Eltern kämpfen für die Werla-Schule

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| Foto: Anke Donner)



Schladen. Veränderungen in der Schul- und Bildungslandschaft lassen den LandkreisWolfenbüttel den Nutzen und die Notwendigkeit von Schulstandorten im ländlichen Bereich hinterfragen. Auf der Liste steht auch der Schulstandorten Schladen.

Einige Eltern machen sich nun Sorgen über die Haupt- und Realschule in Schladen und haben zur Unterschriftenaktion aufgerufen, um den Schulstandorten zu sichern. Knapp 500 Unterschriften hat die Initiative bisher gesammelt.

Der Landkreis führte in den vergangenen Wochen Informationsveranstaltungen durch, um mit Eltern, Lehrern und politischen Vertretern die Schulen Schladen, Sickte, Remlingen und Schöppenstedt zu sprechen. Dabei wurden mögliche Szenarien durchgespielt, wie sich die Zukunft der besagten Schulen gestalten könnte. "Es handelt sich hierbei lediglich um eine erste Übersicht. Wir haben die Veranstaltungen durchführt, um eine Grundlagen für die Arbeitsgruppe zu schaffen, die sich gebildet hat und die Ergebnisse nun auswerten wird. Uns ist bei diesem Prozess natürlich wichtig, die Meinungen und Standpunkte der Eltern und Lehrer mitzunehmen. Von Schließungen oder Umwandlungen einiger Schulen ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Rede. Wir haben erstmal nur die Schul- und Schülerzahlenentwicklung dargelegt und das muss nun ausgewertet werden", erklärt Kreis-Schulamtsleiterin Gurdrun Wollschläger. Die Präsentation des Landkreises mit den aktuellen Zahlen zur Schulentwicklung finden Sie hier zum Nachlesen.

"Wir wollen, dass die Werla-Schule bleibt. Und zwar als das, was sie jetzt ist - eine Haupt- und Realschule. Wir würden es sehr begrüßen, wenn eine Oberstufe hinzu käme. Aber auf keinen Fall wollen wir ein Gesamtschule in Schladen", erklären Sigrid Gille, Petra Liekefett und Hendrik Heuer, die durchaus eine Gefährdung für den Schladener Standort sehen.

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Sigrid Gille (links), Vorsitzende des Förderkreises der Werla-Schule Schladen und Petra Liekefett (rechts), Förderkreis-Stellvertreterin, sind die Initiatorinnen der Aktion und konnten bereits 410 Unterschriften sammeln. Foto: Privat


Letzte Lösung IGS


Eine Gesamtschule wäre für die Elterninitiative die allerletzte Lösung. "Wir möchten unseren Kindern die Möglichkeit erhalten, eine Haupt- und Realschule in der unmittelbaren Umgebung zu besuchen. Sollte sich aus diesem Prozess ergeben, dass Schöppenstedt oder Remlingen als Hauptschule bleibt, oder als IGS ausgewiesen werden, wäre die Schlussfolgerung die Schließung der Werla Schule. Unsere Kinder müssten dann in Schöppenstedt oder Remlingen zur Schule. Und das wäre mit langen Schulwegen verbunden", erklärt Petra Liekefett. Das würde wiederum dazu führen, dass das kulturelle und gesellschaftliche Leben im ländlichen Bereich aussterbe, da Kinder keine Zeit mehr hätten, sich beispielsweise Vereinen anzuschließen.

Ein weitere negativer Effekt wäre laut Liekefett, dass die Gesamtschulen in Wolfenbüttel Schüler einbüßen würden, sollten im ländlichen Bereich weitere Gesamtschulen entstehen. "Diese dürften dann nämlich keine Schüler mehr aus dem Landkreis aufnehmen. Außerdem glaube ich, dass eine Gesamtschule nicht für alle Schüler geeignet ist. Man muss den Kindern einfach die Chance lassen, eine Haupt und Realschule besuchen zu können. Ich finde das gerade im Zuge der Inklusion und im Hinblick auf Flüchtlingskinder wichtig", erklärt sie.

"Mit der Entscheidung zur Gesamtschule und dem Wegerechten der Haupt- und Realschule würde man uns auch das Recht auf freie Schulwahl verwehren. Wir hätten dann nicht mehr die Möglichkeit, uns für diese Schulformen zu entscheiden, weil es ja keine mehr gibt", ergänzt Sigrid Gille.

