Wolfenbüttel. Wolfenbüttels neuer Bürgermeister Ivica Lukanic wurde in der ersten Sitzung des Stadtrates am gestrigen Mittwoch vereidigt. Elke Wesche (SPD), als älteste anwesende Ratsabgeordnete, nahm ihm den Schwur auf seine Dienstpflichten ab. In seiner folgenden Antrittsrede wurde es dann für einen kurzen Augenblick emotional.
"Ich schwöre, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Niedersächsische Verfassung und die in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe." Mit diesen Worten übernahm der parteilose Lukanic nun mehr offiziell das Amt des Wolfenbütteler Bürgermeisters. Mit 55,72 Prozent der Wählerstimmen setze er sich bei der Kommunalwahl in der Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Dennis Berger durch.
"Herzkammer der Kommunalpolitik"
Es sei ein inhaltsstarker Wahlkampf gewesen, mit dem man einen wichtigen Beitrag zur Demokratie geleistet habe. "Die Wählerinnen und Wähler haben uns schließlich das Vertrauen ausgesprochen. Dafür bin ich dankbar", sagte Lukanic und freute sich, dass einige von ihnen - mehr als gewöhnlich - im Publikum saßen. Von Ihnen wünschte sich der neue Hauptverwaltungsbeamte, dass sie der "Herzkammer der Kommunalpolitik" erhalten bleiben und auch künftig wieder kommen. Und dann wurde es für einen kurzen Augenblick emotional.
Ivica Lukanic dankte seiner Frau und seiner Tochter dafür, dass sie ihm die Kraft gegeben hätten, den Wahlkampf zu überstehen. Dabei brach dem 47-Jährigen für einen Moment die Stimme - ein Versuch seine Gefühle, die Tränen, zu unterdrücken. Ein Moment, in dem man nur ansatzweise erahnen konnte, welch Druck auf dem Bürgermeisterkandidaten Lukanic gelegen haben muss. Für viele Beobachter, aber auch Beteiligte war es der "schmutzigste Wahlkampf", den die Wolfenbütteler Kommunalpolitik bisher erlebt hatte. Lukanic, der als Stadtbaurat tätig war, sah sich zwischenzeitlich nicht haltbaren Korruptionsvorwürfen ausgesetzt.
An dieser Stelle veröffentlichen wir unkommentiert und ungekürzt das Redemanuskript des neuen Bürgermeisters Ivica Lukanic, wobei dies vom gesprochenen Wort abweichen kann.
Sehr geehrter Vorsitzender,
liebe Ratskolleginnen und Kollegen,
der Wahlkampf ist vorbei. Wir alle, die nun hier sitzen, haben uns angestrengt und durch einen intensiven und inhaltsstarken Wahlkampf einen wichtigen Beitrag zur Demokratie geleistet. Das drückt sich insbesondere in der hohen Wahlbeteiligung im Vergleich zu den vorangegangenen Wahlen aus. Die Wählerinnen und Wähler haben uns schließlich das Vertrauen ausgesprochen. Dafür bin ich dankbar.
Ich freue mich ganz besonders, dass sich einige Bürgerinnen und Bürger heute auf den Weg zu uns in die erste Sitzung gemacht haben. Herzlich willkommen!
Ich freue mich auch über einige meiner Unterstützerinnen und Unterstützer, die sich hier eingefunden haben.
Ich danke Euch von Herzen und ganz besonders danke ich meiner Frau und meiner Tochter, die mich im Wahlkampf unterstützt haben und wirklich alles gegeben haben.
Mit der Sitzung des scheidenden Rates haben insgesamt 24 Ratsmitglieder ihre Ratsarbeit beendet. Das ist aus kommunalpolitischer Sicht sicherlich ein Aderlass. Es bedeutet aber auch, dass sich 24 neue engagierte Ratsmitglieder gefunden haben, mit neuem Elan, neuen Ideen und neuen Arbeitsweisen für das Wohl Wolfenbüttels zu wirken. Der Weggang auf der einen Seite ist gleichzeitig eine Chance auf der anderen Seite.
Viele Dinge wurden in drei Legislaturperioden von einem seit 2006 personell weitgehend unveränderten Rat auf den Weg gebracht, beschlossen und umgesetzt.
Unter anderem die Gymnasialstrategie, der Ganztagsbetrieb in den Schulen, die Sportentwicklung, die Einrichtung der Veränderbar, der Jugendplätze, die Sanierung des Theaters und ein fulminanter Ausbau der Betreuungssituation in den Kindertagesstätten. Die Liste könnte man jetzt endlos fortführen. Das erspare ich Ihnen.
Aber es wurden auch viele Herausforderungen gemeinsam bewältigt. Die Wirtschaftskrise 2009, die Wolfenbüttel wirtschaftlich glücklicherweise unbeschadet überstanden hat. Die Hochwässer 2007 und zuletzt 2017.
Die Unterbringung der Geflüchteten 2015 und die Integration waren große Herausforderungen, die mit überwältigendem ehrenamtlichem Engagement unserer Bürgerinnen und Bürger, einer unglaublichen Entschlusskraft des Rates und einer zupackenden Verwaltung ohne Vorbild in der Region gemeistert wurden. Und zuletzt und noch aktuell die Corona-Pandemie.
Ich trage mich mit der festen Überzeugung, dass die Geschichte diese vergangenen Jahre besonders würdigen wird. Diese Leistungen verdienen unsere Anerkennung und sind mindestens der Maßstab für das, was uns erwartet. Es sind große Fußstapfen, die der bisherige Rat hinterlassen hat. Die besten Lösungen wurden stets im konstruktiven Diskurs entwickelt, immer mit Anstand und Achtung vor der anderen Meinung, sach- und zielorientiert.
Auch wenn wir uns Veränderungen wünschen. Mindestens in der Tradition der guten Zusammenarbeit wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche konstituierende Sitzung und uns gemeinsam eine Legislaturperiode mit guten Entscheidungen, Ideen und erfolgreichen Projekten für unsere Stadt. Lassen Sie uns gemeinsam die auf uns wartenden Herausforderungen angehen.
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