CDU will Stellungswechsel: Lessing soll würdigen Platz bekommen

Aktuell steht die Marmorbüste von Lessing in der Tourist-Info. Dieser Platz sei nicht würdig genug.

Hier steht sie: die Büste Lessings, in der Touristinformation. (Archivfoto)
Hier steht sie: die Büste Lessings, in der Touristinformation. (Archivfoto) | Foto: Axel Otto

Wolfenbüttel. Die CDU-Stadtratsfraktion meldete sich zu Wort. Es geht um die Marmorbüste von Gotthold Ephraim Lessing. Diese steht aktuell in der Tourist-Information. Ein Platz, der ihrer Bedeutung offensichtlich nicht würdig sei, wie die CDU-Fraktion findet. Daher soll deren Aufstellungsort nun in das Foyer des Lessingtheaters verlegt werden. Einen entsprechenden Antrag möchte die CDU in die politische Diskussion des Stadtrates bringen.



Die Stadt Wolfenbüttel rühme sich als „Lessingstadt“ und mit dem bedeutenden Bibliothekar und Dichter der Aufklärung. Die derzeit in den Räumen der Tourist-Information stehende Lessingbüste aus Marmor sei als historisch einzuordnen. Das rund 250 Kilogramm schwere Kunstobjekt des Bildhauers Professor Werner Stein habe bereits ein bewegtes Leben hinter sich.

Eine bewegte Reise


Ursprünglich wurde die Büste für die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel geschaffen. Der damalige Oberbibliothekar Karl Otto von Heinemann rief damals zum 100. Todestag von Lessing (1881) in seiner Festrede zu einer Spendenaktion für eine Marmorbüste Lessings auf. Der Aufruf hatte Erfolg und die gewünschte Büste wurde bei Professor Stein in Auftrag gegeben, das fertige Kunstwerk dann in der HAB aufgestellt.

Nach dem Umbau der HAB durch Professor Krämer sei sie von Paul Raabe 1971 an die Lessingakademie gegeben worden. Als diese habe umziehen müssen, gab der damalige Leiter der Lessingakademie die Büste an Dr. Grote vom Schlossmuseum. Dieser habe die Büste dann als Dauerleihgabe an das Lessingtheater weitergereicht. Dort stand sie im Eingangsbereich bei den Kassen. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten sei sie in den Keller der Lindenhalle gekommen und von dort dann in der Tourist-Information gelandet, so fasst es zumindest der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Marc Angerstein, zusammen.

Ein würdiger Platz


"Die CDU-Fraktion beantragt, die Büste wieder an einen würdigen Platz umzusetzen: In das Theater, das nach dem Konterfei der Büste benannt wurde", so der Fraktionsvorsitzende.

Der genaue Standort der Büste im Foyer des Lessingtheaters solle von der Verwaltung mit der Theaterleitung abgestimmt werden. "Diese historische Büste ist für die Tourist-Information viel zu wertvoll und zu bedeutsam, dort würde eine kommerziell erhältliche Kunststoffbüste bei Weitem ausreichen", so Angerstein.

Herzkammer der Demokratie


Die Stadt wollte sich zu dieser Forderung auf Anfrage von regionalHeute.de noch nicht äußern. Als Begründung gab die Pressestelle das Erstinformationsrecht der Gremien an, welche sich zunächst mit dem Antrag beschäftigen können sollen: "Eine Äußerung der Verwaltung beziehungsweise des Bürgermeisters wird unter Einbeziehung der Gremien und anderer Fraktionen in den entsprechenden Fachausschüssen erfolgen. Das ist die 'Herzkammer der kommunalen Demokratie'."

Über zehn Jahre seines Lebens arbeitete und lebte Gotthold Ephraim Lessing in Wolfenbüttel und schuf hier sein bekanntestes Werk. Wolfenbüttel selbst nennt sich nicht nur in der touristischen Vermarktung Lessingstadt. Doch wo findet man den Denker und Dichter eigentlich heute im Wolfenbütteler Stadtbild? Dieser Frage gingen wir bereits vor einiger Zeit nach. Lesen Sie hier: "Lessingstadt ohne Lessing? Hier wird der große Dichter versteckt".


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