Wolfenbüttel. Voll besetzt war die Aula des Diakonie-Kollegs am Exer schon zur Begrüßung. Schulleiter Harald Röleke eröffnete den Tag der offenen Tür vor mehr als 150 Besuchern - und freute sich sehr: "Schließlich hatten wir kurz vorher noch überlegt, ob wir wegen Eisglätte nicht besser absagen sollten."
Doch der Erfolg gab ihm recht. Ohnehin stellt Röleke in letzter Zeit eine ständig steigende Nachfrage nach dem Angebot des Diakonie-Kollegs fest, das erst vor einigen Jahren an den Exer zog und seit Sommer 2015 seine vollständige Kurs- und Jahrgangsstärke erreicht hat. "Trotzdem geht es weiter", berichtete er am Samstag. "Wir steigen ab 2016 bei der Erzieher-Ausbildung in die Zweizügigkeit ein." Ein Kursus für Seiteneinsteiger, der erstmals im Februar startet, seit im Nu überbucht worden. "Alle 27 Plätze waren im Handumdrehen belegt." Dieser Kurs läuft ein Jahr, ein zweiter soll nun nach den Sommerferien starten. "Mit dieser Nachfrage haben wir nicht gerechnet", schilderte Röleke seine Überraschung. Vor allem junge Menschen mit Abitur hätten sich gemeldet, aber auch viele mit Berufserfahrung. "Seit das Kita-Gesetz die Drittkraft eingeführt hat, steigt die Nachfrage." Auch eine Förderung durch das Land sei nun möglich. "Wir sind bei der Vermittlung von Fördermitteln gern behilflich."
Harald Röleke bei der Begrüßung in der Aula des Diakonie-Kollegs. Foto:
Die praktische und fast schon spielerische Vermittlung von Wissen praktizierten die Schüler beim Tag der offenen Tür selbst. Alle Bereiche öffneten ihre Türen - und hatten sich im Vorfeld etwas Originelles einfallen lassen. Da zeigte zum Beispiel ein Keimtest auf, wie wichtig die Desinfektion im medizinischen Bereich ist - und nicht nur da. Es gab auch das anschauliche begehbare Modell, an dem sich die Nervenströme vom Gehirn in die Extremitäten erkennen ließen - und deren Störung, wenn sich im Kopf ein Blutpfropfen bildet.
Der Schulchor eröffnete den Tag der offenen Tür. Foto: Privat
Witzig und anschaulich zugleich ging es in der Sprachförderung zu. Dort wurde mit Handpuppen aus Socken gearbeitet (siehe Foto), was alles andere als ein Kinderspiel ist. "Diese Puppen helfen gerade verschlossenen Kindern, sich dem Thema zu öffnen", erklärten die Schüler und Schülerinnen der Sprachförderung. Sie haben die Puppen im Deutschunterricht selbst angefertigt und geben ihnen nicht nur Namen, sondern regelrechte Identitäten. "Das ist wichtig, um die Rolle vor den Kindern glaubwürdig und durchgehend einhalten zu können." Zielgruppe können Migrantenkinder sein, ebenso Kinder mit Behinderung oder Spachstörung - sie alle hören den Puppen oft lieber zu als den dominanteren Lehrern, sozusagen auf Augenhöhe. "Die Puppe vermittelt Regeln und macht, was wichtig und richtig ist", schilderten die Kolleg-Schüler, "zum Beispiel beim Zähneputzen."
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