Wolfenbüttel. Kürzlich fand am THG in Wolfenbüttel eine Autorenlesung zum Thema Mauerfall statt. Dr. Renatus Deckert, ein Zeitzeuge der DDR und Autor hatte aus seinem Buch "Die Nacht, in der die Mauer fiel. Schriftsteller erzählen vom 9. November 1989" vorgelesen. Dies berichtet das THG in einer Pressemitteilung.
Die Schulleiterin des Theodor-Heuss-Gymnasiums Sandra Feuge zeigte sich begeistert: "Das waren spannende Berichte." Außerdem habe Deckert über sein Leben als Pfarrerskind in der DDR berichtet.
Der Literaturwissenschaftler sei in der fünften und sechsten Stunde in der Aula des THG zu Gast geswesen. Ungefähr 130 Schüler der Sekundarstufe II hätten interessiert zugehört. Dementsprechend sei auch der Applaus ausgefallen.
Geboren 1977 in Dresden, aufgewachsen in einem Pfarrhaus, sei er beim Mauerfall 1989 gerade einmal zwölf Jahre alt gewesen.
In dieser Zeit habe er die typischen Erfahrungen vieler DDR-Bürger machen müssen. Da wären zum Beispiel die Erinnerungen an die Stasi oder die wirkmächtige Propaganda, ja „Gehirnwäsche“ der SED, die 1989 nicht mehr zu übersehenden Demonstrationen und der immer größer werdende Protest der Bevölkerung.
Der Wunsch nach mehr Demokratie und Meinungsfreiheit habe sich 1989 nach Deckert nicht mehr aus den Köpfen der Oppositionellen verschiedener Herkunft entfernen lassen. Die Parteiführer der SED wären immer stärker als diktatorisch wahrgenommen worden. Das vermeintliche "bessere Deutschland entpuppte sich als Gefängnis", urteilte Deckert.
Sein Traum wäre es dagegen gewesen, Amerika zu bereisen. In der DDR sei die Reisefreiheit auf die sozialistischen „Bruderstaaten“ beschränkt gewesen. Als am 9. November die Mauer fiel, seien auch viele Schranken gefallen.
Mehrere Autoren schrieben über ihre Erfahrungen
Anhand von Deckerts Bericht sei deutlich geworden, wie kritisch Deckert die DDR rückblickend bewertet. Für ihn bedeute es immer noch ein „komisches Gefühl“, an diese Zeit zurückzudenken. Gleichzeitig bereite ihm die aktuelle Entwicklung Ostdeutschlands ebenfalls Sorge. Nach dem autobiografischen Teil habe eine kurze Lesung aus Deckerts Sammelband begonnen. 25 Autoren aus Ost und West lassen die historische Nacht des 9. Novembers Revue passieren. In persönlichen Texten, die eigens für dieses Buch geschrieben wurden, würden sie erzählen, was sie erlebten, fühlten und wie sie sich heute daran erinnern. Unter anderem Friedrich Christian Delius, Durs Grünbein, Uwe Tellkamp und Richard Wagner hätten ihre Erfahrungen geschildert. Zwischendurch hätten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit gehabt, Fragen zu stellen. Vor allem die Methoden der Stasi sei auf Interesse gestoßen. Gleiches galt auch dafür, wie Deckert und sein familiäres Umfeld persönlich von der Diktatur betroffen waren. Auf jede der Fragen sei ausführlich geantwortet worden, sodass die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse der jüngeren deutschen Vergangenheit vertiefen konnten.
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