"Im Vordergrund steht für uns in jedem Fall die Sicherung des Schulstandorts Schladen. Wir wollen, dass diese Schule bleibt. Und wenn es am Ende eine Gesamtschule werden würde, werden wir das hinnehmen müssen. Glücklich wären wir damit allerdings nicht. Das wäre wirklich die allerletzte Lösung", sagen Sigrid Gille und Hendrik Heuer und betonen, dass man diesen Weg als Eltern einschlage und nicht die Interessen der Schule oder des Elternrates vertritt. "Wir vertreten nicht die Meinung der Schule und der Politik, sondern handeln als Eltern."

Guter Austausch mit dem Landkreis


"Wir möchten auch ganz deutlich sagen, dass der Kontakt und Austausch mit dem Landkreis, besonders mit Frau Wollschläger, wirklich immer gut, freundlich und sachlich war. Wir wollen uns ja hier nicht streiten, sondern nur unsere Meinung vertreten. Egal welche Argumente wir gebracht haben, es wurde uns immer zugehört. Das finden wir sehr gut und fair", erklären Gille, Liekefett und Heuer.

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Conny Schaar. Foto: Anke Donner


Standort - ja, IGS - nein


Die Hornburgerin Conny Schaar hat zwei Kinder auf der IGS Wallstraße in Wolfenbüttel. Schladen ohne Schule kann sie sich nicht vorstellen. Genauso wenig aber eine IGS dort. "Ich finde nicht, dass wir in Schladen eine Gesamtschule brauchen. Meine Kinder beispielsweise gehen in Wolfenbüttel auf die Gesamtschule und das klappt prima. Der Schulstandort muss erhalten bleiben, das finde auch ich. Es wäre sehr schade, wenn wir Schladen verlieren würden. Allerdings würde ich es nicht gut finden, wenn dort eine Gesamtschule entstehen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Anteil an Gymnasiasten in Schladen erfüllt werden würde. Das ist aber das Prinzip einer Gesamtschule - 50 Prozent müssen Gymnasialschüler sein. Deshalb fände ich es besser, wenn es eine Haupt- und Realschule mit Oberstufe werden würde", sagt die Mutter.

WolfenbüttelHeute.de bat Gemeindebürgermeister Andreas Memmert um eine Stellungnahme. Diese veröffentlichen wir ungekürzt und unkommentiert.

Das sagt Andreas Memmert:




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Gemeindebürgermeister Andreas Memmert. Foto: Marc Angerstein


"Eine Schließung der Werla-Schule ist aus meiner Sicht weder möglich noch nötig, sondern wäre aus demographischer Sicht eine Katastrophe. Die Einwohnerzahlen der Gemeinde Schladen-Werla wachsen spürbar. Wir hatten 2014 zwanzig Geburten mehr als im Schnitt der letzten fünf Jahre. Wir haben im Bereich der Kinder zwischen 0 und 14 Jahren auch spürbare Wanderungsgewinne, das heißt: es ziehen zur Zeit Familien mit Kindern zu. Auch nimmt die Gemeinde ausschließlich Flüchtlingsfamilien mit Kindern auf.


Wir haben vereinbart, dass wir mit Landrätin Steinbrügge und Landrat Brych sowie Bürgermeister Alf Hesse aus Liebenburg Gespräche über Schul-Kooperationen zwischen dem Landkreis Wolfenbüttel und dem Landkreis Goslar führen.


Für unser geplantes Baugebiet mit 54 Einheiten sind schon 37 Grundstücke vorgemerkt. Es ziehen vorwiegend junge Familien mit Kindern zu. In Hornburg sind in diesem Jahr in beiden Baugebieten bereits wieder fünf Grundstücke verkauft, beziehungsweise vorgemerkt.


Die Gemeinde Schladen- Werla und die ILE-Kommunen im Nördlichen Harzvorland unternehmen gerade enorme Anstrengungen, um die Attraktivität der Region zu verbessern – mit Erfolg. Und faste alle Gemeinden der Samtgemeinde Oderwald beschulen Ihre Kinder in der Werla-Schule.


Es wäre für die gemeindliche Entwicklung eine Katastrophe, die Werla-Schule zu schließen. Die Diskussion muss auch schnell beendet werden, da diese ungeklärte Situation viele verunsichert und dadurch eventuell Interessenten für unsere Baugebiet abspringen und in die Ballungsgebiete gehen. Das kann und darf nicht Ziel der Kreispolitik sein.


Die Schulform ist aus meiner Sicht dem Wunsch und Willen der Eltern anzupassen. Ich hoffe, dass der Kreistag bald entscheidet und diese verunsichernde und schädigende Diskussion beendet. Ansonsten haben wir kaum noch Chancen, diese wundervolle Entwicklung unserer Gemeinde aufrechtzuerhalten."



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