Der BUND hat im Internet unter http://www.bund.net/ccs-stoppen eine bundesweite Online-Protestaktion gestartet, bei der die Ministerpräsidenten der genannten Länder aufgefordert werden, im Bundesrat eine Ablehnung des CCS-Gesetzes herbeizuführen. In einer Presseerklärung heißt es:
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
hat davor gewarnt, in der Nordsee Projekte zur unterirdischen Verpressung von
Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken oder Industrieanlagen zu verfolgen.
Die Anwendung der so genannten CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage)
könne schwere ökologische Schäden bei der Fauna und Flora im Meer verursachen.
Der hohe Druck, der zur Verpressung des Kohlendioxids in die Tiefe erforderlich sei sowie
chemische Reaktionen im Untergrund könnten zu CO2-Leckagen führen. Die
zwangsläufige Verdrängung großer Mengen saliner Formationswässer, also salzhaltigen
Wassers aus den unterirdischen Lagerstätten, durch das eingelagerte Kohlendioxid hätte
verheerende Folgen sowohl für eine Vielzahl von Meereslebewesen als auch für regionale
Wirtschaftszweige wie die Fischerei und den Tourismus. Möglich seien auch
Beeinträchtigungen des UNESCO-Welterbes Wattenmeer sowie Versalzungen von
Trinkwasservorkommen an der Nordseeküste.
Bedroht sei außerdem eine Vielzahl von
Riffen und Sandbänken, die zu Natura-2000-Schutzgebieten gehörten.
Der Umweltverband stellte in Hamburg ein Gutachten des Geologen Ralf Krupp mit dem
Titel Risiken der Verpressung von Kohlendioxid unter der Nordsee vor, das die
geologischen und ökologischen Gefahren der Anwendung von CCS im deutschen Teil der
Nordsee darstellt. Die Studie belege vor allem, dass die Folgen der Anwendung der CCSTechnologie
noch zu wenig erforscht seien, deshalb müsse der Bundesrat das Gesetz zur
Einführung der CCS-Technologie, das dort am 23. September auf der Agenda stehe,
grundsätzlich ablehnen, sagte die BUND-Klimaexpertin Tina Löffelsend. Ein CCS-Gesetz,
das den Schutz der Umwelt und der Menschen nicht gewährleisten kann, darf nicht
verabschiedet werden, so Löffelsend.
Der Geologe Ralf Krupp sagte zu den Risiken der CO2-Einlagerung:
Die Verpressung von
CO2 unter die Nordsee ist potentiell nicht weniger gefährlich als auf dem Festland, weil
grundsätzlich die gleichen geologischen Mechanismen wirken. Das zentrale Problem liegt
in der Verdrängung der salinen Formationswässer durch das CO2. Wenn diese hoch
salzhaltigen, anoxischen und mit teilweise giftigen Bestandteilen belasteten Wässer
aufsteigen und am Meeresboden austreten, kann das schwere ökologische Schäden
verursachen.
Die BUND-Meeresexpertin Nadja Ziebarth wies auf die besonderen Risiken von CCS für
die Meeresumwelt und das Wattenmeer hin: In der Nordsee liegen die potentiell
geeigneten CO2-Lagerstätten vor allem in Natura-2000-Schutzgebieten. In Gefahr sind
insbesondere die schützenswerten Riffe.
Und zahllose Meerestiere und Vögel haben ihre
Kinderstube im gefährdeten UNESCO-Welterbe Wattenmeer. Eine ökologisch intakte
Nordsee ist auch für die Fischerei und den Tourismus der Anrainerstaaten unverzichtbar.
Wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass von unterseeischen CO2-Lagerstätten keine
Gefahr ausgeht, dürfen solche Projekte in der Nordsee auch nicht realisiert werden, sagte
Ziebarth.
Der BUND lehnt die CCS-Technologie nicht nur wegen ihrer Risiken, sondern auch aus
energiepolitischen Gründen ab. Löffelsend erläuterte: Nicht nur, dass CCS massive
Gefahren birgt. Kohlekraftwerke werden auch mit CCS nicht sauber. Stattdessen muss in
CCS-Kraftwerken deutlich mehr Kohle verfeuert werden als in Kraftwerken ohne CCS.
CCS dient vor allem dazu, den klimaschädlichen Kohlekraftwerken ein grünes Image zu
geben und ihren Neubau zu legitimieren.
In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Sachsen-Anhalt demonstrieren
Bürgerinitiativen und Umweltverbände, darunter der BUND und seine Landesverbände,
seit längerem gegen die Pläne zur CO2-Endlagerung. Der BUND startet heute im Internet
unter http://www.bund.net/ccs-stoppen eine bundesweite Online-Protestaktion, bei der
die Ministerpräsidenten der genannten Länder aufgefordert werden, im Bundesrat eine
Ablehnung des CCS-Gesetzes herbeizuführen.
Die BUND-Studie Risiken der Verpressung von Kohlendioxid unter der Nordsee finden Sie im Internet in einer Zusammenfassung unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/klima/20110818_klima_risiken_cc
s_offshore_kurzfassung.pdf
Die Langfassung finden Sie unter:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/klima/20110817_klima_risiken_cc
s_offshore.pdf
Helga Habekost von der Celler Ortsgruppe ergänzt: “CO2 ist, wie Sie sicherlich wissen, ein Gas, aus dem in Verbindung mit Wasser Kohlensäure entsteht. Soll aus unserem Wasser/Trinkwasser zukünftig Kohlensäure werden (zumindest in den betroffenen Einleitungs-Regionen)? Zusätzlich zur Versauerung der Böden durch Stickstoff-Einträge (aus Düngemitteln und Auto-Abgasen) nun auch noch Co2 einleiten zu wollen, kann unseren Böden kumulativ schaden – das ist ungeprüft nicht hinnehmbar und die Folgen unabsehbar. Das geplante CCS-Gesetz muss gestoppt werden!”
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