Die ganze Familie gut betreut: Das Familienzentrum Karlstraße ist mehr als eine Kita

von Christina Balder




Wolfenbüttel. „In der Wahrnehmung Vieler sind wir immer noch eine normale Kita“, beklagt Claudia Dreischhoff. Sie leitet das Familienzentrum Karlstraße - da seit drei Jahren schon ein Familienzentrum ist. Am Samstag hatte das Zentrum seine Türe für die Öffentlichkeit geöffnet, um zu zeigen, was genau das ist, so ein Familienzentrum.

Es geht nicht nur um die Kinder. Dreischhoff und ihre 30 pädagogischen Mitarbeiter kümmern sich genauso um die Eltern der Kleinen. Denn auch die brauchen manchmal Hilfe - mit der Erziehung, mit der Sprache, bei der Frage, wie viel Fernsehen gut ist für das Kind.

Das Familienzentrum Karlstraße liegt in einem „Quartier mit Handlungsbedarf“, wie es Dreischhoff ausdrückt. Das heißt, die Kinder kommen aus Familien mit ganz bunt gemischten Hintergründen. Akademikereltern gibt es ebenso wie einkommensschwache, eher bildungsferne Familien, die die unterschiedlichsten Probleme mitbringen. Auch Familien, die erst vor kurzem aus Krisengebieten geflüchtet sind und erst mühsam die deutsche Sprache lernen müssen, können hier mit Hilfe von Dolmetschern oder anderen Eltern in den Dialog mit den Erziehern treten.

Die Eltern können den ganzen Tag in der Einrichtung bleiben

Besonders betont Dreischhoff die Augenhöhe, auf der dieser Dialog stattfinden müsse. „Die Eltern sind Experten ihrer Kinder“, sagt sie. „Sie kennen ihr Kind viel länger als wir und machen ganz automatisch vieles richtig.“ Damit sie aber sehen, was man noch alles tun kann, können sie den ganzen Tag in der Tagesstätte bleiben und zuschauen. „Das unterscheidet uns außerdem von anderen Kindertagesstätten“, erklärt die Leiterin. Für manche Mütter sei das besonders wichtig, um Vertrauen in die Einrichtung zu fassen.

Es gehe nicht darum, zu zeigen, was ein Kind noch nicht könne, sagt Dreischhoff. „Jedes Kind ist einzigartig“, besagt einer der Grundsätze der Einrichtung, die nach dem sogenannten „Early Excellence-Ansatz“ arbeitet. „Wir weisen die Eltern auf die Fähigkeiten und Interessen, also die Ressourcen ihres Kindes hin“, erklärt Claudia Dreischhoff. „Auf die Schwächen der Kinder kommen die Eltern schon selbst.“

Von der Krippe bis zum Hort

Die Eltern nähmen die Beratungsangebote sehr gut an, sagt sie. Einmal pro Monat gibt es eine Erziehungsberatung. Zusammen mit Partnern wie der Evangelischen Familienbildungsstätte, dem Gesundheitsamt, dem Jobcenter und anderen können die Eltern sich zu den unterschiedlichsten Themen informieren.

148 Kinder zwischen 12 Monaten und 14 Jahren kommen regelmäßig ins Familienzentrum - von der Krippe bis zum Hort. Damit für all diese Familien all diese Angebote finanziert werden können, hat das Zentrum ein um 40.000 Euro höheres Budget als normale Kindertagesstätten, sagt Dreischhoff.  Sie sei der Stadt als Trägerin sehr dankbar für die gute Unterstützung.


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