Fahrradparkhaus-Desaster: Diese Plakate sind der nächste Fehltritt

Die Stadt Wolfenbüttel strampelt mit ihrem Fahrradparkhaus von einer Blamage in die nächste. So kommentiert Werner Heise, Chefredakteur von regionalHeute.de, den neuesten Versuch das Fahrradparkhaus zu beleben.

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Werner Heise, Chefredakteur regionalHeute.de, kommentiert das Plakat zur Bewerbung des Fahrradparkhauses.
Werner Heise, Chefredakteur regionalHeute.de, kommentiert das Plakat zur Bewerbung des Fahrradparkhauses. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Hilfe, das ist ja nicht mehr zum Aushalten! Die Stadt Wolfenbüttel strampelt mit ihrem Fahrradparkhaus von einer Blamage in die nächste. Nachdem seit Eröffnung im Februar 2023 kaum ein Radfahrer dort parken möchte, soll jetzt eine Marketingaktion die bislang miserable Auslastung des 460.000 Euro Baus drastisch verbessern. Doch so wird das nichts werden!



Plakate in knalligem Pink wurden im Stadtgebiet aufgehängt. Darauf zu lesen: "Ein Zuhause zum Anlehnen" sowie "Dein Fahrradparkhaus ist am Zug". Das Ganze ist verziert mit ein paar Piktogrammen und dem Hashtag #UmparkenEinsteigen sowie Logos und einem QR-Code. Schade um den Co2-Ausstoß, die diese Plakataktion verursacht, denn die Gestaltung ist ein totaler Fehlschlag.

Plakate im Verkehrsraum sind Begleitobjekte der Umgebung, die von den Verkehrsteilnehmern innerhalb kürzester Zeit zu erfassen sein müssen. Marketingexperten sprechen von 2 bis 3 Sekunden - belegt durch mehrere Studien. Die Wortspiele, die hier auf dem Foto im Artikel mit ausreichend Zeit lesbar sind, werden Auto- und Radfahrer weder gänzlich erfassen noch transferieren können - geschweige denn den QR-Code scannen. Mal ehrlich, glauben die Verantwortlichen wirklich, dass jemand im fließenden Verkehr anhält, aus- oder absteigt, sein Smartphone zückt, die Arme Richtung Plakat streckt, um dann auf der Webseite der Stadt Wolfenbüttel zum Fahrradparkhaus zu landen? Und falls nicht, warum integriert man dann dieses Störelement?

Schafft der Betrachter die Botschaft "Ein Zuhause zum Anlehnen" zu erfassen, weiß er nun zumindest, dass man Fahrräder an Bügeln anlehnen kann. Ganz toll, aber hier hat es jemand nicht geschafft, aus seiner eigenen Blase auszubrechen.


Einem geschenkten Gaul schaut man zwar nicht ins Maul, doch darf man ihn stehenlassen, wenn er einem nicht nützt. Die Gestaltung und Finanzierung dieser Kampagne erfolgt über die "Infostelle Fahrradparken". Ein Projekt im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, umgesetzt durch die Deutsche Bahn, bezahlt vom Steuerzahler. Ähnliche missglückte Plakatgestaltungen gibt es von dort auch für das Wupsi Fahrradparkhaus Leverkusen Opladen sowie die Radstation Norderstedt.

Will man den Radverkehr in Wolfenbüttel nachhaltig stärken, dann wird es Zeit, dies endlich ernsthaft anzupacken. So sieht es insgesamt doch eher nach Pseudo-Engagement aus - oder wo bleiben die seit langem beschlossenen Grünen Pfeile für Radfahrer? Und bevor mich durch diese Aussage jemand falsch versteht, sei abschließend klargestellt: Die Stärkung des Radverkehrs braucht und darf nicht zu Lasten des Autoverkehrs erfolgen. Wer würde bei dem Alternativangebot mangels Attraktivität aber auch freiwillig darauf verzichten wollen?

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