Wolfenbüttel. Was wird aus dem ehemaligen Hertie Haus? Wann beginnt der Umbau? Wann zieht wieder dauerhaft Leben ins Gebäude ein? Antworten auf diese Fragen gibt es noch nicht. Zumindest öffentlich. Immerhin so viel war zu erfahren: Der Startschuss für das weitere Vorgehen ist im nicht öffentlichen Teil der heutigen Ratssitzung gefallen. Und wie Bürgermeister Thomas Pink formulierte: "Ein langjähriger Leidensweg wird heute beendet".
Als "ganz grausame Geschichte" bezeichnete er die Entwicklung von 2007 bis heute. Am 1. März 2007 nämlich wurde aus dem Karstadthaus Hertie. Hohe Pachtpreise für alle deutschlandweiten Häuser hätten das Unternehmen nach rund einem Jahr in die Insolvenz getrieben. Ein entsprechender Antrag sei am 1. August 2008 gestellt worden. Im Mai 2009 wurden die Filialschließungen fest gemacht, da bis zu diesem Datum kein Investor gefunden werden konnte. Im August wurde das Kaufhaus in Wolfenbüttel dicht gemacht.
Das Gebäude ging an die Löwenstraßen Immobilien GmbH, dahinter verbarg sie ein Fonds aus England. "Damit begann ein steiniger Weg für unsere Innenstadt", so Pink. Die Augen verkleistert habe das Unternehmen. Die Stadt sei vor- und hingehalten sowie belogen worden. Zwei Konzepte hätte die "Heuschrecke" präsentiert umgesetzt habe man jedoch nichts. Die Stadt habe ihre Hausaufgaben gemacht und sogar einen Bebauungsplan aufgestellt. Vom Investor sei man nur vertröstet worden. Im Juni 2012 ging die GmbH in die Insolvenz, die Stadt habe die Immobilie im Dezember 2012 kaufen können.
Unmittelbar nach dem Erwerb der Liegenschaft nahm die Stadt Kontakte zu potentiellen Entwicklern als auch Mietinteressenten auf. Ziel war und ist es eine möglichst zeitnahe Revitalisierung der ehemaligen Einzelhandelsliegenschaft zu bewirken. Unter Berücksichtigung des bestehenden Einzelhandelsentwicklungskonzeptes kam die CIMA in einem ergänzenden Gutachten zum Ergebnis, dass vor allem eine Ansiedlung großflächigen Einzelhandels der Variante Shopping –Center mit kleinteiligen Einzelhandelsformaten eindeutig der Vorrang einzuräumen sei. Nur an dieser Stelle der Wolfenbütteler Innenstadt sei diese Großflächigkeit für erforderliche Ankerbetriebe zu erreichen.
Durch den Rat wurde am 19. Juni die Durchführung eines europaweiten Interessenbekundungsverfahrens mit anschließendem Verhandlungsverfahren beschlossen. Im Juli erfolgte dann die Bekanntmachung des Interessenbekundungsverfahrens im EU-Amtsblatt. Daraufhin bewarben sich insgesamt sechs Projektentwickler. Die mussten bis zum 26. September ein belastbares Angebot vorlegen. Gefordert waren zum Beispiel städtebauliche und architektonische Gesichtspunkte zu berücksichtigen oder ein abgestimmtes Nutzungskonzept vorzulegen. Alle sechs Interessenten überreichten daraufhin ein Angebot, eines musste aus formalen Gründen im weiteren Verfahren unberücksichtigt bleiben, da die Abgabe der Angebotsunterlagen nicht fristgemäß erfolgte. Überdies erfüllte es auch inhaltlich nicht die Kriterien.
Die aus Sicht der Verwaltung beiden attraktivsten beiden Angebote wurden am 21. Oktober im Verwaltungsausschuss präsentiert, mit der Bitte die Fraktionen darüber beraten zu lassen. Am Montag beschäftigte sich abermals der Verwaltungsausschuss mit der Angelegenheit. Vor dem Start in die heutige Ratssitzung hatte Pink noch aktuelle Zahlen zu den Angeboten bekommen, die er in einer spontanen Verwaltungsausschuss-Sitzung vorstellte. "Wir treffen heute einen Beschluss, der richtig und wichtig für Wolfenbüttel ist. Ich bitte Sie, ihn zu begleiten, zu unterstützen und aufgrund der demokratischen Entscheidung zu akzeptieren."
Stefan Brix (Bündnis 90/Grüne) mahnte an, die Bürger am neuen Konzept beteiligen zu lassen. Er wünsche sich "Qualität statt Schnelligkeit". Bis zur Fertigstellung könne es ruhig drei Monate länger dauern. Bürgermeister Thomas Pink wies darauf hin auf die bisherige Bürgerbeteiligung hin. Die sei mehr als vorgeschrieben und üblich gewesen. Da man nun einen Bebauungsplan habe könne man nach dessen Vorgaben handeln. "Und wenn der Bebauungsplan geändert werden muss, dann geht das seinen Weg."
Werner Heise (Gruppe Piraten/FDP) lobte das Auswahlverfahren der Stadt. In seinen Augen wurden genau die beiden richtigen Konzepte gewählt. In Sachen Leidensweg sei er jedoch anderer Meinung. Der sei für die Geschäfte in der Stadt noch lange nicht vorbei. Was die städtebauliche Anpassung angehe, hier werde es immer Motzer geben, die Bürgerbeteiligung dürfe den künftigen Entwickler nicht abschrecken. "Wir müssen in der Sache mit Gefühl vorgehen", so Heise.
Wie es weitergeht wissen heute nur die Räte… Der Startschuss ist aber gefallen.
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