Bürgerbus Schladen-Werla: Ohne Ehrenamt geht es nicht

von




Schladen. Andreas Memmert lud am gestrigen Abend zu einer umfangreichen Informationsveranstaltung in das Dorfgemeinschaftshaus Schladen ein. Informationen sollte es zum gewünschten Bürgerbus für die Gemeinde Schladen-Werla geben.


Dass der Einladung nur wenige folgten, trübte die Stimmung des Gemeinde-Bürgermeisters nicht. Memmert zeigte sich kämpferisch und sah die gestrige Veranstaltung als Generalprobe für weitere, die in den einzelnen Orten der Gemeinde folgen sollen.


Nach Memmerts Begrüßung und Einleitung folgte ein eineinhalbstündige Präsentation durch den Regional-Manager Wolfgang Kleine-Limberg. Dieser ging im Detail das Vorhaben „Bürgerbus Schladen-Werla“ durch und stellte die Machbarkeitsstudie vor, die das Land Niedersachsen von der Gemeinde Schladen-Werla einforderte.


Darin gab Kleine-Limberg Aufschluss über die Vorgehensweise, Finanzierung und Umsetzung, des durch ein Trägerverein geführte Projekt. „Mit Trägervereinen und Ehrenamt“, so Memmert, „haben wir in dieser Gemeinde in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht.“ Deshalb setzt er auch bei der Umsetzung des Bürgerbusses auf die Bevölkerung und deren Unterstützung.



Eine Linie neben der Linie


<a href= Andreas Memmert und Wolfgang Kleine-Limberg erklärten die Fakten zum Bürgerbus.">
Andreas Memmert und Wolfgang Kleine-Limberg erklärten die Fakten zum Bürgerbus. Foto: Anke Donner)


Der Bürgerbus soll dort greifen, wo im normalen Linienverkehr Lücken entstehen. Und er soll noch mehr können. Die Gemeinde plant eine Erweiterung des herkömmlichen Bürgerbusses, wie es ihn in Deutschlands Städten schon mehrfach gibt. In Schladen will man immer noch einen draufsetzten. Weg von dem Gewöhnlichen, hin zur Optimierung. In Schladen will man Vorreiter sein für eine modifizierte Art des Bürgerbusses.


So soll dieser nicht nur Personen transportieren, sondern auch Lebensmittel und Medikamente in die ländlichen Gebiete bringen. Er soll neben dem üblichen Linienverkehr so genannte Bedarfsfahrten anbieten, die den Bürger auch mal in die benachbarten Städte wie Wolfenbüttel oder Goslar bringt. Auch Ausfahrten ins Theater sollen geplant sein. Ein Bus eben, der auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt ist.


Der Bürgerbus soll jedoch in keinem Fall als Konkurrenz zu bestehenden Bus- oder Taxiunternehmen stehen. „Ganz im Gegenteil. Die Fahrten sind mit dem Busunternehmen Bachstein abgestimmt und an deren Streckennetz angebunden“, so Memmert. Bachstein könnte eine wichtige Rolle bei der Umsetzung spielen. Würde die Wartung und die Betriebsleitung übernehmen und die Konzession stellen. Eine Zusammenarbeit seitens des Busunternehmens wurde schon signalisiert.



Bedarfsermittlung mit den Bürgern


Wohin die Reise für die Bürger gehen soll, konnten sie während einer Bürgerbeteiligung und mittels eines Fragebogens mitbestimmen. Auch Workshops wurden in den Ortschaften angeboten und brachten Erstaunliches zu Tage. „Es es war toll zu sehen, was für Ziele und Ideen die Bürger haben. Es wurden Anregungen gebracht, die wir nicht berücksichtigt hätten. Es war ein toller Prozess, der sogar eine Probefahrt beinhaltete“, freut sich Memmert.


Während des Workshops und den Gesprächen mit den Bürgern fielen ganz banale, alltägliche Dinge ins Gewicht. Beispielsweise die Erreichbarkeit des Friedhofs in Hornburg und Schladen. „Der Weg zu den Friedhöfen in Hornburg oder Schladen ist für viele ältere Bewohner oft schwer zu bewältigen und sie brauchen mit unter lange, bis sie dort ankommen. Hier könnte eine Linie entstehen, die zwischen Ortskern und Friedhof pendelt“, überlegt Andreas Memmert.



