Wolfenbüttel. Mitte August meldete die Stadt Wolfenbüttel, dass im Stadtgraben Blaualgen nachgewiesen wurden. Da dies eine potenzielle Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier darstelle, wurden Schilder aufgestellt, die vor jeglichem Kontakt mit dem Wasser warnen. Diese Schilder wurden vor kurzem abgebaut. Eine komplette Entwarnung bedeutet dies aber nicht, wie die Stadt auf Nachfrage mitteilt.
Direkt nach Bekanntwerden der Gefahr waren mit Unterstützung des THW, der Feuerwehr und des Angelsportvereins einige Maßnahmen durchgeführt worden, um den Sauerstoffgehalt des Gewässers zu erhöhen. Zuletzt hatte regionalHeute.de am 18. September über den Fall berichtet. Seinerzeit hieß es, weitere Maßnahmen zur zeitnahen Verbesserung der Situation seien in aktiver Planung. Als erster Arbeitsschritt solle hierbei die Installation eines sogenannten Olszewski-Rohrs folgen, das zur Ableitung des nährstoffreichen Tiefenwassers diene.
Problematik weiterhin gegeben
Auf unsere aktuelle Anfrage teilt die Stadt mit, dass auch wenn keine akute Gefahr bestehe, die Problematik im Gewässer weiterhin vorhanden sei. Der Stadtgraben werde weiterhin belüftet. Daher laufe auch die Fontaine noch, berichtet Stadtsprecher Thorsten Raedlein. Auch gebe es weiterhin regelmäßige Messungen. Raedlein betont, dass das Baden in dem Gewässer sowieso verboten sei und im Moment auch kein Thema sei. Zudem betont er die Gefahr, die nicht nur für den Stadtgraben durch das Füttern von zum Beispiel Enten entsteht. Mehr hierzu lesen Sie im Artikel "Unterschätzte Gefahr: So schadet Brotfütterung Tieren und Natur".
Doch es seien auch langfristige Maßnahmen geplant. Diese seien komplexer und erforderten Zeit, da auch mehrere Stellen daran beteiligt seien. Das Olszewski-Rohr sei noch nicht eingebaut worden. Dies sei Teil der Planungen. Eine einzelne Maßnahme werde auf Dauer nicht ausreichen, um das Problem zu lösen. Daher arbeite man derzeit an einem Konzept. Auch die Anpassung von Zu- und Abflüssen sei ein Teil davon. Wenn dieses fertig ist, werde es sicherlich in den entsprechenden Ausschüssen thematisiert und dann könne auch darüber berichtet werden.
Der Todesstoß für den Stadtgraben?
Zudem konfrontierten wir die Stadt mit den Aussagen eines Lesers, die wir als Resonanz auf unsere letzte Berichterstattung erhielten. Dieser behauptet unter anderem, dass ein Olszewski-Rohr in diesem Fall wenig bringen werde, da der Stadtgraben zu flach ist und es kein Tiefenwasser gebe. Ein Problem sei dagegen der falsche Fischbestand - zu wenig Raubfische, zu viele Friedfische, was zu einer Belastung durch Fischkot führe. Der Leser, der der Redaktion bekannt ist, der aber namentlich nicht genannt werden will, kommt zu der erschreckenden Perspektive: "Eine Woche Eis auf dem Gewässer wäre wohl der Todesstoß für den Stadtgraben".
Die Stadt teilt dazu mit, dass man anonyme „Expertenmeinungen" nicht kommentieren werde. "Mit dem Thema beschäftigen sich derzeit mehrere Ingenieure aus dem entsprechenden Fachgebiet und Fachleute des Angelsport-Landesverbandes, die bestens mit der Materie betraut sind und denen wir voll vertrauen, dass sie wissen, was sie tun", so Thorsten Raedlein. Konkret ein geht man lediglich zum Thema Fischbestand: "Hier gibt es deutlichen Widerspruch seitens des Angelsportvereins. Der Besatz ist deren Fachmeinung entsprechend korrekt", so Raedlein.


