Bestattungswälder "nicht so friedlich wie gedacht" - Ausschuss spricht über Alternativen

Die Verwaltung will die Einrichtung eines Bestattungswaldes im Bereich des städtischen Friedhofes prüfen.

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Die Verwaltung möchte prüfen, ob man einen Teil des städtischen Friedhofes soweit bewalden könnte, dass er als Bestattungswald dienen kann. (Archivbild)
Die Verwaltung möchte prüfen, ob man einen Teil des städtischen Friedhofes soweit bewalden könnte, dass er als Bestattungswald dienen kann. (Archivbild) | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Dem städtischen Bauausschuss lag am gestrigen Dienstag eine Vorlage zur Kenntnisnahme vor, nach dem derzeit zwei Bauanträge für die Einrichtung von Bestattungswäldern im Stadtgebiet vorliegen und beide, so die Verwaltung, voraussichtlich abgelehnt werden. Der Rat sprach sich im März gegen die Einrichtung eines Bestattungswaldes in eigener Trägerschaft aus. Eine Alternative könnte jedoch die Einrichtung eines Bestattungswaldes auf dem Gelände des städtischen Friedhofes bieten.


Die Verwaltung stellt in der Vorlage unmissverständlich klar: Ein Verfahren zur Zulässigkeit eines Bestattungswaldes - auch in fremder Trägerschaft - wäre lang und kompliziert. Derzeit liege bei der Stadt ein Bauantrag für einen Bestattungswald im Lechlumer Holz vor. Das Vorhaben umfasse eine Fläche von rund 38,7 Hektar und liege südwestlich des Sternhauses. Der Antrag geht von ungefähr 780 Beerdigungen im Jahr aus - weit mehr als in Wolfenbüttel im Jahr sterben, wie die Verwaltung anmerkt. Anschließend an den bestehenden Parkplatz sollen weitere 15 Stellplätze auf 1.000 Quadratmetern entstehen.

Ein zweiter Bauantrag liege für einen Bestattungswald nördlich von Salzdahlum vor. Hier könnten auf rund 15 Hektar bis zu 100 Beerdigungen pro Jahr stattfinden. Als bauliche Anlage seien hier nur Parkplätze vorgesehen.

Egal wie man es dreht - Die Stadt müsste ran


Beide Bestattungswälder seien jedoch, so die Verwaltung, planungsrechtlich unzulässig, da sie laut Baugesetzbuch die Belange des Bodenschutzes beeinträchtigen. Hierfür wäre ein sogenanntes "privilegiertes Bauvorhaben" erforderlich, welches auch in Bereichen greift, für die kein qualifizierter Bebauungsplan besteht. Hierfür müssten die öffentlichen Belange und eine ausreichende Erschließung abgewogen werden. Letztlich müssen die städtischen Gremien in jedem Fall erneut an die Arbeit, um im Bauleitverfahren einen entsprechenden Bebauungsplan zu beschließen, der das Vorhaben zulässig macht. "In einem möglichen Bebauungsplanverfahren wären dann jedoch auch andere Aspekte, insbesondere Forstrecht, Natur- und Artenschutz oder Wasserrecht, abzuprüfen", erklärt die Verwaltung abschließend und empfiehlt den städtischen Ausschüssen darüber zu entscheiden, ob der Bau eines Bestattungswaldes in fremder Trägerschaft durch das Mittel der Bauleitplanung unterstützt werden sollte.

Bestattungswald auf dem städtischen Friedhof?


Die Darstellung der Verwaltung habe gezeigt, dass Bestattungsfriedhöfe oder "Friedwälder" eben so friedlich nicht seien, wenn man die Beeinträchtigung der Natur unter realistischen Bedingungen betrachtet, meint Grünen-Ratsherr Stefan Brix, erklärt aber auch: "Es gibt aber eben Bedarf an dieser Bestattungsform." Er fragt die Mitglieder der Verwaltung: "Wäre es nicht möglich auf dem städtischen Friedhof ein hinreichend bewaldetes Gebiet zu erschaffen was diese Bestattungsform anbietet?

Bürgermeister Thomas Pink, Ausschussvorsitzender Uwe Kiehne, Stadtbaurat Ivica Lukanic und Protokollführer Matthias Ahl beim Bauausschuss am gestrigen Dienstag.
Bürgermeister Thomas Pink, Ausschussvorsitzender Uwe Kiehne, Stadtbaurat Ivica Lukanic und Protokollführer Matthias Ahl beim Bauausschuss am gestrigen Dienstag. Foto: Marvin König



Der Ausschussvorsitzende Uwe Kiehne und Stadtbaurat Ivica Lukanic zeigten sich durchaus angetan von dieser Idee. Kiehne: "Vielleicht sollte man mal in Ruhe darüber nachdenken. Es gibt ja genügend freie Grabstellen, auch welche, an denen entsprechend große Bäume sind. Vielleicht gibt es Möglichkeiten das mit einzubeziehen, wenn man mit offenen Augen über Friedhof geht, sieht man eine ganze Menge." Lukanic merkte an: "Die Anregung ist spannend, wir prüfen das gerne mal. Wir haben zwar schon so etwas wie Baumbestattung, das ist aber anders organisiert."

Der Unterschied zwischen Baumbestattung und Bestattungswald


Bei einer Baumbestattung werden auf einem vorhandenen Friedhof einzelne Bäume zur Beerdigung gepflanzt. Außerdem ist hier unter Umständen auch die Bestattung in einem Sarg möglich. Bei einem Bestattungswald handelt es sich hingegen zum größten Teil um einen natürlichen Wald mit einem Ökosystem, in dem Verstorbene in einer Urne beigesetzt werden können. Wolfsburg hat kürzlich einen neu eingerichteten Bestattungswald eröffnet.


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