Routen selber bestimmen


<a href= Der Bürgerbus soll Lücken füllen.">
Der Bürgerbus soll Lücken füllen. Foto: Anke Donner)


Der Unterschied zwischen Bürgerbus und Linienverkehr besteht maßgeblich darin, dass Routen selber festgelegt werden können. Soll die Tour von Schladen nach Hornburg beispielsweise an den Friedhöfen oder ortsansässigen Ärzten vorbeiführen, so kann sie das durchaus tun. „Wenn wir wollen, können wir praktisch überall die gelben Haltestellen-Schilder aufstellen. Wo wir möchten und wo wir sie brauchen. Und wir können zentrale Plätze in den Ortschaften schaffen und dafür beispielsweise die Marktplätze im Landkreis Wolfenbüttel nutzen“, erklärt Memmert. Dort könnte auch der Dreh-und Angelpunkt für Warenlieferungen entstehen. Bestellungen könnten aufgegeben und abgeholt werden.



Nicht kostenlos


Auch wenn der Bürgerbus durch einen Trägerverein und Ehrenamt geleitet und geführt werden soll, wird  die Nutzung des Bürgerbusses nicht kostenlos sein, sondern sich an die Preise des Linienverkehrs anschließen. Irgendwie muss er sich refinanzieren und die Kosten für Sprit eingenommen werden. Weitere Unterhaltskosten wie Wartung und Versicherung müssen über Sponsoren finanziert werden. Die Fahrer werden von ehrenamtlichen Bürgern übernommen. Das würde laut Memmert einen weiteren Vorteil bilden. „Die Menschen, die dort am Steuer des Busses sitzen, sind in der Gemeinde bekannt. Neben den Fahrten zum Einkaufen oder zum Arzt, kann man hier auch noch mal das ein oder andere Wort erzählen. Das baut Hemmungen ab, den Bus zu nutzen.“




<a href= Andreas Memmert glaubt, dass das Projekt in der Gemeinde laufen könnte.">
Andreas Memmert glaubt, dass das Projekt in der Gemeinde laufen könnte. Foto: Anke Donner)


Finanzierung durch das Land Niedersachsen


Die Anschaffungskosten für den Bürgerbus belaufen sich auf etwa 70.000 Euro. Diese werden prozentual auf das Land Niedersachsen und die Gemeinde aufgeteilt. Demnach kommt das Land für 75 Prozent der Kosten auf. Die verbleibenden 25 Prozent muss die Gemeinde Schladen-Werla aufbringen. Hier hofft man jedoch, weitere Fördermittel über den Landkreis Wolfenbüttel zu bekommen.



Das Fazit


<a href= Andreas Memmert glaubt an das Engagement der Bürger in seiner Gemeinde.">
Andreas Memmert glaubt an das Engagement der Bürger in seiner Gemeinde. Foto: Anke Donner)


Gut durchdacht und absolut machbar, so lautete das Fazit des Gemeinde-Bürgermeisters am Ende der Präsentation. „Es geht, es ist machbar und es ist finanzierbar. Es geht aber auch nur mit der Hilfe der engagierten Bürger dieser Gemeinde und wenn diese den Bus wirklich wollen“, appellierte Memmert abschließend.


Man möchte in der Gemeinde einer neuen Generation des Bürgerbusses etablieren und als gutes Beispiel für viel andere Städte vorangehen. Wenn alles nach Plan läuft, kann der Bürgerbus im Jahr 2016 starten. Bis dahin warten lange Gespräche und die Suche nach Ehrenamtlichen auf den Bürgermeister. Doch der ist guter Dinge. „Aufgrund der Resonanz auf den bisherigen Veranstaltungen, gehen wir davon aus, dass es grundsätzlich machbar ist. Eine Region ist nur so stark wie seine Bürger. Aber die Menschen dieser Region unterstützen gute Dinge, weil es hier ein riesiges Engagement gibt“, schließt Andreas Memmert.


Die Präsentation von Wolfgang Kleine-Limberg finden Sie hier als PDF-Datei Dabei ist anzumerken, dass es sich lediglich um einen Vor-Entwurf handelt. Die darin enthaltenen Busverbindungen und Fahrpläne sind nur als Beispiel gedacht. Nähere Informationen werden den Bürgern der Ortschaften zeitnah in separaten Veranstaltungen zugetragen.


mehr News aus Wolfenbüttel