Auch in unserer Region gibt es bereits Wolfspuren (WolfenbüttelHeute.de berichtete mehrfach). Diese Geschichte ereignete aber in der Lüneburger Heide: Im Rahmen des Ausbildungsbetriebes der Bundeswehr ist es vor kurzem zu einer ersten Begegnung eines Soldaten mit Jungwölfen gekommen. Während einer Nachtausbildung traf ein Soldat im Bereich des Truppenübungsplatzes Munster Nord auf mehrere Jungwölfe. Die Tiere folgten ihm auf seinem Orientierungsmarsch in einigem Abstand über einen längeren Zeitraum.
Blieb der Soldat stehen, stoppten auch die Wölfe, ging er weiter, liefen sie ihm wieder hinterher. Als der Soldat zur Erfüllung seiner Aufgaben auf einen Turm kletterte, kam einer der Jungwölfe bis an die Leiter heran und lief erst davon, als der Soldat wieder herabkletterte und mit Füßen nach ihm trat. Mit einigem Abstand folgten die Wölfe dem Soldaten dann noch ein Stück auf seinem weiteren Weg, verloren nach einiger Zeit offensichtlich das Interesse und verschwanden in der Dunkelheit.
In enger Abstimmung mit dem Wolfsbeauftragten der Truppenübungsplätze Munster Nord und Süd hat der Standortälteste, Brigadegeneral Bernd Schütt, diesen Vorfall zum Anlass genommen, an die Soldaten Verhaltenshinweise für den Umgang mit Wölfen herauszugeben.
Da sich die Wölfe nicht nur in dem überwiegend gesperrten Bereich des Truppenübungsplatzes aufhalten, informieren die Bundeswehr Munster und die Bundesforst die Bevölkerung über diesen Vorfall. Es ist nicht auszuschließen, dass beispielsweise Pilzsammler oder Spaziergänger auf die Wölfe treffen.
[image=5e17650b785549ede64cdc24]Helge John, Wolfsberater des Bundesforstbetriebes für den Bereich Munster/Bergen stellt klar, dass die Jungwölfe, die jetzt circa sechs Monate alt sind, grundsätzlich keine Gefahr darstellen. “Die jungen Tiere sind neugierig, interessiert an allem Unbekannten!” Während “Alttiere” die Flucht ergreifen, wenn sie auf Menschen treffen oder Gefahr wittern, hierbei auch ihre Jungen zurücklassen, gehen die jungen Wölfe auf fast alles Unbekannte zu.
Für den Fall, dass Sie auf Wölfe treffen, gibt Helge John folgende Empfehlungen: “Verhalten Sie sich ruhig! Bleiben Sie stehen und halten Sie Abstand! Falls das Tier noch nicht auf Sie aufmerksam geworden ist, sprechen Sie den Wolf bestimmend an.”
Der Wolfsberater hat auch eine Bitte: Prägen Sie sich das Aussehen des Tieres gut ein, machen Sie gegebenenfalls ein Foto und teilen Sie ihre Beobachtungen mit. Helge John, der auch für weitere Fragen zur Verfügung steht, ist unter der Telefonnummer 05192/9825-19, erreichbar. Weitere Auskünfte können auch die Wolfsberater für den Heidekreis, Martin Tripp, Telefon 0170/3300940, bzw. des Landkreis Uelzen, Volker Einhorn, Telefon: 05829/216, geben.
Das niedersächsische Umweltministerium ergänzt:
Der Wolf ist in Niedersachsen wieder heimisch. Über die Herkunft der niedersächsischen Wölfe wusste man bislang allerdings wenig. Nun haben genetische Analysen von Losungs- und Haarfunden neue Erkenntnisse gebracht. “Wir wissen nun, dass die erwachsenen Wölfe bei Munster, die gerade drei Welpen aufziehen, beide aus Sachsen kommen”, sagt Britta Habbe, Wolfsbeauftragte der Landesjägerschaft Niedersachsen. “Der Rüde stammt aus dem sogenannten Seenland-Rudel, die Fähe aus einer Wolfsfamilie bei Nochten.”
Auch der Rüde, der auf dem Truppenübungsplatz Bergen im Juni nach der Auswertung von Fotofallenbildern bestätigt werden konnte, ist nun genetisch erfasst. Es handelt sich um ein Tier aus Sachsen-Anhalt. Dort ist bei Altengrabow seit einigen Jahren eine Wolfsfamilie heimisch, in der der Rüde 2009 geboren wurde. Darüber hinaus bestätigen neueste Fotofallenbilder des Bundesförsters Jörg-Rüdiger Tilk vom Bundesforstbetrieb Lüneburger Heide nun auch, dass sich auf dem Truppenübungsplatz Bergen ein weiteres Tier aufhält. Dessen Herkunft ist bislang ungewiss. “Wir haben schon seit Längerem vermutet, dass sich noch ein zweiter Wolf auf unserem Truppenübungsplatz aufhält”, sagt Tilk. “Nun hat eine Fotofalle nacheinander zwei Tiere aufgenommen.” Der Truppenübungsplatz ist militärisches Sperrgebiet, es herrscht ein strenges Betretungsverbot. Neben anderen störungsempfindlichen Arten profitiert auch der Wolf davon.
Die Heide ist allerdings nicht die einzige Region in Niedersachsen, in der Nachweise von Wölfen erbracht wurden, so die Wolfsbeauftragte Habbe. “Auch im Landkreis Cuxhaven können wir anhand von Haaren, die dort im April gefunden wurden, nachweisen, dass eine Fähe aus Altengrabow fast bis zur Küste gewandert ist. Es handelt sich hierbei um einen Einzelnachweis, ob sich das Tier in dieser Region niederlassen wird, ist noch ungewiss.”
Junge Wölfe begeben sich mit Erreichen der Geschlechtsreife auf Wanderschaft. Auf der Suche nach einem geeigneten Territorium können sie dabei mehrere Hundert Kilometer zurücklegen und bleiben für den Menschen dabei oft unentdeckt. Die genetischen Analysen bestätigen nun, dass die Tiere weite Strecken aus Sachsen und Sachsen-Anhalt gewandert sind, um in Niedersachsen Fuß zu fassen.
Der Wolf ist in Niedersachsen willkommen. Auf der Basis des niedersächsischen Wolfskonzeptes und des Kooperationsvertrages zwischen dem Land Niedersachsen und der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) wird seine natürliche Rückkehr von den Wolfsberatern und der Landesjägerschaft begleitet.
Fotos: Sebastian Koerner/NDR-Naturfilm
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