Das bewegte Wolfenbüttel im Jahr 2015 – Teil 2

von Jan Borner


Das war 2015: Die wichtigsten und emotionalsten Momente des Jahres gibt es hier noch einmal im Überblick.
Das war 2015: Die wichtigsten und emotionalsten Momente des Jahres gibt es hier noch einmal im Überblick.



Wolfenbüttel. Ein Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Das war 2015: Die wichtigsten und emotionalsten Momente des Jahres gibt es hier noch einmal im Überblick.

April


Nach siebenjähriger Plan- und Bauzeit feierten Studenten der Ostfalia Hochschule die Einweihung eines eigenen Windkanals zum Erforschen von Strömungen. Wie Projektleiter Falk Klinge erklärte, waren die beteiligten Studenten weltweit die ersten, die eigens einen solchen Windkanal gebaut hatten. Dreiundzwanzig Wochen effektive Bauzeit haben die gut zwanzig Studenten genutzt, um Tag und Nacht an dem Windkanal zu arbeiten, der nun zu den drei größten Kanälen in Norddeutschland zählt. Benannt nach Prof. Dr. Hans-Ulrich Meier dient der "H.‐U. Meier–Windkanal" als Prüfstand für aerodynamische Untersuchungen an kleinen Fahrzeugen, Velomobilen, Fahrrädern oder Kleinwindkraftanlagen.

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Nina Heptner gab ihr Amt als City Managerin auf. Foto: Romy Marschall)



Die ehemalige City-Managerin Nina Heptner bestätigte im April unserer Online-Tageszeitung, dass sie schon bald ihr Amt niederlegen wolle. Gut drei Jahre lang bildete sie als City-Managerin die Informationsschnittstelle für Politik, Verwaltung, Wirtschaft und den Bürgern. Sie erklärte, dass sie zwar in Zukunft weiterhin Wolfenbüttel treu bleiben, aber nun andere Aufgaben übernehmen wolle. Mittlerweile hat Nina Heptner den Verein KOMMKultur eV gegründet und damit auch bereits eine Kunstausstellung im KOMM initiiert. Neue Citymanagerin wurde ab Juli dann Kira Jahnke.

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Jubiläumsumzug der IGS Wallstraße. Foto: Anke Donner)



Die Schule an der Wallstraße feierte 130-jähriges Jubiläum. Damit ist die Schule die älteste im Stadtgebiet, was sie im Jahr 2015 gebührend feiern wollte. Der Auftakt des Jubiläums begann mit einem Umzug durch die Stadt. Mehr als 750 Schüler und Lehrer der jetzigen IGS Wallstraße zogen im April teilweise verkleidet durch die Innenstadt. Bilderweise stellten die Schüler die einzelnen Jahrzehnte der Schulgeschichte nach: Von Schülern um die Jahrhundertwende, über Krankenschwestern und Verwundete aus der Zeit, als die Schule als Lazarett diente, über die Flower-Power-Zeit bis heute.

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Zerfressenes Holz im Dach. Foto: STadt Wolfenbüttel



Aufgrund festgestellter Baumängel an tragenden Teilen der Dachkonstruktion wurden im April zwei Klassenräume der Grundschule Halchter für den Unterrichtsbetrieb gesperrt. Der Unterricht der betroffenen Klassen fand ersatzweise in den Räumlichkeiten der Bibliothek sowie der Turnhalle am Schulstandort statt. Die Schäden am Dach hatten sich im Laufe der Arbeiten als so immens herausgestellt, dass eine komplett neue Holzbalkendecke errichtet werden musste und sich die Arbeiten über das ganze Jahr 2015 hinzogen. Nachdem zunächst holzzerstörende Pilze, sowie der Befall der Holzbalken durch den Bunten Pochkäfer festgestellt worden war, wurde später nämlich auch noch Echter Hausschwamm vorgefunden, der teilweise Deckenbalken vollkommen zerstört und auch schon das Mauerwerk durchwachsen hatte.

Mai


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Fund unter der Reichsstraße. Foto: Anke Donner)



Im Zuge der Kornmarkt-Bauarbeiten wurde ein erstaunlicher Fund gemacht: Nur 80 Zentimeter unter der Reichsstraße lagen die Überreste Wolfenbütteler Bürger, die vor rund 400 Jahren auf dem ehemaligen Bürger-Friedhof der Hauptkirche begraben wurden. Darunter befand sich unter anderem eine Frau mit einem Säugling, der noch im Geburtskanal der Frau steckte. Rund 80 Gräber wurden von der Firma Arcontor aus Destedt nacheinander offengelegt und geborgen. Zwischengelagert wurden die sterblichen Überreste zunächst in dem hauseigenen Firmenbüro der Arcontor Projekt GmbH. Die sterblichen Überreste sollen laut Aussagen der Firma in Zukunft auch wieder auf dem Kirchenvorplatz der Hauptkirche bestattet werden.

