten Frustration eines Neupolitikers.


Der AfD-Fraktionschef hat seiner Partei damit keinen Gefallen getan und die eigene Arbeit auf dramatische Art und Weise herabgewürdigt und ins Abseits gestellt. Dabei lief doch alles so gut. Mit ihrem Antrag auf eine bessere Ausleuchtung der Fahrrad-Abstellanlage am Wolfenbütteler Busbahnhof hat die AfD gezeigt, dass sie auch Kommunalpolitik kann, ohne die Wörter "Integration" oder "Flüchtlinge" anzufassen. Dass sie auf dem Weg ist, sich mit den normalen Belangen dieser Stadt auseinanderzusetzen. Es hätte der Teil eines guten Laufs sein können, wenn Heid nicht so stark gestolpert wäre, dass er sich nun nur schwerlich wieder aufrichten kann.

Wer den Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt am Dienstagabend im Ratssaal des Wolfenbütteler Rathauses verfolgte, der bekam mit, wie der Antrag der AfD-Fraktion von den politischen Mitspielern und der Verwaltung argumentativ beraten wurde. Von einer Ablehnung, nur weil es ein AfD-Antrag ist, keine Spur. Der Vertreter der Grünen war nicht abgeneigt, Linke und Piraten waren unsicher und selbst der für seine eher weniger charmante Art bekannte Vorsitzende schlug vor, den Antrag zunächst zurückzuziehen, um ihn nach einer Neubewertung der Situation wieder einbringen zu können. Eine Hilfestellung, denn nach Satzung könnte die erneute Beratung bereits abgewiesener Anträge abgelehnt werden. Es war zwar so nichts gewonnen, aber auch noch nichts verloren. Ein Vorgang den die Wolfenbütteler Kommunalpolitik parteiübergreifend seit Jahren - aus Zeiten jenseits der AfD - kennt.

Statt nun an einem Sieg zu arbeiten - immerhin kannte Heid bereits die zustimmende Meinung des Bürgermeisters - gehen die Gefühle mit ihm durch. Wie ein trotziges kleines Kind wütet er gegen die Stadtverwaltung los und erhebt schwere Vorwürfe, ohne auch nur annähernd zu bemerken auf welch falschem Pfad er sich befindet. Doch auch nachdem man ihn darauf hinweist, bleibt er außer Kontrolle und sucht sich den nächsten Schuldigen - den Lokalredakteur der Wolfenbütteler Zeitung. Und damit noch lange nicht genug, denn im Kommentarbereich unserer Online-Zeitung kommt ein neuer Grund für den eigentlichen Antrag der AfD-Fraktion ans Tageslicht: "Menschen 'südländischen Typs'", die sich am Busbahnhof aufhalten und anderen Angst einflößen.

Schade um diesen schmerzhaften Fall, denn der Antrag selbst hatte Potential und scheiterte in der ersten Runde nur am subjektiven Helligkeitsempfinden. "Dunkel war’s, der Mond schien helle, schneebedeckt die grüne Flur, als ein Wagen blitzesschnelle, langsam um die Ecke fuhr."


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