Die Geschichte eines gejagten Jungen

von Robert Braumann


Thomas Darchinger las aus dem Buch von Solly Ganor. Foto: Bannier | Foto: Bannier

Wolfenbüttel. Am Dienstag fand in der Aula der Carl-Gotthard-Langhans-Schule eine Lesung zum Buch von Solly Ganor statt. Er hat eine Autobiografie geschrieben. Darin berichtet er aus seiner Kindheit im KZ, das er als einziger seiner Familie überlebte.


Die Veranstaltung fand im Rahmen einer Lese-Tour zu dem Buch Solly Ganor - Das andere Leben, Die Geschichte eines jüdischen Jugendlichen im Deutschland des III. Reiches statt. Schauspieler Thomas Darchinger übernahm die Lesung und wurde von Musiker Wolfgang Lackerschmid auf einem Vibraphon begleitet. Der 88-jährige Ganor war nicht nach Wolfenbüttel gekommen. CGLS-Schulleiter Peter Walte hatte die Veranstaltung eröffnet, die von den Lehrern Sylvia Riesner und Christian Grotefend organisiert wurde. "Insgesamt gibt es fünf Lesungen in ganz Niedersachsen, es ist fast ein Lottogewinn, dass wir die Ehre hatten und dabei sein durften", so Riesner.



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An der Veranstaltung nahmen rund 350 Schüler verschiedener Bildungsgänge der CGLS teil. Sie hatten sich im Politikunterricht auf die Veranstaltung vorbereitet. Die Stimmung beschrieb Riesner als ruhig und konzentriert. "Am Anfang hatten die Jugendlichen ein wenig Probleme sich auf das Zusammenspiel von Vibraphon und Lesung einzustellen, weil es doch etwas außergewöhnliches ist. Dann herrschte aber eine ruhige, gespannte Atmosphäre." Im Nachgang hätten einige geäußert, dass sie die Darstellungen berührt und betroffen gemacht hätten. "Viele konnten sich nicht vorstellen, wie grausam das Leben zu dieser Zeit auch für Kinder habe sein können", erzählt sie.

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Sylvia Riesner, Wolfgang Lackerschmid, Peter Walte und Thomas Darchinger, Foto: Bannier



In der Veranstaltungsreihe an der CGLS werden in losen Abständen „externe Experten“ zu politischen Themen in die Schule eingeladen. Die Veranstaltung soll einen Beitrag zur historischen und politischen Bildung der Jugendlichen leisten - besonders im Hinblick auf Werteausbildung wie persönliche Wertschätzung im individuellen Umgang und Teilnahme, Erhalt und Weiterentwicklung unserer freiheitlichen Demokratie im politischen Umgang.

Zum Inhalt des Buches:

Solly Ganor ist 13 Jahre alt, als die deutschen Truppen im Sommer 1941 in seine Heimatstadt Kaunas (Litauen) einfallen. Von einem Tag auf den anderen ist die Kindheit des jüdischen Jungen zu Ende. Er wird mit seiner Familie ins Ghetto getrieben und muss zusehen, wie Freunde und Verwandte bei zahlreichen so genannten „Aktionen“ der neuen Machthaber zur Vernichtung selektiert oder auf der Stelle ermordet werden. Der Junge lernt zu überleben und ist schon hundertmal gestorben, ehe er nach der Auflösung des Ghettos im Sommer 1944 zunächst ins Lager Stutthof (bei Danzig) und von dort in ein Außenlager des KZ Dachau deportiert wird.

Inmitten einer bayerischen Bilderbuchlandschaft, im Lager Utting am Ammersee, erfährt Solly am eigenen Leibe, was Nationalsozialisten unter „Vernichtung durch Arbeit“ verstehen. Vor den anrückenden Alliierten wird er mit den wenigen noch lebenden Häftlingen auf einem der berüchtigten Todesmärsche in Richtung Alpen getrieben und unterwegs von amerikanischen Soldaten befreit. Es ist die Geschichte eines gejagten Jungen.


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