[image=5e1764c5785549ede64cce57]Im Kampf gegen den Hunger von mehr als 870 Millionen Menschen auf der Welt haben sich die evangelische und katholische Kirche und die Bundesregierung für eine Stärkung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern ausgesprochen. Zur Fastenzeit erklärten Bundesministerin Ilse Aigner, der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten und der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Bernhard Felmberg, es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um die Entwicklungszusammenarbeit auf die Ernährungssicherung in den betroffenen Regionen zu konzentrieren und die Teilhabe der Bevölkerung vor Ort zu stärken.
In einem Dialogprozess haben die Kirchenvertreter und das Bundeslandwirtschaftsministerium in den vergangenen Monaten die wichtigsten Handlungsfelder im Kampf gegen den Hunger ausgemacht: Dazu gehören vor allem die Verbesserung von Zugang zu Nahrungsmitteln, Land, Wasser sowie Saatgut, Rechtssicherheit als Grundlage für Handel und Investitionen, vor allem aber für die Bevölkerung, die Verbindung von modernen standortangepassten Technologien mit traditionellem Wissen sowie ein verantwortungsbewusstes Handeln an den Warenterminmärkten.
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner betonte die nationale und internationale Verantwortung beim Umgang mit natürlichen Ressourcen und Lebensmitteln: „Armut und Hunger auf der einen Seite, Überfluss und Wegwerfgesellschaft auf der anderen Seite – damit dürfen wir uns nicht abfinden. Die Kirchen sind wichtige Partner im Kampf gegen den Hunger – wir vertreten die gleichen Werte und haben dieselben Ziele. Die Kirchen bringen einen reichen Erfahrungsschatz im In- und Ausland mit, etwa durch ihre Hilfswerke, und sie haben eine wichtige Rolle als Multiplikatoren für eine enorme Breite der Gesellschaft. Ich freue mich, dass wir mit den Kirchen daran arbeiten, dem Anliegen der Ernährungssicherung in den ärmsten Ländern der Welt mehr Geltung zu verschaffen. Wir stehen global vor enormen Herausforderungen: Die Landwirtschaft und der ländliche Raum sind ökonomische Schlüsselsektoren für eine umweltverträgliche Wirtschaft, die Sicherung der Ernährung und auch die Armutsbekämpfung – denn mehr als 70 Prozent der Hungernden leben auf dem Land. Kleinbauern und Frauen müssen überall Zugang zu Wasser, Boden, Energie, Bildung und Kapital haben.“
Prälat Karl Jüsten unterstrich das Recht auf Nahrung für alle Menschen: „Das Recht auf Nahrung ist immer noch eines der am meisten verletzten Menschenrechte und muss im Kampf gegen den Hunger oberste Priorität haben.“ Jüsten kritisierte zudem das Verhalten einiger Agrarrohstoffspekulanten: „Nahrungsmittelpreisschwankungen - zum Teil verursacht durch die Spekulation mit Agrarrohstoffen - treffen die Menschen in Entwicklungsländern ungleich härter. Es ist wichtig, dass sich die internationale Staatengemeinschaft dieser Problematik weiterhin annimmt und dass gerade die einflussreichsten Staaten mit gutem Beispiel vorangehen. Investitionen sind notwendig, aber sie müssen nachhaltig sein und verantwortungsbewusst.“
Durch die Verknappung fossiler Rohstoffe wird ein wachsender Teil der landwirtschaftlichen Erzeugung als Bioenergie oder als Grundstoff für die Industrie eingesetzt. Zu diesem wichtigen Handlungsfeld „Teller oder Tank“ sagte Prälat Bernhard Felmberg: „Die Sicherung der Ernährung muss immer Vorrang haben. Biokraftstoffe dürfen nicht auf Kosten von Nahrungsmitteln produziert werden. Hier sind wir uns völlig einig. Konflikte zwischen der globalen Ernährungssicherung und dem Menschenrecht auf Nahrung einerseits und Bioenergie andererseits gilt es von vornherein auszuschließen.“
Zur Fastenzeit riefen die Kirchenvertreter mit Bundesministerin Aigner auch zu mehr Wertschätzung von Lebensmitteln auf: „Die Verschwendung in reichen Industriestaaten erhöht indirekt den Druck auf die Nahrungsmittelrohstoffe in Entwicklungsländern. Lebensmittel, die wir achtlos wegwerfen, fehlen auf dem Weltmarkt, verknappen das Angebot und führen zu weiter steigenden Preisen. Allein in Deutschland landen nach aktuellen Berechnungen mehr als 11 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll – Jahr für Jahr.“
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