Bibliotheken-Schreck: Invasion der Papierfischchen?

von Nick Wenkel


Auch in der Herzog August Bibliothek sind die Tierchen zu finden. Foto: Pixabay
Auch in der Herzog August Bibliothek sind die Tierchen zu finden. Foto: Pixabay | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Als Antwort auf die Anfrage der FDP, nahm die Landesregierung Stellung zur Problematik der Papierfischchen in den regionalen Bibliotheken. Doch was sind eigentlich Papierfischchen und was kann man gegen die kleinen Störenfriede unternehmen?


Die Niederlande sind flächendeckend von Papierfischchen (Ctenolepisma longicaudata) befallen. Diese Insektenart findet in Museen und Sammlungen ideale Lebensbedingungen vor, da sie in Trockenheit und Wärme gedeiht. Insbesondere altes Papier und Textilien sind in hohem Maße gefährdet, von den Schädlingen befallen und zerstört zu werden. Das Kennisen Adviescentrum Dierplagen im niederländischen Wageningen untersucht die Verbreitung von Papierfischchen auch in Deutschland. Zu finden sind die Tierchen auf allen Kontinenten, mit Ausnahme der Antarktis. Woher genau die Art kommt, könne bislang nicht gesagt werden. Erstmalig gefunden wurden sie in den Niederlanden, um 1989.

Herzog August Bibliothek als Zuhause


Auf Nachfrage der FDP erklärt Niedersachsens Kulturministerin Dr. Gabriele Heinen-Kljajic, dass das Auftreten von Papierfischchen in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) bereits nachgewiesen sei. Die Bibliothek habe schon vor vielen Jahren ein regelmäßiges, gezieltes Monitoring im Rahmen eines „Integrated Pestmanagements" (IPM) eingeführt und im Rahmen der Bestandserhaltung eine Mitarbeiterin mit dessen Koordination beauftragt. Über ein gezieltes und dauerhaftes Monitoring als Frühwarnsystem könnten gefährdete Bereiche (insbesondere im Magazin) identifiziert werden. Schäden an den Beständen wurden bislang jedoch nicht beobachtet, was darauf hindeute, dass die standardmäßig durchgeführten Präventivmaßnahmen wirksam seien.

Bekämpfung ist Sache der Verantwortlichen


Wie Ministerin Heinen-Kljajic weiter erklärt, seien die jeweiligen Verantwortlichen fürMaßnahmen zur Bekämpfung dieser Tier selbst zuständig, gemeinsam mit denbeauftragten Schädlingsbekämpfungsfirmen. Fraßschäden durch Insekten, Larven und Nagetiere an Archivgut, die bereits bei den schriftgutproduzierenden Stellen eingetreten sind, seien ein dem Niedersächsischen Landesarchiv (NLA) seit Langem bekannt. Mit dieser Problematik befasse sich das Landesarchiv im Rahmen der Bestandspflege. Die Aufgabe der Schädlingsprävention in den eigenen Magazinen sei in den vergangenen Jahren vermehrt in den Fokus der archivischen Bestandserhaltung gerückt. Die Verhinderung von neuauftretenden Schäden durch eine fachgerechte Verpackung und Lagerung des in den NLA-Magazinen verwahrten Archivguts schließe daher auch Maßnahmen zur Prävention von Schädlingsbefall ein.

Klimawerte und Magazinhygiene


Die Archivverwaltungen des Bundes und der Länder haben zur Problematik in ihrem zuständigen Fachausschuss im Jahr 2016 Empfehlungen zur „Prävention und Behandlung von Schädlingsbefall in Archiven“ erarbeitet. Die hierin empfohlenen Maßnahmen zur Etablierung einer „Integrierten Schädlingsbekämpfung“ werden vom NLA stetigumgesetzt, sofern sie nicht bereits zuvor Standard im NLA waren. Hierzu gehören unter anderem eine sorgfältige Kontrolle der Klimawerte in den Archivmagazinen, eine gute Magazinhygiene sowie die konsequente Trennung von Magazin- und Funktionsbereichen.


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