Er gab dem Kometen seine Stimme

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



Wolfenbüttel. Der Komponist und Sounddesigner Manuel Senfft ist noch nicht sonderlich bekannt in Wolfenbüttel. Dabei taucht sein Name weltweit in Fachartikeln auf. Senfft hat dem Kometen "Chury" seine Stimme gegeben.

Mit seiner Vertonung der Messdaten des Kometen 67P / Churyumov-Gerasimenko, schaffte es der 27-jährige Wolfenbütteler, die Aufmerksamkeit der Presse und Wissenschaft zu erlangen. Senfft kreierte im vergangenen Jahr das mittlerweile weltbekannte Klangstück „A Singing Comet“ im Auftrag des Institutes für Geophysik und extraterrestrische Physik der Technischen Universität Braunschweig. Ein Unterfangen, das für Nicht-Wissenschaftler kaum nachvollziehbar ist. „Ich habe die Messdaten in Form von 85.000 Zeilen von der TU erhalten und daraus einen Klang gemacht“, erzählt Senfft. Aus diesen unzähligen Daten wurde die Stimme des Kometen.

Es funktioniert auch ohne Unterricht


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Manuel Senfft in seinem Heimstudio. Foto: Sina Rühland



Manuel Senfft widmet sich nicht ausschließlich der Vertonung von Materie im Weltall, er komponiert in seinem Heimstudio auch gänzlich neue musikalische Werke. So hat er unter anderem die Musik für den Zeichentrickfilm Reverie geschrieben und vertont. „Ich habe dafür, in Absprache mit den Hamburger Studenten, die gesamte Musik- und Tonproduktion samt Live-Musikern durchgeführt.“ Dafür nutze Senfft zusätzlich ein Computerprogramm. Eine umfangreiche Bibliothek, die unzählige instrumentale Klänge enthält, half ihm dabei. Tatsächlich bevorzugt der Komponist jedoch das manuelle Einspielen von Melodien. „Für das musikalische Ohr macht es einen Unterschied, ob man Noten für eine Datenbank statisch eintippt oder sie live einspielt. Dieses nicht ganz so perfekte klingt einfach lebendiger“, sagt er. Senfft beherrscht gleich mehrere Instrumente. Er spielt Gitarre, E-Bass, Klavier und Akkordeon. „Ich hatte mal Keyboardunterricht, ansonsten habe ich mir alle Instrumente selber beigebracht.“ Dieses autarke Aneignen sei auch seine Philosophie, sagt er.

Mit 19 Jahren schon selbstständig


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Er brachte sich selbst das Gitarre spielen bei. Foto: Sina Rühland



Sein Wohnraum ist zugleich sein Studio. Zwei Bildschirme stehen auf dem Schreibtisch, einige Gitarren befinden sich auf Ständern in der Ecke. An den Wänden sind Akustikschaumstoffe angebracht, die den Schall dämmen sollen. Hier lebt Manuel Senfft, hier arbeitet er. Noch während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium im Schloss begann er, im Auftrag Stücke und Sounds zu erstellen. Er hat sich bereits mit 19 Jahren selbstständig gemacht. Studiert hat er später Musikpädagogik an der TU Braunschweig. „Das war eine ganz pragmatische Entscheidung – ich wollte von meinem Beruf nicht so weit wegkommen und ohne einen passenden Abschluss hätte ich es wohl schwerer gehabt. Die Einsicht in die Musikvermittlung hat mir letztendlich auch in anderen Bereichen einiges gebracht.“ Im Oktober 2013 schloss er sein Studium mit dem Bachelor of Arts ab. Seine Studienzeit finanzierte er mit Kompositionen und zusätzlichem Gitarrenunterricht für Nachwuchsmusiker.

Der nächste Danny Elfman?


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Klavier, Gitarre, E-Bass oder Akkordeon – Senfft beherrscht einige Instrumente. Foto: Sina Rühland



Manuel Senfft möchte nur eines: Musik machen. „Natürlich wollte ich von meiner Arbeit auch leben können. Mein absoluter Traum wäre es nun, die Musik für ein Live-Orchester schreiben zu dürfen – das wäre großartig.“ Im Jahr 2014 erhielt der Komponist bereits den Auftrag, für das Jugendkonzert des Staatstheaters ein Stück zu arrangieren. „Das war schon ein tolles Gefühl“, sagt er. Auch, wenn Senfft einige Kompositionen synthetisch erstellt, gilt seine Passion doch der Produktion mit echten Musikern. Obgleich er seit acht Jahren sein Abitur in der Tasche hat, ist er noch immer Teil der schulischen Bigband. Zeitweilig hat er sie sogar geleitet.

Senfft möchte produktiv sein. Er hätte sowohl Freude am Sounddesign, als auch am Komponieren von Musikstücken, sagt er „Ich möchte nicht nur ein Stück schreiben und dann immer daran Geld verdienen. Das ist nicht mein Ding.“ Senfft möchte stetig Neues kreieren. Mag sein, dass man bald Hörspiele von ihm findet – und, wer weiß, vielleicht ist er ja der nächste Danny Elfman.

Informationen zu Manuel Senfft und Soundbeispiele seiner Produktionen finden Sie hier.


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