Beschleunigung des Busverkehrs: Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?

Im Rahmen des 2020 beschlossenen Stadtbuskonzeptes gab es eine Liste mit den "zehn dringlichsten Maßnahmen". regionalHeute.de fragte nach, was daraus geworden ist.

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Noch müssen die Busse am Grünen Platz ohne Schleuserampel auskommen
Noch müssen die Busse am Grünen Platz ohne Schleuserampel auskommen | Foto: Matthias Kettling

Wolfenbüttel. Nach langer Diskussion in den politischen Gremien und durch die Corona-Pandemie etwas ausgebremst, ging vor gut drei Jahren - im Oktober 2021 - das neue Stadtbuskonzept in Wolfenbüttel an den Start. Neben der Einführung des Rendezvous-Prinzipes, soll vor allem die Beschleunigung des Busverkehrs den ÖPNV attraktiver machen. Hierzu sind in dem im März 2020 beschlossenen Konzept die "zehn dringlichsten Maßnahmen" zu finden. regionalHeute.de fragte nach, wie es hier mit der Umsetzung steht.



Gleich der erste Punkt betrifft eine nicht enden wollende Geschichte. Am Grünen Platz sollte eine Busschleuse unmittelbar vor dem Knotenpunkt errichtet werden, um Bussen, die von der Haltestelle auf die Linksabbiegespur wechseln wollen, frei Fahrt zu gewährleisten. Die dafür nötige Schleuserampel an der Kreuzung Friedrich-Wilhelm-Straße / Professor-Plücker-Straße steht bereits seit Sommer 2021. Doch in Betrieb genommen wurde sie bislang noch nicht.

Verschiedene Probleme


regionalHeute.de hatte mehrmals bei der Stadt zu diesem Thema angefragt. Waren es zunächst fehlende Steuereinheiten in den Bussen aufgrund des allgemeinen Chipmangels, machte später die Abstimmung der Software und der Funk-Standards Probleme. "Es gibt weiterhin technische Probleme mit den Sendefrequenzen. Die Empfangsmodule müssen ausgetauscht werden, leider gibt es hier Lieferschwierigkeiten mit der Hardware", hieß es im Mai dieses Jahres, nachdem die für April angepeilte Inbetriebnahme erneut gescheitert war.

Auch Am Exer steht die Abfangampel schon und wartet auf ihre Inbetriebnahme.
Auch Am Exer steht die Abfangampel schon und wartet auf ihre Inbetriebnahme. Foto: Mathias Kettling


"Es hängt leider noch immer beim Hersteller des Bord-Computers und der Programmierung der Frequenzen und Kanäle", teilt die Verwaltung nun Anfang November mit. Dieses Problem betrifft auch die Punkte 2 und 3 auf der Liste der drängendsten Maßnahmen. Am Knoten Salzdahlumer Straße / Elbinger Straße und Wolfenbütteler Straße / Adenemer Weg in Ahlum wurden sogenannte Abfangampeln errichtet, die allerdings ebenfalls noch außer Betrieb sind.

So funktioniert es


Wie das funktioniert, erklärt die Verwaltung: "Die Abfangsignalisierung ermöglicht es dem Bus, der aus der Seitenstraße einbiegen will, den Hauptverkehr zu stoppen. Insbesondere als Linksabbieger kommt es sonst zu den Hauptverkehrszeiten zu erheblichen Wartezeiten und damit Verspätungen. Wenn möglich, wird dabei eine vorhandene Fußgänger-Ampel genutzt und entsprechend umgebaut. Für diese Ampel kann der Bus dann per Funksignal `Rot´ auf der Hauptstraße anfordern – so wie der Fußgänger über den Druckknopf. Der Hauptverkehrsstrom wird dann unterbrochen und der Bus kann einbiegen."

