Fachtagung Weckworte: Mit Poesie und Gesang ins Hier und Jetzt

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| Foto: Anke Donner)



Landkreis. Weckworte beschreibt ein Projekt, das mittels Gedichte und Lieder bei Menschen mit Demenz das Langzeitgedächtnis reaktivieren soll. Durch rhythmische Worte soll das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl bei Betroffenen gesteigert werden. Wie man diese Methode anwendet, erklären die Bücherei des Bildungszentrums Wolfenbüttel, das Seniorenservicebüro und das Schloss Schliestedt in einer gemeinsam organisierten Fachtagung.


Die Fortbildung, die am 14. November im Schloss Schliestedt stattfindet, richtet sich an alle, die sich im täglichen Alltag mit an Demenz erkrankten Menschen auseinander setzten. Das können sowohl Pflegekräfte und Ärzte sein, als auch Privatpersonen, die einen Angehörigen pflegen.


Die Methode, durch singen und gezieltes Ansprechen, das Bewusstsein der Demenzkranken zu erreichen, ist erprobt und wird hierzulande in vielen Einrichtungen eingesetzt. Die Erfahrung, dass Patienten auf diese Art von Impulsen reagieren, hat auch Sabine Resch-Hoppstock, Leiterin der Seniorenbetreuung Schloss Schliestedt gemacht.


„Wir führen diese Art von Kommunikation schon eine ganze Weile in unserem Haus durch und stellen fest, dass wir mit Gesang und direkten Ansprachen an unsere Bewohner deren Aufmerksamkeit bekommen. So können wir sie für eine Weile aus ihrer Lethargie in das Hier und Jetzt holen. Diese Methode kann sicher keine Demenz aufhalten, oder heilen. Aber man kann dafür sorgen, dass die Patienten ein Erfolgserlebnis haben, von dem sie noch lange zehren können“, berichtet sie.


Wie wirksam diese Art der besonderen Kommunikation ist, erklärt Sabine Resch-Hoppstock an einem Beispiel: „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die Patienten oft nur einen kleinen Impuls brauchen. Würde man zum Beispiel zu ihnen sagen ‚wir singen jetzt mal alle meine Entchen‘, können sie damit meist nicht viel anfangen. Stimmt man das Lied allerdings an, wissen sie Text und Melodie wieder“.


Und dort soll Weckworte ansetzten. Gemeinsam gesprochene Gedichte und gesungene Lieder sollen den Patienten ein wenig Lebensqualität wiedergeben, ihnen Glücks-und Erfolgsmomente verschaffen. Denn auch wenn das Gesprochene bald vergessen ist, so klingt das positive Gefühl nach.


Die Fachtagung richtet sich jedoch nicht nur an Demenzkranke und Pflegepersonal, sondern auch an Angehörige. „Es ist wichtig, dass auch die Angehörigen dahingehend geschult werden, welche Möglichkeiten es gibt, mit der Krankheit umzugehen. Oft ist die Krankheit für die Angehörigen eine große Last. Wir wollen andere Perspektiven zeigen, die beiden Seiten ein Stück Lebensqualität beschert“, erklärt Ruth Fischer vom Bildungszentrum Wolfenbüttel.



Die richtige Technik lernen


Neben einem Vortrag zum Thema „Medizinische Geddanken zu Alter und Demenz“ durch Dr. Dominik Mahr, steht auf dem Tagesprogramm auch, wie man die Weckworte-Technik richtig anwendet. Dazu werden die Slam-Poeten Lars Ruppel und Roland Kremer einen Workshop anbieten und gemeinsam mit den Teilnehmern die Methode lehren und ausprobieren.


„Das gemeinsames Rezitieren von Gedichten setzt Erinnerungsprozesse in Gang und aktiviert das Langzeitgedächtnis. Ich habe bei verschiedenen Veranstaltungen die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die meist teilnahmslos waren, auf einmal in Gedichte und Lieder eingestiegen sind“, erklärt Slam-Poet Roland Kremer. 


Die Fachtagung findet am 14. November im Schloss Schliestedt statt. Die Tagung beginnt um 9.30 Uhr mit einem Forum und endet gegen 16 Uhr mit einer Weckworte-Session mit Lars Ruppel und Roland Kremer. Die Anmeldung erfolgt über die Volkshochschule Wolfenbüttel (Kurs FB 5001).


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