Wolfenbüttel. Die CDU-Seniorenunion bemühe sich, ihr Programm auch mit historisch bedeutsamen Geschichten interessant zu bereichern. Nach „Die Welfen und ihre Geschichte“ und „Schlösser und ihre Gärten“ sei kürzlich gefolgt: „Separation und Verkoppelung“. Monika Bötel, Vorsitzende der CDU-Senioren, habe als Referent Christian Bartscht, Leiter des Wolfenbütteler Katasteramtes, begrüßen können. Von dem Vortrag berichtet der Sickter Altbürgermeister Dieter Lorenz.
Vor 200 Jahren habe der weitaus größte Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft gelebt. Der Zwang, Äcker und Wiesen gemeinsam bewirtschaften zu müssen, Abgaben in Form von Hand- und Spanndiensten und die grundherrschaftlichen Eigentumsverhältnisse seien kennzeichnend gewesen für diese Epoche. Es seien nur geringe Erträge erwirtschaftet worden, die eine wachsende Bevölkerung auf Dauer nicht mehr habe ernähren können. Die notwendigen Reformen fasse man heute unter dem Begriff „Bauernbefreiung“ zusammen. Verfechter dieser Veränderungen seien unter anderem Albrecht Daniel Thaer und Karl-August Fürst von Hardenberg, preußischer Reformer, der in der Nähe von Braunschweig geboren worden sei, gewesen. Wichtige Schritte des Veränderungsprozesses sei die Separation, das heißt, die Auflösung der gemeinschaftlich bewirtschafteten Wiesen und Felder und die Verkoppelung, also das Zusammenlegen verstreuter Ackerstücke zu großen Einheiten.
Privatisierung und Zusammenlegung von Ackerland
„Ohne Vermessung ging das nicht“, meint Christian Bartscht, der in dieser Arbeit einen Grundstein des heutigen Liegenschaftskatasters sehe. Trotzdem sei das Vermessungsergebnis damals von prominenter Seite kritisiert worden: Carl-Friedrich Gauß, Braunschweiger Mathematiker und Entwickler bahnbrechender Vermessungsverfahren, habe seine Ideen, die Vermessungen auf trigonometrische Punkte zu beziehen, nicht berücksichtigt gefunden. „Gauß hatte wie immer recht; dieser Nachteil beschäftigt uns noch heute“, so Bartscht. Denn es sei schwierig, die damaligen Vermessungsergebnisse in die heutigen Karten mit ihren gestiegenen Genauigkeitsanforderungen zu überführen.
Vorteil: Effektiver Ackerbau auf größeren Flächen
Unbestritten seien jedoch die Vorteile, die sich für die Landwirtschaft ergeben haben, denn auf den großen Parzellen habe effektiver geackert und produziert werden können. Das habe dazu beigetragen, im beginnenden Industriezeitalter die wachsende Bevölkerung mit ihrer Arbeiterschaft zu ernähren. Vergessen dürfe man aber nicht die Menschen, die zu den Verlierern gezählt haben, denen gemeinschaftlich genutzte Wiesen nun nicht mehr für ihre Nutztiere zur Verfügung gestanden und die keinen eigenen Landanspruch gehabt haben. Häufig haben sie jedoch Arbeit in der aufstrebenden Industrie gefunden.
Es gab auch Verlierer
„Somit war es alles in allem eine glückliche Reform, von der wir noch heute profitieren und die unsere Feldmarken und Dörfer tief geprägt hat“, so Bartscht in seinem Resümee. Besonders die ländlich geprägten Besucher haben viele Informationen aus der Landwirtschaftsgeschichte gehört. Den Dank der Vorsitzenden für die sehr gut angekommene Vortragsart habe starker Beifall begleitet. Monika Börtel habe an die Diskussion „Landwirtschaft im Allgemeinen und im Speziellen“ mit Landvolk-Vorsitzendem Ulrich Löhr am 17. Februar um 15.00 Uhr im Forsthaus.
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