Wolfenbüttel. „Heute entscheidet sich nichts weniger, als die Zukunft der Stadtbücherei", leitete Alexandra Hupp, Leiterin des Kulturbüros, die gestrige Kulturausschusssitzung ein. Hupp stellte ein umfangreiches Konzept vor, das die Bücherei insbesondere im Zeitalter der Digitalisierung entsprechend anpassen soll. Dies stoß bei den meisten Ausschussmitgliedern auf große Zustimmung.
Bei der Präsentation des Konzepts wurde deutlich: Die klassische Bücherei gibt es so nicht mehr. Geschuldet sei dies vor allem der Entwicklung derMedien. Smartphones, Tablets, Notebooks, „damit wird das klassische Konzept einer Bücherei hinfällig", so die Leiterin des Kulturbüros. Nun müsse überlegt werden, welcher Weg in Zukunft gegangen werden soll. Klar sei, dass nicht mehr nur der Verleih von Büchern im Vordergrund stehe, sondern der generelle Mehrwert. Hupps Wunschgedanke: Die Stadtbücherei soll einStandort für Soziale Begegnungen sein. Vorbild seien hier vor allem die skandinavischen Länder, in denen dies schon seit vielen Jahren so praktiziert wird. „Wir von der Stadtbücherei wollen uns auf den Weg machen, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und nicht nur das Buch", betont Hupp.
Besseres Angebot für Pendler
Neben der Anschaffung verschiedener mobiler Endgeräte, ist dabei auch eine Rückgabebox im Außenbereich vorgesehen. So könnten auch Pendler künftig vor den eigentlichen Öffnungszeiten ihre ausgeliehenen Gegenständezurückbringen. Aber nicht nur das Zurückbringen, sondern auch die Leihe könnte künftig außerhalb der Öffnungszeiten erfolgen. SämtlicheMaßnahmen finden Sie hierin dem vollständigen Bibliothekskonzept.
Die Mitglieder des Kulturausschusses in ihrer Sitzung am gestrigen Donnerstag. Foto:
Kritik von Ordon
Obwohl das Konzept von vielen Ausschussmitgliedern sehr begrüßt wurde, konnte sich Rudolf Ordon, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion, nicht vollends mit der Zielrichtung der Bücherei anfreunden. „Hier greift man darauf zurück, die Lese- und Schreibkompetenz stärken zu wollen. Das ist eigentlich Aufgabe der Schulen und Kindergärten", so Ordon. Die Bücherei möchte künftig nämlich nicht nur Leseförderung betreiben, sondern sich auch der Sprachbildung widmen. Der FDP-Politiker möchte indes lieber beim bewährten Konzept bleiben, nämlich beim guten alten Buch.
Eine Vorstellung, die so allerdings nicht mehr umzusetzen ist, wie Bürgermeister Thomas Pink betont. „Das Buch als solches reicht leider nicht mehr", so der Bürgermeister.
Ein kleiner Teil in einem großen Mosaik
Seitdem die Bücherei im Jahr 2004 in das Gebäude am Bahnhof gezogen ist, habe es immer mal wieder kleine Änderungen und Anpassungen gegeben. Auch die Bedürfnisse wurden dabei regelmäßig neu ermittelt. Doch kleine Verbesserungen reichen nun nicht mehr aus, wieThomas Pink erläutert. „Die Gesellschaft fordert mehr und ist in Gänze in der Digitalisierung. Dem müssen wir nachkommen", betont der Bürgermeister. Gleichzeitig stellte Pink aber auch klar: Sprechen und Lesen lehren ist die Aufgabe der Eltern. Seiner Auffassung nach gelinge dies allerdingsnicht mehr so, wie früher. Umso wichtiger, dass man mithilfe der Stadtbücherei eine Hilfestellung geben kann. Pink: „Wenn wir ein bisschen auffangen können, was an anderen Stellen versäumt wird, haben wir schon einiges getan." Dem schloss sich auch Alexandra Hupp an. Abschließend betonte sie: „ Wir sind ein kleiner Teil in einem großen Mosaik. Wir können nicht alle Versäumnisse ausgleichen, allerdings ist es unser Bildungsauftrag als kommunale Einrichtung an diesen Dingen zu arbeiten."
Die Ausschussmitglieder ebneten in der anschließenden Abstimmung den Weg für die Zukunft der Stadtbücherei und gaben das Konzept einstimmig in den nächsten Ausschuss. Ehe in der kommenden Ratssitzung am 20. Juni endgültig über das Bibliothekskonzept entschieden wird, beraten sich auch der Wirtschafts- und der Verwaltungsausschuss darüber.
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