Asse: Fotos von seit 50 Jahren eingelagerten Fässern veröffentlicht

Die ersten Bilder seit Jahrzehnten sollen der BGE bei der Planung der Rückholung der radioaktiven Abfälle helfen.

Am 19. November hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) mit Hilfe einer Kamera erstmalig nach mehreren Jahrzehnten in die Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene geschaut, um die vor 50 Jahren eingelagerten Fässer und die Kammer zu bewerten.
Am 19. November hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) mit Hilfe einer Kamera erstmalig nach mehreren Jahrzehnten in die Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene geschaut, um die vor 50 Jahren eingelagerten Fässer und die Kammer zu bewerten. | Foto: BGE

Remlingen. Am 19. November 2025 hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) mit Hilfe einer Kamera erstmalig nach mehreren Jahrzehnten in die Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene geschaut, um die vor 50 Jahren eingelagerten Fässer und die Kammer zu bewerten. Darüber berichtet die BGE in einer Pressemitteilung.



Die Untersuchungen sind Teil des Erkundungsprogramms, das die BGE in mehreren Einlagerungskammern durchführt, um für die Rückholung der radioaktiven Abfälle die Planungsrandbedingungen festzulegen.

Antrag bereits 2018


Der Antrag auf Erkundung der MAW-Kammer wurde bereits 2018 gestellt. Die Planung und Genehmigung mit anschließender Umsetzung der Genehmigungsauflagen und Randbedingungen, wie beispielsweise der Installation einer neuen Filteranlage auf den heutigen Stand der Technik, inklusive der Sachverständigenprüfungen mit der atomrechtlichen Aufsicht haben mehrere Jahre gedauert.

Zum Hinablassen der Kamera wurde ein noch vorhandenes Bohrloch aus der Einlagerungszeit genutzt. Das Bohrloch verbindet die Beschickungskammer mit der Einlagerungskammer, die etwa 5 Meter unter der Beschickungsebene liegt. Für die Durchführung der Maßnahme wurde das Bohrloch durch eine Zelteinrichtung vom übrigen Grubengebäude baulich getrennt. Die MAW-Kammer wird im Unterdruck gehalten, so dass keine Radioaktivität über das während der Kamerabefahrung offene Bohrloch ins Grubengebäude gelangen kann, so die BGE. Die Maßnahmen hätten unter strenger Strahlenschutzüberwachung stattgefunden.

Verbeult und verformt


„Die ersten Bildaufnahmen zeigen, dass Teile der Firste, sogenannte Löser, aus über zehn Metern Höhe auf die Fässer gestürzt sind. Trotzdem sehen die Fässer noch überwiegend gut und intakt aus, einige sind verbeult und verformt, aber sie sind nicht aufgerissen und es sind keine Abfälle aus den Fässern herausgefallen. Was das für die Rückholplanung bedeutet, müssen wir jetzt auswerten“, sagt Iris Graffunder, Vorsitzende der Geschäftsführung der BGE.

Neben den Kameraaufnahmen wurde auch ein 3D-Scan der Kammer mit einer Sonde durchgeführt, die durch das Bohrloch bis kurz unter der Kammerdecke herabgelassen wurde. Aus den Messpunkten wird nun ein 3D-Modell aufbereitet.

Abklingverhalten der radioaktiven Abfälle


Außerdem sind Dosisleistungsmessungen mit einer hängenden kabelgebundenen Sonde durchgeführt worden. Am Einsatzort der Mitarbeiter auf der Beschickungsebene lag die Dosisleistung bei maximal 0,022 Millisievert pro Stunde in Bodennähe über dem offenen Bohrloch. An der Kammerdecke wurden jetzt Dosisleistungswerte von etwas mehr als 10 Millisievert pro Stunde gemessen. In der Kammer wurde eine maximale Dosisleistung von 167 Millisievert pro Stunde in der Nähe des Fasskegels gemessen. Im Jahr 1996 lag der dokumentierte Dosisleistungswert über dem Fasskegel noch bei etwa 400 Millisievert pro Stunde.

Der heute niedrigere Wert sei auf das Abklingverhalten der radioaktiven Abfälle zurückzuführen. Die Dosisleistungen der darunterliegenden Fässer werden bei einer Messung oberhalb des Fasskegels nur teilweise erfasst. Somit könne nicht genau ausgesagt werden, wie hoch die maximale Dosisleistung innerhalb des Kegels ist. In 1996 wurde zwischen den Fässern ein Wert von 7.300 Millisievert pro Stunde gemessen.

Die BGE müsse die Erkenntnisse gründlich auswerten. Dabei liegt das Augenmerk vor allem auf der Stabilität der Kammerdecke. Außerdem erfolgt ein Abgleich der Ist-Situation mit den zugrunde gelegten Planungsrandbedingungen, die die Basis für die bereits vorliegende Entwurfsplanung für die Rückholung der Fässer aus der MAW-Kammer waren.

Über 1.300 Fässer


In der Einlagerungskammer 8a auf der 511-Meter-Ebene lagern 1.301 Fässer, davon 1.293 Fässer mit mittelradioaktivem Abfall und 8 Fässer mit schwachradioaktivem Abfall. Die Fässer wurden von der darüberliegenden Beschickungskammer mittels einer Krananlage durch eine Bohrung in die Einlagerungskammer herabgelassen und dann ausgeklinkt. Die Kammer wurde nach der Einlagerung der Abfälle nicht verfüllt. Die Einlagerung der MAW-Fässer erfolgte zwischen August 1972 und Januar 1977.

Auslöser für die Erkundung waren – neben dem Gewinn von Erkenntnissen für die Rückholungsplanung – zwei Ereignisse in den Jahren 2015 und 2017. Damals wurden erhöhte Radioaktivitätswerte an der Abluftfilteranlage gemessen, die in der Beschickungskammer oberhalb der Einlagerungskammer aufgebaut war, um die abgesaugte Luft mit Filtern zu reinigen. Zur Klärung der Ursache sollte in die MAW-Kammer reingeschaut werden, was nun nach so vielen Jahren endlich umgesetzt werden konnte.

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