Ernte 2012: Sommerzeit ist Erntezeit - Von der Saat zur Ernte - Verlust bei 10 Prozent

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Seit einigen Wochen ziehen wieder die Mähdrescher durch das Land und fahren schnell die Ernte ein, bevor der Regen wieder kommt. In wenigen Wochen des Jahres sorgen sie für ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Unser tägliches Leben wäre ohne Brot, Brötchen und Kuchen unvorstellbar. Aber wie genau geht die Ernte vonstatten und wie wirkt sich eine vermeintlich schlechte Ernte auf die Lebensmittelindustrie aus? Zwei die es wissen sind Gerhard Schwetje, Kreislandwirt für die Region Wolfenbüttel und Volker Meier, Geschäftsführer beim Niedersächsischen Landvolk im Braunschweiger Land.

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Gerhard Schwetje zeigt die Weizenkörner von seinem Feld. Foto:



Gerhard Schwetje, Landwirt aus Cramme und Kreislandwirt für die Wolfenbütteler Region, hat vor über 30 Jahren den Bauernhof übernommen. Schnell hat er gemerkt, dass sich die Nutztierhaltung nicht so rentiert wie der Ackerbau und sattelte um. Seither bestellt er Jahr für Jahr seine Felder mit Weizen und Gerste. Viele Ernten hat er eingefahren, mal gute, mal weniger gute. "Aber wir wollen ja nicht klagen", so der Landwirt. "Im Grunde sind wir zufrieden mit der Ernte, aber es gab schon bessere." Der harte Winter tat den jungen Pflanzen nicht gut. Sinken die Temperaturen unter 20 Grad minus erfriert die frische Saat, dann müssen die Felder "umgebrochen" werden. Das heißt, die verdorbene Saat wird untergepflügt und das Feld ein zweites mal bestellt. Dann aber erst im Frühjahr. So erklärt sich übrigens der Name "Sommerweizen" oder "Wintergerste". Das beschreibt im Grunde die Saatzeit. Der Winterweizen oder die Wintergerste wird im Herbst gesät und bleibt einen Winter auf dem Feld. Erst im nächsten Frühjahr wird sie geerntet. Beim Sommerweizen oder der Sommergerste ist es umgekehrt. Die Saat wird im Frühjahr auf die Felder gebracht und im gleichen Sommer geerntet.

2012 rechnet man mit einem Verlust von 10 Prozent


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Gerhard Schwetje (rechts) vor seinem zwölf Jahre alten Mähdrescher. Der Mähdrescher hat eine Schneidbreite von 5 Meter. Foto:



Die Ernte der Wintergerste ist abgeschlossen. Gerhard Schwetje rechnet mit einem Verlust von 10 Prozent, normal sind etwa 2 Prozent einkalkuliert. "Wir konnten die Gerste in diesem Jahr erst sehr spät ernten. Durch die lange Regenzeit war es nicht möglich zu mähen", erklärt Schwantje den hohen Verlust. Das Getreide war überreif und so sind viele Ähren beim Mähen weggebrochen. Normalerweise wird mit dem Einbringen der Sommergerste schon Anfang Juli begonnen, dieses Jahr war es erst Mitte Juli. Zwei Wochen zu spät.


Wir möchten wissen, wie kann man bestimmen, wann die Ernte reif ist. "Wir haben ein Messgerät", erklärt Gerhard Schwetje. "Damit können wir den Feuchtigkeitsgehalt in den Ähren messen. Liegt der Wert bei ungefähr 15 Prozent, ist die Ernte reif." Dann ist Eile geboten bei den Ackerbauern. "Ein oder zwei Tage Regen machen uns nichts aus, aber eine lange Regenperiode ist dann schon sehr schlecht", räumt der Landwirt aus Cramme ein.

Landkreis ist in Niedersachsen führend im Getreideanbau


Anders als seine Kollegen verwendet Gerhard Schwetje seine Ernte als reines Futtermittel für seine Geflügelzucht. Im Landkreis Wolfenbüttel werden jährlich 48.000 Hektar Getreide angebaut. Rund 2.500 Hektar davon sind Wintergerste und 27.000 Hektar Winterweizen. Damit ist der Landkreis im Anbau von Getreide führend in Niedersachen. "Der Boden und das Klima in dieser Region sind sehr gut geeignet für den Getreideanbau", sagt Volker Meier vom Landvolk Braunschweig. "Deswegen entscheiden sich immer mehr Bauern für den Ackerbau und weniger für die Nutztierhaltung", erklärt er weiter.

Gerhard Schwetje bezeichnet den Winterweizen als wichtigste Frucht für den Ackerbauern. "Durch die große Anbaufläche des Wintergetreides ist natürlich der Ertrag viel größer. Der Preis ist allerdings der gleiche. Egal ob Sommer- oder Wintergetreide, ob für Futter- oder Lebensmittelindustrie, wir kriegen immer den aktuellen Preis", erzählt er.

"Der Getreidepreis ist ja weltweit problematisch, aber zurzeit recht stabil. Besser geht natürlich immer", erklärt Volker Meier. Wie sich die Ernte auf die Wirtschaft und die Preise für Mehl, Brot und Kuchen auswirkt, können die Fachmänner erst nach Abschluss der ganzen Ernte sagen.

Die Verwendung des Getreides ist unterschiedlich. Gerste wird zum größten Teil als Futtermittel verwendet. Weizen findet seine Verwendung natürlich in der Lebensmittelindustrie. "Dabei ist der Proteingehalt in den Körnern sehr wichtig. Liegt der Eiweißanteil unter zwölf Prozent, wird das Getreide zur Herstellung von Futtermittel verwendet. Nur das wirklich gute Getreide wird zur Mehlgewinnung genommen", führt Meier weiter aus.

Auf dem Feld hinter seinem Bauernhof liegt gleich ein Weizenfeld. Gerhard Schwetje zeigt die Ähren. "Die sind nicht besonders groß in diesem Jahr, aber ich will mich nicht beschweren."

[image=5e1764f9785549ede64cd8b0]Fast ist die Ernte des Weizens abgeschlossen. Dann beginnt die Rapsernte. Im September sind dann schon die Rüben dran und im Oktober der Mais. Dann werden die Felder erneut bestellt, mit Weizen und Gerste. Für das nächste Jahr, das vielleicht besser wird. Und so geht es immer weiter - von der Saat zur Ernte.


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