"Erster Tag gelungen" - Viele Schüler zurück im Präsenzunterricht

Kultusminister Grant Hendrik Tonne verspricht eine „Woche des Ankommens ohne Druck". Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte mahnt dagegen zur Vorsicht.

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Symbolbild | Foto: Land Niederssachsen

Niedersachsen. An rund 90 Prozent der niedersächsischen Schulen fand am heutigen Montag Unterricht in „halben Klassen" nach Szenario B statt. Damit wechseln seit diesem Montag zirka 670.000 Schülerinnen und Schüler zwischen Präsenz- und Distanzlernen, je nach Schulform und pädagogischem Bedarf in unterschiedlichen Modellen tage- oder wochenweise. Das berichtet das Niedersächsische Kultusministerium in einer Pressemitteilung.


Nach nicht repräsentativen ersten Rückmeldungen an die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung (RLSB) könne der erste Tag als gelungen bewertet werden. Bei einem Großteil der Schülerinnen und Schülern, die am Präsenzunterricht teilnahmen, sei die Freude auf das Wiedertreffen der Mitschülerinnen und Mitschüler sowie der Lehrkräfte deutlich erfahrbar gewesen. Die Kinder und Jugendlichen hätten sich überwiegend froh geäußert, dass wieder Präsenzunterricht stattfindet. Die teilweise Monate währende Schulabstinenz habe aber auch Unsicherheiten bei einigen Schülerinnen und Schülern in der Klassen 5 bis 9 offengelegt, da insbesondere die Jahrgänge des Sekundarbereiches I sich erst wieder akklimatisieren müssten.

Überwiegend positive Stimmung


Schulorganisatorisch hätten Schulleitungen und Lehrkräfte vorbildlich agiert und den Planungsvorlauf sehr gut genutzt, um die Klassen sinnvoll aufzuteilen, Stunden- und Wochenpläne zu aktualisieren und die Schulgemeinschaften über die Abläufe zu informieren. Dabei habe sich gezeigt, dass die bereits in der Vergangenheit gesammelten Erfahrungen im Szenario B zu einer hohen Gewandtheit der Kollegien bei der Organisation des Wechselunterrichtes führt. Insgesamt verzeichnet wurde eine überwiegend positive Stimmung bei Schulleitungen und Lehrkräften, aber auch Sorgen um das Wohl der Schülerinnen und Schüler, sowie vereinzelt Unwohlsein bezüglich des eigenen Gesundheitsschutzes.

"Hinter dem heutigen Tag steht sehr viel Arbeit, Koordination, Kommunikation, Planung. Ich zolle allen Schulleitungen und Lehrkräften Respekt, insbesondere, da mit den Tests noch eine neue Aufgabe zu organisieren ist", erklärt Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Einen besonderen Dank verdient hätten sich aber die Schülerinnen und Schüler, die sich so lange diszipliniert an die Vorgaben gehalten und einen zentralen Beitrag in der Pandemiebekämpfung geleistet haben. "Die letzten Monate waren sehr entbehrungsreich. Ich bin froh, dass wir den Schülerinnen und Schülern nun wieder mehr Perspektive geben können", so Tonne weiter. Diese Woche müsse eine Woche des Ankommens ohne Druck sein. Die Schülerinnen und Schüler sollten vorerst nicht mit Arbeiten oder Klausuren konfrontiert werden. Die Klassengemeinschaften sollten zu sich finden, es gehe um soziale Aspekte und darum, wieder ein Gefühl für Schule in Präsenz zu bekommen. Zudem müsse sich wieder ein Rhythmus finden. "Ich bin sehr optimistisch, dass das gelingen wird", so der Minister abschließend.

"Kein Leichtsinn beim Gesundheitsschutz!"


„Auch wir freuen uns, dass die meisten Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Niedersachsen wieder in die Schule zurückkehren können, wenn auch nur ins Szenario B, dem Wechselunterricht", erklärt Torsten Neumann, Vorsitzender des Verbandes Niedersächsischer Lehrkräfte VNL/VDR in einer Pressemitteilung. Trotz alledem bedürfe es weiterer großer Anstrengungen beim Gesundheitsschutz, denn die Rückkehr sei teilweise auch dem Zahlenspielertrick geschuldet, nämlich der Erhöhung des Inzidenzschwellenwertes von 100 auf 165. "Der Gesundheitsschutz darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, denn die Pandemie ist immer noch gegenwärtig. Fakt ist, dass im Sekundarbereich-I und II noch nicht mal die Hälfte aller an Schulen Tätigen geimpft worden ist und die Schutzwirkung einer Impfung noch einmal zwei bis drei Wochen benötigt", so Neumann weiter. Bei den Schülerinnen und Schülern habe es noch gar keine Impfangebote gegeben. Deshalb müssten weiterhin alle wichtigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Leichtsinn dürfe dabei nicht aufkommen.

Verwundert habe den Verband die Aussage des Kultusministers, dass diese Woche eine Woche des Ankommens ohne Druck sein müsse. "Was denkt der Kultusminister eigentlich von seinen Lehrkräften? Es handelt sich hier um Pädagoginnen und Pädagogen, für die es selbstverständlich ist, dass die Schülerinnen und Schüler erst einmal Zeit zum Eingewöhnen erhalten, wenn sie nach teilweise langer Abwesenheit in die Schule zurückkehren", stellt Torsten Neumann klar. Außerdem sei diese Woche eine extrem kurze Schulwoche. Die Lehrkräfte vor Ort würden ihre Schülerinnen und Schüler am besten kennen und verantwortungsvoll situationsbezogen auf sie eingehen.


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