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Start der Bauarbeiten am Hockey-Platz. Foto: Anke Donner)



Auf dem Hockeyplatz an der Langen Straße begannen im Mai die Bauarbeiten für das Container-Dorf. Erdschichten wurden abgetragen und neuer Boden wurde aufgeschüttet, um das Gelände zu begradigen. Anschießend wurden die Vorbereitungen für die Wasser- und Abwasserversorgung und die Stromzufuhr getroffen. Anfang Dezember sind schließlich die ersten Flüchtlinge in die Gemeinschaftsunterkunft gezogen. Ganz fertig gestellt ist die Unterkunft aber auch jetzt noch nicht. Nur ein Teil des Gebäudekomplexes ist bislang bewohnt.

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Erzieher streikten für eine Aufwertung. Foto: Sina Rühland



Ab Anfang Mai wurde gestreikt. "Aufwerten!" - Das war die Forderung von hunderten Erziehern aus der Region, die mit ihrem Streik auf unbestimmte Zeit um mehr Anerkennung und mehr Lohn kämpften. Kitas mussten vorübergehend schließen oder den Betrieb deutlich herunterfahren. Für die betroffenen Eltern bedeutete der Streik deshalb eine enorme Mehrbelastung, was sie in Wolfenbüttel unter anderem mit einem Picknick vor dem Rathaus deutlich machten. Im Juni konnten Eltern dann erst einmal wieder aufatmen. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und ver.di hatten sich darauf geeinigt, in die Schlichtung zu gehen. Damit hatte der unbefristete Streik im Sozial- und Erziehungsdienst vorerst ein Ende.

Juni


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Samuel Seferino aus Hötzum. Foto: Werner Heise



Samuel Seferino flüchtete im Oktober 2011 aus dem Südsudan nach Europa. Über Griechenland, Italien und Frankreich kam er mit dem Zug schließlich nach Deutschland, wo er Asyl beantragte, um ein neues Leben zu starten. Obwohl ihm das außergewöhnlich gut gelungen ist, droht ihm nach über vier Jahren nun die Abschiebung aus seiner neuen Heimat. Die Dorfgemeinschaft und die Kirchengemeinde Sickte setzten sich für Samuel Seferino ein, sammelten Unterschriften und wendeten sich mit einem Brief an die Härtefallkommission, um dem Innenministerium Niedersachsens klar zu machen, dass er zur Gemeinde gehört. Falls die Kommission den Fall als Härtefall anerkennt, dann wird letztlich das Landesinnenministerium entscheiden, ob Samuel Seferino bleiben darf. Eine Entscheidung steht noch immer aus.

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Summertime Festival im Seeliger Park. Foto: Sina Rühland



Mehr als 1500 Besucher tanzten im Juni zwischen Regentropfen und Sonnenstrahlen im Seeliger Park. Ein junges und musikbegeistertes Publikum feierte auf dem mittlerweile fünften Summertime-Festival mit aufstrebenden und bekannten Indie-Alternative-Bands. Das Eintages-Festival schaffte es so wieder abwechslungsreiche Independent-Musik in die Kleinstadt zu holen. Um das Festival möglich zu machen, waren über 100 ehrenamtliche Helfer am Start. Der Gründer des Summertime-Festivals, Dwayne Roberts, trat zwei Monate später dann aus zeitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurück. Weitergehen wird es dennoch. Die Stadtjugendpflege möchte das Festival trotz des Ausstiegs von Dwayne Roberts auch in den nächsten Jahren weiterführen.

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Eltern protestieren mit ihren Kindern vor dem Rathaus. Foto: Jan Borner)



Die Stadt Wolfenbüttel hatte im Juni entschieden, die während des Kita-Streiks bezahlten Kita-Gebühren an die vom Streik betroffenen Eltern zurück zahlen. „Dies ist eine Auslegung unserer Kita-Satzung, mit der wir Wolfenbüttels Anspruch als familienfreundliche und bürgernahe Stadt untermauern möchten", erklärt der zuständige Stadtrat Thorsten Drahn. Mit dieser Entscheidung reagierte die Stadt Wolfenbüttel auf die zunehmenden Beschwerden von Eltern, die von den wochenlangen Streiks der Erzieher betroffen waren, in vielen Fällen Urlaub nehmen mussten, um ihre Kinder betreuen zu können und trotz des Streiks zunächst die Kita-Gebühren weiter zahlen mussten.

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Ein Kreuz mahnt: "Die Toten kommen" Foto: Jan Borner



Und plötzlich stand ein Grab in der Wolfenbütteler Innenstadt. Hintergrund war die Aktion „Die Toten Kommen“ von der Berliner Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“, die es auch bis nach Wolfenbüttel geschafft hatte. Mit der Grabaufschrift "Grenzen töten" sollte das mit Steinen und Erde angelegte Grab vor dem Bankhaus Seeliger symbolisch Kritik an der Grenzpolitik Europas äußern. Über mehrere Wochen lag das Grab da, brachte Fußgänger dazu, stehen zu bleiben, Fotos zu machen und sich zu Fragen, wo es herkam und warum es da war. Die Totengräber waren in diesem Fall allerdings keine direkten Mitglieder der Berliner Künstlergruppe. Auf Anfrage unserer Online-Tageszeitung erklärte das Zentrum für politische Schönheit nämlich: „Das waren andere schöne Menschen“.


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