Bürgermeisterwahl: CDU-Fraktionsvorsitzender unterstützt Gegenkandidaten

Der Grabenkampf in der Wolfenbütteler CDU geht weiter. Der CDU-Fraktionsvorsitzende unterstützt den parteilosen Bürgermeisterkandidaten Ivica Lukanic bei einem Wahlkampftermin und stellt sich gegen den von den Mitgliedern gewählten eigenen Kandidaten.

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Dieses Bild aus einer Pressemitteilung zeigt den parteilosen Bürgermeisterkandidaten Ivica Lukanic (links) bei einem gemeinsamen Wahlkampftermin mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Winfried Pink (rechts). Lukanic erklärte nach diesem Termin, dass er sich für den Bau einer Radwegeverbindung zwischen Ahlum und Salzdahlum mit Nachdruck einsetzen wolle.
Dieses Bild aus einer Pressemitteilung zeigt den parteilosen Bürgermeisterkandidaten Ivica Lukanic (links) bei einem gemeinsamen Wahlkampftermin mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Winfried Pink (rechts). Lukanic erklärte nach diesem Termin, dass er sich für den Bau einer Radwegeverbindung zwischen Ahlum und Salzdahlum mit Nachdruck einsetzen wolle. | Foto: Lukanic

Wolfenbüttel. In einer Pressemitteilung, die unserer Redaktion vorliegt, berichtet der parteilose Bürgermeisterkandidat Ivica Lukanic von einem Wahlkampfbesuch bei der Siedlergemeinschaft in Ahlum, um sich deren Initiative für den Bau einer Radwegverbindung zwischen Ahlum und Salzdahlum vorstellen zu lassen. Brisant dabei: Der Termin erfolgte auf Einladung und mit Unterstützung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt Wolfenbüttel, Winfried Pink. Dessen Partei schickt mit Adrian Haack bekanntlich einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen.


Auf Nachfrage von regionalHeute.de erklärt Ivica Lukanic, dass Winfried Pink ihn "unmissverständlich als Kandidaten" eingeladen habe. Und auch Pink selbst macht gegenüber unserer Redaktion keinen Hehl daraus. "Mit Schreiben vom 2. März 2021 bat mich die Siedlergemeinschaft Ahlum um Unterstützung, bei den Bemühungen um den Bau eines Radweges von Ahlum nach Salzdahlum und zwar als Ortsrats- sowie als Stadtratsmitglied. Und dieser Bitte bin ich nachgekommen. Ich habe Herrn Lukanic als sachkundigen Kandidaten eingeladen vor Ort, mit Herrn Dreger und anderen Vertretern des Siedlerbundes und mir, die Möglichkeiten auszuloten diesen Radweg zu bauen", erklärt Pink.

Winfried Pink und der CDU-Stadtverbandvorsitzende Andreas Meißler (rechts) sind bekanntlich keine Freunde.
Winfried Pink und der CDU-Stadtverbandvorsitzende Andreas Meißler (rechts) sind bekanntlich keine Freunde. Foto: Anke Donner


Der CDU-Fraktionsvorsitzende wolle bis zur letzten Minute seiner Ratstätigkeit einen geeigneten Bürgermeisterkandidaten unterstützen und dies sei für ihn der Wolfenbütteler Stadtbaurat. "Herr Lukanic ist von den bisher bekannten Bürgermeisterkandidaten der qualifizierteste. Die Begründung liegt doch auf der Hand. Er ist seit über 15 Jahren in leitender Funktion bei der Stadt Wolfenbüttel beschäftigt und kennt den 'Laden' in- und auswendig. Wer sonst?", so Pink.

Doch ist die öffentliche Unterstützung eines Gegenkandidaten mit seiner Funktion als CDU-Fraktionsvorsitzender und somit Repräsentant der Partei vereinbar? Diese Frage beantwortet Pink so: "Mir geht es überhaupt nicht um Parteipolitik. Der Bürgermeister leitet eine Verwaltungseinheit von über 1000 Mitarbeitern. Er hat eine große Verantwortung gegenüber den Bürgern dieser Stadt. Und dieses kann nur mit dem nötigen Sachverstand erfolgen und sollte nicht parteipolitisch gefärbt sein." Dies sei zudem die überwiegende Meinung der CDU-Ratsfraktion.

Die Fraktion ist ein gespaltenes Lager


Ob dem tatsächlich so ist, lässt sich nicht eindeutig herausfinden. Eine entsprechende Anfrage an alle 13 Fraktionsmitglieder blieb von der stellvertretenden Bürgermeisterin Kathrin Rühland sowie von Wolfgang Gürtler unbeantwortet. Birgit Oppermann und Lutz Kleber wollten sich öffentlich nicht äußern. Von den restlichen neun Fraktionsmitgliedern stellten sich Sabine Behrens-Mayer, Volker Müller, Kerstin Scheithauer und Eckbert Schulze hinter den Kurs ihres Vorsitzenden. Holger Bormann, Holger Helwig, Gerhard Kanter und Andreas Meißler sprachen sich dafür aus, Adrian Haack als CDU-eigenen Kandidaten zu unterstützen. Lediglich Andreas Meißler, der zugleich Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes ist und Gerhard Kanter sprachen sich klar gegen das Handeln des Fraktionsvorsitzenden Pink aus.

Adrian Haack wurde von seiner Partei einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten gewählt.
Adrian Haack wurde von seiner Partei einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten gewählt. Foto: Privat


Adrian Haack wurde auf einer Aufstellungsversammlung des CDU-Stadtverbandes am 30. Oktober 2020 bei einer Enthaltung mit 58 von 59 Stimmen gewählt. Nur wenige Stunden vor der Wahl hatten Teile der CDU-Stadtratsfraktion in einer Pressemitteilung noch gegen Haack geschossen und sich für den parteilos kandidierenden Stadtbaurat Ivica Lukanic als ihren Kandidaten ausgesprochen. Zur Versammlung selbst sind sie dann jedoch nicht erschienen und ein Gegenvorschlag wurde nicht eingebracht.


Winfried Pink und weitere Mitglieder der Fraktion lassen in ihren Antworten an unsere Redaktion jedenfalls keinen Zweifel daran, dass sie auch künftig den parteilosen Gegenkandidaten Lukanic unterstützen werden. Spekulationen im politischen Raum über einen möglichen Wechsel zu einer anderen Partei oder Wählervereinigung erteilt Pink für sich jedoch eine klare Absage: "Ich werde mich keiner anderen Partei anschließen. Ich bin Christdemokrat und bleibe das auch."

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "CDU-Grabenkampf in Wolfenbüttel: Demokratie ist nicht verhandelbar"

Aktualisiert, 23. März 2021, 11.30 Uhr

Nach Veröffentlichung dieses Artikels am 22. März erreichte uns noch die Antwort des CDU-Fraktionsmitglieds Wolfgang Gürtler. Er sprach sich für eine Unterstützung Haacks aus. Zudem gelte für Führungskräfte einer Partei sich nach einer demokratischen Wahl der Mehrheit anzuschließen.


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