Königslutter. Auf einer Fachtagung in der Rehabilitationseinrichtung Lavie in Königslutter, die in Zusammenarbeit mit der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH stattgefunden hat, diskutierten rund 150 Ärzte, Therapeuten sowie Justiz- und Jugendhilfevertreter über Drogen, Sucht und Psychose.
Kokain, Amphetamine, Halluzinogene: „Manche von diesen Substanzen wurden früher beim Militär eingesetzt, um einen kampfunfähigen Soldaten zumindest vorübergehend wieder auf die Beine zu bringen“, berichtete Prof. Dr. Ursula Havemann-Reinecke auf der Fachtagung Psychose und Sucht. Die Leiterin der Suchtmedizin der psychiatrischen Abteilung der Universität Göttingen informierte im Reha-Zentrum Lavie über Gefahren und Wirkungsweisen illegaler und legaler Drogen. Viele Substanzen würden in hohem Maße Psychosen erzeugen, so Havemann-Reinecke. Die Zusammenhänge seien noch nicht ausreichend erforscht. Havemann-Reinecke warnte auch vor legal erworbenen Stoffen, wie etwa Ersatzkräutermischungen („Spice“) oder sogenannte Badesalze, deren Zusammensetzung häufig nicht eindeutig sei. Die Medizinerin verwies aber auch auf den hohen medizinischen Nutzen mancher Substanzen, beispielsweise Cannabis für bestimmte Patienten unter einer Krebschemotherapie, bei AIDS oder Multipler Sklerose sowie Amphetamine bei ADHS.
Einsatz von Cannabis in der Medizin
In der anschließenden Podiumsdiskussion thematisierten die Experten den Einsatz von Cannabis in der Medizin. „Die Vergabe als Medikament sollte vereinfacht werden“, sagte Dr. Jürgen Seifert, Ärztlicher Direktor der Lukas-Werk Gesundheitsdienste GmbH, Mitinitiator der Fachtagung. Derzeit müssten Patienten in Deutschland vor jeder Behandlung einen komplizierten Antrag beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stellen. „Auch die Finanzierung über die Krankenkassen ist unklar und wird meist nicht übernommen.“ Lavie-Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt bedankte sich für das hohe Interesse an der Fachtagung und resümierte: „Um eine Entscheidung über die Freigabe von Cannabis zu treffen, fehlt es noch an gesicherten Erkenntnissen.“ Es handele sich um eine potentiell gefährliche Substanz, besonders für Jugendliche. Der einfachere Einsatz als Medikament sei jedoch wünschenswert.
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