BUND: “Gefährliche Erreger im Supermarkt”




In Filialen fünf großer deutscher Handelsketten hat der BUND Hähnchenfleisch unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Auf mehr als jeder zweiten Stichprobe der Hersteller “Wiesenhof”, “Sprehe” und “Stolle” waren antibiotikaresistente Bakterien (gekauft bei Edeka, Netto, Lidl, Rewe und Penny).

[image=5e1764c6785549ede64cce8d]Diese Bakterien können bei der Zubereitung des Fleischs leicht auf den Menschen übergehen (ESBL- und MRSA-Keime). Bei anfälligen Menschen können sie zu schweren Erkrankungen führen. Zudem übertragen sie ihre Unempfindlichkeit gegen Antibiotika auf andere Bakterien im Körper. Nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts sterben allein in Deutschland jedes Jahr 15.000 Menschen an Infektionen, bei denen Antibiotika nicht mehr helfen konnten.


100 Prozent der Mastkalbbetriebe in Niedersachsen erhalten Antibiotika


Laut einer Studie aus Niedersachsen wird bei 82 Prozent der Masthuhnbetriebe, 77 Prozent der Mastschweinbetriebe und 100 Prozent der Mastkalbbetriebe Antibiotika eingesetzt. Bei Putenbetrieben hätte ein Tier im Durschnitt 81 Einzelgaben erhalten.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner kündigte daraufhin durch ihren Pressesprecher Gegenmaßnahmen an. Zudem will Aigner das Arzneimittelgesetz ändern. Der BUND rief heute die Handelsketten und Supermärkte auf, mit Keimen belastetes Fleisch aus den Regalen zu verbannen und hat auf seiner Homepage einen Vordruck bereitgestellt, den Verbraucher ausfüllen und selbst aktiv werden können. Von ihren Fleischlieferanten sollten sie verlangen, dass diese umgehend zu Tierhaltungsformen ohne Antibiotika-Missbrauch wechseln. Betrieben der ökologischen Landwirtschaft und in Neulandbetrieben seien von diesen Problemen nicht betroffen, in der Rückschau aber auch nicht frei von Lebensmittelskandalen.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert unterdessen eine rasche Abkehr von der Geflügel- und auch der Schweinefleisch-Erzeugung in Agrarfabriken. Der niedersächsische AbL-Vorsitzende Martin Schulz verwies auf Untersuchungen und Berichte der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach diese Keime in Ställen mit artgerechter Haltung nicht gefunden wurden, es einen engen Zusammenhang mit dem Antibiotika-Einsatz gebe und die Keimbelastung mit der Größe der Anlagen deutlich ansteige.

So verdoppele sich die Zahl keimbelasteter Betriebe auf 63%, wenn statt 500 Mastschweinen 1.000 oder mehr Tiere gehalten würden. Nach Einschätzung der AbL dürfte die Keimbelastung in Agrarfabriken oberhalb der Grenzen des Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes, also oberhalb von 1.500 Schweinemastplätzen, 560 Sauen oder 15.000 Geflügelplätzen, noch drastisch ansteigen. Betroffen von der Keimbelastung seien nicht nur Landwirte und Tierärzte, sondern auch Anwohner von Agrarfabriken. Untersuchungen der Universität Utrecht hätten über eine Eintfernung von 1.000 Meter hinaus eine bedenklich Konzentration von Feinstaub und Keimen ergeben.

AbL-Sprecher Schulz forderte zugunsten einer artgerechten und gesunden Tierhaltung in mittelständisch-bäuerlichen Betrieben ein rasches Verbot des Neubaus von Agrarfabriken, den EU-weiten Erlass neuer Tierhaltungsvorschriften und ein Programm zur Unterbindung des Antibiotika-Missbrauchs in der Tiermast. Bei einer Großdemonstration für eine neue Landwirtschaftspolitik am 21. Januar in Berlin werde die Forderung „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ den Politikern erneut unüberhörbar präsentiert werden.

Gesunden Menschen können nach Ansicht von Medizinern diese Keime nicht anhaben. Durch Schnittwunden bei der Zubereitung in der Küche könnten diese allerdings den Menschen gefährden. Ansonsten gelten die üblichen Hygienestandards, die man auch gegen Salmonellen einhalten sollte: Fleisch gut durchbraten, Hände und Küchengeräte mit heißem Wasser gut reinigen und getrennt für Gemüse und Fleisch verwenden.

Hintergrund: http://www.bund.net/themen_und_projekte/landwirtschaft/lebensmittelpolitik/antibiotika_skandal/


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