Die Nazi-Atombombe: Lagern ihre Überreste in der Asse?

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung kann Nazi-Atommüll im havarierten Endlager Asse II nicht ausschließen. Wahrscheinlicher sei jedoch, dass der Abfall im Meer liegt.

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(Archivbild)
(Archivbild) | Foto: Alexander Panknin

Wolfenbüttel. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs forschten auch die Nationalsozialisten am Bau einer Atombombe. Dass sie beim Versuch, eine kontrollierte nukleare Kettenreaktion hervorzurufen scheiterten, ist unumstritten. Für Aufruhr sorgte in den letzten Jahren immer wieder ein Artikel von 1974 aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ), laut dem das spaltbare Material aus den Versuchen der Nazis in der Asse versenkt worden sein könnte. Trotz intensiver Aufarbeitung aller verfügbaren Unterlagen kann die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) dieses Gerücht jedoch nicht bestätigen.


Neu ist diese Spekulation nicht. Bereits 2011 berichtete die Süddeutsche Zeitung über den Fund des alten Zeitungsartikels in den Gorleben-Archiven. Auch die Grünen im Landtag beschäftigten sich damit. In dem Artikel gibt der damalige stellvertretende Betriebsleiter des Atommülllagers Asse II, Alwin Urff, folgende Erklärung ab:

"Als wir 1967 mit der Einlagerung begannen, hat unsere Gesellschaft als erstes radioaktive Abfälle aus dem letzten Krieg versenkt, jene Uranabfälle, die bei der Vorbereitung der deutschen Atombombe anfielen."


Urff ist inzwischen verstorben. Rückfragen zu dieser Behauptung lassen sich also nicht stellen. Ein lokaler Umweltaktivist, der namentlich nicht genannt werden möchte, beteiligte sich in einer Fachzeitschrift an den Spekulationen. Gegenüber regionalHeute.de räumt er jedoch ein, dass die Aussage "kaum belastbar" sei. Dass noch Dokumente gefunden werden, halte er für unwahrscheinlich. Das sei "in den allgemeinen Vertuschungs-Bestrebungen in der Nachkriegszeit nicht zu erwarten."

Inhalte der Fässer kaum dokumentiert


Insbesondere in der Anfangszeit der Asse war die Dokumentation der versenkten chemischen und nuklearen Abfälle eher mangelhaft. Hierzu schrieb Udo Dettmann, Aktivist und ehemaliger Ratsherr der Samtgemeinde Elm-Asse in einem Artikel: "Der angelieferte Asse-II-Atommüll wurde anhand der Strahlung an der Außenseite der Fässer kategorisiert. Auf den Inhalt kam es also nicht an; bei ausreichend dicker Wandstärkte konnte vielmehr alles Mögliche in die Fässer gefüllt werden." Auf eine Dokumentation der Inhaltsstoffe sei vollständig verzichtet worden. "Explizit angegeben werden musste lediglich, ob Plutonium enthalten sei - aber auch dann ohne Mengenangabe." Insgesamt wurde zwischen 1967 und 1987 knapp 126.000 Fässer mit schwach- bis mittelradioaktivem, sowie chemischem Abfall in bis zu 750 Metern Tiefe versenkt. Die Aufarbeitung der gelagerten Gefahrstoffe ist bis heute nicht abgeschlossen.

Nazi-Atommüll vermutlich eher im Meer versenkt


Eine Theorie lautet, dass Urff viel eher gemeint habe, dass der Nazi-Atommüll im Meer "versenkt" worden sei. Wie BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer gegenüber regionalHeute.de berichtet, sei diese Erklärung auch die plausibelste. Ins gleiche Jahr der Inbetriebnahme der Asse (1967) fällt nämlich die Fahrt des englischen Frachters Topaz, der laut einer Recherche der Grünen im Landtag aus dem Jahr 2008 deutschen Atommüll in Emden aufgenommen und vor Portugal im Meer versenkt hat. Das ist zwar der einzig dokumentierte Fall mit Beteiligung von Atommüll von deutschem Boden, verboten wurde die Praxis der Atommüll-Verklappung jedoch erst im Jahr 1992. "Ich würde schätzen, dass was immer von den Nazis übrig ist tendenziell eher im Meer gelandet ist", so Dehmer dazu. Der Weisheit letzter Schluss sei das aber nicht: "Wir haben zwar sehr viel Aufarbeitung bei der vorhandenen Abfalldokumentation gemacht, auf dieses Thema (Anm. d. Red.: Atommüll aus Forschungsprojekten der Nationalsozialisten) sind wir dabei aber nicht gestoßen." Dehmer erklärt abschließend: "Bei der Asse würde ich aber gar nie irgendwas ausschließen. Da haben wir schon die unglaublichsten Dinge erlebt."


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