[image=5e1764c5785549ede64cce57]„Der Dialog mit denen, die keiner Kirche oder Religionsgemeinschaft angehören, wird für uns immer wichtiger.“ Zu diesem Ergebnis sind heute die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Allgemeinen und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz, gekommen, die sich in der Jüdischen Gemeinde in Kassel getroffen haben. Hauptthema des Gesprächs war „Unser Umgang mit der wachsenden Säkularität“.
Einen breiten Raum nahm im Gespräch der Rückblick auf die Debatte um die rituelle Beschneidung von Jungen im vergangenen Jahr ein. In dieser Diskussion, die ein Urteil des Kölner Landgerichts ausgelöst hatte, ging es vordergründig um den Konflikt zwischen zwei Grundrechten, nämlich dem Recht auf körperliche Unversehrtheit und dem Recht auf Religionsfreiheit sowie dem Recht der Eltern auf die religiöse Erziehung ihrer Kinder. In nicht wenigen Debattenbeiträgen aber habe sich eine tiefe Entfremdung eines Teils der Gesellschaft von religiösen Lebensformen und ein erschreckender religiöser Analphabetismus gezeigt. Auch in anderen Auseinandersetzungen etwa um die religiöse Erziehung von Kindern stellten jüdische und christliche Vertreter übereinstimmend eine Kluft zwischen religiösen und säkularen Bürgern fest.
Um diese Kluft zu überwinden, halten es Rabbiner und Kirchenleitungen für notwendig, den gesellschaftlichen Dialog über die Bedeutung der jüdischen und christlichen Traditionen für die europäischen Kulturen, über Religionsfreiheit und das Recht auf religiöse Erziehung der Kinder zu intensivieren. Eine religiös und weltanschaulich plurale Gesellschaft erfordere von allen die Bereitschaft und Fähigkeit, mit Menschen unterschiedlicher religiöser oder säkularer Überzeugungen zusammenzuarbeiten. Deshalb können auch von der säkularen Öffentlichkeit Respekt und Verständnis für religiöse Lebensformen erwartet werden.
Seit 2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch.
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