Wenn ein Bus von rechts aus dem Ademer Weg kommt, kann er - wenn die Technik einmal in Betrieb ist - durch die Ampel den Verkehr auf der Wolfenbütteler Straße stoppen.
Wenn ein Bus von rechts aus dem Ademer Weg kommt, kann er - wenn die Technik einmal in Betrieb ist - durch die Ampel den Verkehr auf der Wolfenbütteler Straße stoppen. Foto: Matthias Kettling


Doch hier kommt wieder das leidige Problem ins Spiel. Für die Signalanforderung würden von einer Bundesagentur spezielle Funkfrequenzen vergeben, die über die vom Bordcomputer des Lininenbusses dann als Anforderungssignale an die Ampel gesendet werden. Hierfür braucht es Sender in jedem Bus, Empfänger an der Ampel und die jeweilige Software in den beiden Systemen, um die genau definierten Signale zu verarbeiten. "Da sich die Struktur der Frequenzen geändert hat, muss aktuell noch Bus-Software, die es an sich bereits gibt, angepasst und zum Teil neu programmiert werden", so die Verwaltung.

Ampel an der Frankfurter Straße


Punkt 4 auf der Liste ist der Knoten Frankfurter Straße / Ringstraße / Grauhofstraße. Hier sei absehbar keine komplett neue Ampelanlage erforderlich. Stattdessen soll eine Abfangsignalisierung im Zusammenhang mit der Erneuerung und Verlegung der Fußgänger-Ampel eingerichtet werden. Ein entsprechender Antrag der Verwaltung wurde im September 2023 zurückgezogen, weil nochmal neu geprüft werden sollte. Unter anderem hatten die Grünen einen Zebrastreifen anstelle der Ampel vorgeschlagen. Doch das ist offenbar vom Tisch. "Die Bedarfsermittlung ist abgeschlossen. Die Planung der neuen Fußgängeranlage läuft derzeit. Sobald der abschließende Kostenrahmen und der Entwurf feststeht geht das in die erforderlichen Ausschüsse", heißt es aus dem Rathaus.


Bei Punkt 7 geht es um die Haltestelle „Gesundheitsamt“. Das Problem seien die engen Flächen für den Fahrgastwechsel. Ein Ein- und Ausstieg für Rollstuhlfahrer sei nicht möglich, hieß es in der Bestandsaufnahme. Dies soll durch den Umbau zu einem Buskap gelöst werden. Das heißt, der Bus hält künftig auf der Straße und die ehemalige Haltebucht kann zur Haltestelle umgebaut werden. Die Umgestaltung ist im Rahmen des Haltestellenprogramms vorgesehen. Dies sei allerdings erstmal zurückgestellt, so die Verwaltung.

"Zunächst zurückgestellt"


Die Punkte 5 und 6 - der Knoten Grauhofstraße / Adersheimer Straße und der Knotenpunkt Neindorfer Straße / Halberstädter Straße - wurden genauso "zunächst zurückgestellt" wie die Punkte 8 bis 10. Dies sind die Haltestellen „Friedhof“ (Richtung Norden) sowie „W.-Raabe-Schule“ (stadtauswärts) sowie Probleme mit Parksuchverkehr in der Wilhelm-Brandes-Straße.

Doch warum wurde die Hälfte der Punkte zurückgestellt? "Die dringlichsten Maßnahmen aus dem Beschleunigungskonzept, das mit dem Stadtbus beschlossen wurde, waren Erfahrungen aus dem bisherigen Betrieb und damit Vorabeinschätzungen für das neue Liniennetz. Wegen des Rendezvoussystems besteht eine erhöhte Anforderung an die Fahrplanstabilität. Zum Teil haben sich diese Erfordernisse aus den Betriebserfahrungen auf dem neuen Liniennetz bestätigt, zum Teil ist der Fahrplan stabiler als erwartet, so dass die Umsetzung zunächst zurückgestuft werden kann", so die Verwaltung. Die Maßnahmen blieben aber im Blick.


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