Die Zukunft des Seeliger-Parks: Ein Ort für die Bürger

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Landschaftsarchitekt Kai-Uwe Grahmann wurde von der Stadt mit der Erstellung eines Parkpflegewerkes für den Seeliger-Park beauftragt. Unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung der Parkanlage soll daraus dann ein Gestaltungsziel sowie ein entsprechendes Handlungskonzept für die künftige Parkunterhaltung der für Wolfenbüttel repräsentativen Parkanlage entworfen werden. In der jüngsten Bauausschuss-Sitzung sollte darüber beraten werden. Da das 170 Seiten starke Werk noch nicht umfassend in den Fraktionen beraten werden konnte, wurde die Beratung des Konzeptes auf einen späteren Termin verschoben. 




Der Park sei eine "Perle in der Innenstadt", sagte Bürgermeister Thomas Pink. An der Erhaltung und Rekonstruktion des Parks bestehe aus wissenschaftlichen, künstlerischen und geschichtlichen Gründen ein besonderes öffentliches Interesse, erklärte der städtische Baumexperte Manfred Dicks, der die Pläne vorstellte.

1893 fing alles an


1893 erwarb Louis Seeliger aus der Erbmasse den Seeliger-Park und ließ seiner Familie durch den Architekten Constantin Uhde aus Braunschweig eine exponierte Neorenaissancevilla auf dem Lindenberg errichten. Die Villa mit ihrem räumlichen Programm und ihrer Lage wurde zum Zentrum des Parks, von der man weite Blicke in die Umgebung hatte. Der Park und vor allem das nähere Umfeld der Villa wurden mit aufwendigen Aussichtsterrassen, Freitreppen, Sondergärten und Zierbeeten im mediterranen Stile gestaltet. Nachteilig wirkte sich in den folgenden Jahren die zunehmende Bebauung des Umfeldes mit Industrie- und Verkehrsanlagen aus, obwohl man dieses in der damaligen Zeit eher als fortschrittlich und damit positiv wahrnahm. Mit dem Bau der Villa und der darauf folgenden Veränderung des Parks war der vorläufige gestalterische Endpunkt im Park gesetzt.

Seit dem Verkauf der Parkanlage an die Stadt Wolfenbüttel im Jahr 1974 ist diese wieder öffentlich. Außerdem führte der Verkauf des Geländes an die Stadt Wolfenbüttel zum Abriss und der Neubebauung des ehem. Nutzgartenbereichs südlich des Schlosses (Turnhalle, und heutiges „Spiegelschloss“). Darüber hinaus wurden einzelne Wege aufgegeben oder verändert. Von dem um 1900 vorhandenen Gartenmobiliar, sowie den dazu gehörigen Sitzplätzen im Park blieb nur die Terrasse an der Villa erhalten. Trotz dieser Veränderungen ist ein typischer Landschaftspark eines repräsentativen großbürgerlichen Familiensitzes aus der Spätphase der deutschen Landschaftsgärtnerei erhalten geblieben, was nicht zuletzt dem Interesse und Handeln der ehemaligen Besitzer zu verdanken ist. An der Erhaltung und Rekonstruktion des Parks besteht somit wegen seiner Verbindung mit dem Bautyp Villa, durch seine relative Vollständigkeit und damit seinem Seltenheitswert aus wissenschaftlichen, künstlerischen und geschichtlichen Gründen ein besonderes öffentliches Interesse.

Politik will sich Zeit lassen


Auf welche Weise der Umbau erfolgen soll, muss jetzt von der Politik beraten werden – und die möchte sich dabei Zeit lassen sowie die aktuelle Nutzung dabei berücksichtigen. So soll zum Beispiel beim Anlegen der Wege die Nutzung durch die Discgolf-Spieler beachtet werden. Ebenso, so Dicks, sollte geprüft werden, wie die freigelegten Kasematten in das Konzept einbezogen werden können. "Wir sollten uns Zeit lassen", unterstrich auch Ratsherrin Birgit Oppermann (CDU). Der Park sei zu wichtig für Wolfenbüttel, um Entscheidungen hier über das Knie zu brechen.




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