Wolfenbüttel. Etwas müde, aber durchaus zufrieden, dass sie das Projekt abgeschlossen haben, saßen die Schüler der Profil-Klasse Gesundheit und Soziales im Unterricht. 16 Schüler des zehnten Jahrgangs hatten sich auf das Projekt „Elternzeit lernen“ eingelassen (WolfenbüttelHeute.de berichtete).
Gestern, drei Tage später, sind die Schüler um einige Erfahrungen reicher und viele Stunden Schlaf ärmer. Drei Tage und zwei Nächte haben sie sich um ihre Babys gekümmert und sich selber auf die Probe gestellt. Das Resümee der Schüler: Tolle Erfahrung, aber mit dem Kinderkriegen wollen sie definitiv noch warten.
Lennart ist einer von vier Jungs, die an dem Projekt teilgenommen haben. „Es hat wirklich Spaß gemacht. Abends war es sehr anstrengend, wenn das Kind nicht schlafen wollte. Ich habe das Kind mit zum Arzt genommen und die Leute haben neugierig geschaut und dachten, es war ein echtes Kind. Mein Fazit ist, dass ich auf jeden Fall erstmal eine Ausbildung mache und dann über Kinder nachdenke“, sagt Lennart.
Chiad stellte sich als „Opa“ für das Kind seiner Klassenkameradin zur Verfügung und hat sich zeitweise um das Baby gekümmert. „Mein Enkel war schon sehr brav und es hat mir ehrlich Spaß gemacht. Aber ich war auch froh, dass das Kind nicht bei mit übernachtet hat und ich in Ruhe schlafen konnte“, so der Schüler.
Das, was Eltern wohl als Schreikind bezeichnen würden, erlebte auch Lara. Ihr Baby schrie sehr viel und brachte die Schülerin um den Schlaf. „Das Kind hat von Anfang an schon sehr viel geschrien. In der ersten Nacht habe ich nur vier Stunden geschlafen. In der zweiten sogar nur eine Stunde. Dann früh aufzustehen und in die Schule zu gehen, ist echt krass. Spaß hat es aber trotzdem gemacht“, sagt sie.
Irem hatte sich ganz bewusst gegen ein eigenes Simulations-Baby entschieden, weil sie wusste, dass ihre Geduld nicht reichen würde. Trotzdem hat sie ihren Klassenkameraden bei der Baby-Betreuung geholfen. „Ich war am Anfang sehr skeptisch, fand das Projekt aber sehr gut. Ich habe aber nicht bereut, dass ich kein eigenes Kind genommen habe. Aber als ich auf die Kinder meiner Klassenkameraden aufgepasst habe, war das schon sehr spannend“, erzählt Irem.
Laurien fand die Begegnung mit ihrem Simulations-Baby anstrengend, aber spannend. „Besonders nachts war es sehr anstrengend und nervenraubend. Wenn das Baby schreit kann man ja nicht einfach sagen, ich hab keine Lust. Man muss sich eben kümmern. Ansonsten finde ich aber schon, dass es eine gute Erfahrung war. Für mich steht fest, dass ich erstmal meine Ausbildung mache und mir dann überlege, wann ich ein Kind möchte“, so Laurien.
Projekt-Betreuerin Heike Küsel zeigt sich ebenfalls begeistert über das gelungene Projekt mit den Realschülern. „Auch wir hatten viel Spaß und haben interessierte und aufmerksame Schüler kennengelernt. Alle haben wirklich toll mitgemacht. Wir haben in diesem Jahr noch drei weitere Projekte an Schulen im Landkreis“, sagt die Jugendhilfe-Mitarbeiterin.
Am Ende des Schultages konnten die Schüler dann ihre „Babys“ wieder abgeben und ihr Projekt wurde ausgewertet. Durch den Chip an ihrem Handgelenk wurden Daten wie Füttern, Windeln, Schreiminuten und Schlafposition aufgezeichnet. „Die Auswertung bleibt aber anonym. Wir wollten keine Wertung einbringen“, erklären Heike Küsel und Monika Hartwig. Für jeden Teilnehmer gab es außerdem noch eine Fotocollage und eine Urkunde zur Erinnerung.
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