Wolfenbüttel. Am Montag hatte Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink einen offenen Brief an das Ehepaar Gottschalk, das vergangene Woche mitgeteilt hatte, Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Bürger Museums gestellt zu haben, veröffentlicht (regionalHeute.de berichtete). Darin kritisiert er das Vorgehen der Gottschalks scharf und droht seinerseits mit juristischen Schritten. Zu diesem Thema erreichte uns nun eine Pressemitteilung der FDP-Fraktion im Rat der Stadt. Diese begrüßt Pinks Reaktion und hofft nun auf ein Ende dieser "unendlichen Geschichte".
"Nach mehr als einem halben Jahr hat sich nun erfreulicherweise auch bei Bürgermeister Thomas Pink die Erkenntnis durchgesetzt, dass es dem Hannoveraner Ehepaar bei seinem Kampf gegen das Wolfenbütteler Bürger Museum und seine Leitung vor allem darum geht, sein eigenes, einseitiges Geschichtsbild durchzusetzen", schreibt Fraktionsvorsitzender Rudolf Ordon, der bereits zuvor das Museum gegen seine Kritiker verteidigt hatte. Allerdings komme Pinks Einsicht seiner Ansicht nach etwas spät. "Wenn das Wolfenbütteler Stadtoberhaupt sich bereits Ende vergangenen Jahres mit dem Ehepaar und seinem Umfeld kritisch auseinandergesetzt hätte und auf die Kritik der FDP an deren Vorgehen eingegangen wäre, wäre allen Beteiligten viel erspart geblieben", so Ordon, der hofft, dass der "Kampf der Kritiker des Wolfenbütteler Bürger Museums" nun zu einem Ende komme.
"Absurdität der Behauptung wird bei Rundgang deutlich"
Den Vorwurf, das Museum betreibe seit drei Jahren eine Ausstellung, die dem Bereich der Volksverhetzung zuzurechnen sei, sowie die Strafanzeige bezeichnet Ordon als absurd. Die Familie Gottschalk habe in der Vitrine „Fallschirmseide und Aluminiumkochtöpfe“ ein weiteres Ausstellungsstück entdeckt, das nicht in ihr einseitiges und beschränktes Geschichtsbild passe. "Jedem unbefangenen Besucher wird die Absurdität der Behauptung einer Volksverhetzung bei einem Rundgang deutlich werden", ist sich Ordon sicher.
Mit der Anzeige hätten die Gottschalks das Fass zum Überlaufen gebracht und auch dem Bürgermeister die Augen geöffnet. Habe man anfangs noch ein gewisses Verständnis dafür aufbringen können, dass der Familie Gottschalk die Darstellung der Judenverfolgung von 1933 bis 1939 nicht ausreichend gewesen sei, so sei der jetzige Schritt völlig absurd. "Sie begreift offensichtlich nicht, dass sie mit diesem irrationalen Vorgehen ihrem eigentlichen Ansinnen, auf Antisemitismus und Rassismus aufmerksam zu machen, einen Bärendienst leistet. Schade, dass sie nicht mehr ernst genommen werden kann. Schön, dass der Bürgermeister dies inzwischen auch erkannt hat", lautet das Fazit von Rudolf Ordon.
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