Filmkritik "Der Mediucs": Kann man sich anschauen, trotz Überlänge

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| Foto: Verleih



Seit Weihnachten läuft die Romanvermilmung "Der Medicus" erfolgreich in den deutschen Kinos. Die Geschichte des gleichnamigen Weltbestsellers von Noah Gordon setzte der deutsche Regisseur Philipp Stölzl um.

Glaubt man den Aussagen der Kinobesucher, ist die Verfilmung des Mitttelalter-Spektakels nur bedingt gelungen. Zwar passt noch der Anfang einigermaßen zur Romanvorlage, das Ende hingegen weicht wohl sehr stark ab. Dieser Tatsache fallen aber leider sehr viele Buchverfilmungen zum Opfer. Inwiefern dies bei "Der Medicus" zutrifft, vermag ich nicht zu sagen, da ich das Buch nicht kenne (wird aber sicher nachgeholt). 

Nun aber zum Film - In den Hauptrollen der große Sir Ben Kingsley als legendärer Arzt Ibn Sina, Tom Payne als Medicus Rob Cole (der sich später als Jude Jesse Ben Benjamin ausgibt) und  Emma Rigby als Jesses spätere Geliebte. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt der deutsche Nachwuchs-Schauspieler Elyas M'Barek, der sich als Bader Karim seine nächste Kino-Rolle angelte.

Das zweieinhalbstündige Mittelalterepos wirkt trotz beeindruckender Spielorte, spannender Geschichte und gewaltiger Bild-und Tonszenen etwas langatmig. Dennoch verfolgt man die Story mit Interesse und ist gespannt auf das Ende des Films. Und das wahrscheinlich nicht zuletzt wegen der ausgesprochen guten schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller, die ihre Rollen wirklich charakterstark umsetzten.

Der Film


London im 11. Jahrhundert: Nachdem der junge Rob Cole als Kind mit ansehen muss, wie seine Mutter an der gefürchteten und tödlichen "Seitenkrankheit" (Blinddarmentzündung) stirbt, wächst in ihm der Endschluss, Arzt zu werden. Dabei kommt ihm eine ganz besonder Gabe zur Hilfe. Rob kann den Tod voraussehen. Durch Handauflegen erkennt er, wer dem Rod geweiht ist. So auch bei seiner Mutter. 

Nun, ganz auf sich allein gestellt, schließt er sich einem fahrenden Bader an und lernt die ersten, nicht immer ganz legalen, Tricks der Mediziner kennen. Als junger Mann merkt Rob schnell, dass ihm das medizinische Wissen, welches er durch seinen Ziehvater erfährt, nicht ausreicht. Rob strebt zu Höherem. Als er einen jüdischen Arzt kennen lernt, erfährt er viel über die Kultur der Juden und über deren medizinische Praktiken. Und Rob hört zum ersten Mal vom großen Arzt Ibn Sina, der im Orient Medizin lehrt. Rob beschließt bei ihm in die Lehre zu gehen und reist nach Isfahan.

Auf seiner beschwerlichen Reise lernt er Rebekka kennen und lieben, verliert sie aber nach einem Sandsturm in der Wüste aus den Augen. Erst in der Stadt Isfahn angekommen, sieht er die tot geglaubte Rebekka wieder und beginnt eine verhängnisvolle Affäre mit der schönen Spanierin. 

Rob, der in Ägypten verleugnen muss, dass er Christ ist, gibt sich als Jude "Jesse Ben Benjamin" aus. Denn nur als Jude wird er dort toleriert. Um seine Tarnung so echt wie möglich wirken zu lassen, nimmt Rob seine eigene Beschneidung unter dem Sternenhimmel in der Wüste vor. 

In Ibn Sina (Ben Kinglsey) findet er seinen großen Meister, wird in der Medizin-Schule aufgenommen und lernt von ihm vieles über die Medizin. Gleichzeitig will Jesse, alias Rob, aber erkunden, wie es im menschlichen Köper aussieht und bittet Ibn Sina, die Körper von verstorbenen untersuchen zu dürfen. Der Islam verbietet jedoch die Öffnung eines Leichnams zu wissenschaftlichen Zwecken und so Obduziert Jesse heimliche den Leichnam eines Verstorbenen und stößt dabei auf Tatsachen, die die Erkenntnisse der Medizin auf den Kopf stellen. Jesses Geheimnis fliegt dann schon bald auf und er muss sich vor Gericht für seine unerlaubten Taten verantworten. Auch sein Meister Ibn Sina wird zum Tode verurteilt. Nur dem Umstand, dass der Schah an der Seitenkrankheit erkrankt und zu sterben droht, rettet die beiden Mediziner vor dem sicheren Tod.  

Erstmals führen Rob und Ibn Sina eine Blinddarmoperation unter Narkose durch und retten dem Schah das Leben. Während dieser in den Kampf gegen die Seldschuken zieht, die die Stadt erobern wollen, flüchtet Rob mit Rebekka und seinen Mediziner-Freunden aus Isfahan. Nur Ibn Sina bleibt zurück und begeht in der Bibliothek Suizid. Kurz vor seinem Tod vertraut Ibn Sina Rob seine Aufzeichnungen an und verleiht ihm den ärztlichen Ehrentitel "Hakim". Rob kehrt daraufhin nach England zurück und gründet dort ein Krankenhaus. Dort erfährt auch Robs erster Mentor vorn Robs Rückkehr und dessen rumreichen Taten. 

Gut gelungen 


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Helga Küchler, Waltraud Brand und Ilse Ackert fanden den Film sehr gut. Foto:



Alles in allem kann man also sagen: "Der Medicus" ist ein gelungener Film, den man sich sicher anschauen kann, aber nicht zwangsläufig ein Muss ist. Wenn man allerdings das Buch gelesen hat, sollte man sich wohl auf etliche Abweichungen einstellen. Dennoch sind Handlung, Darsteller und Spielorte schön und beeindruckend und mit viel Liebe zum Detail umgestezt. Vielleicht sogar mit etwas zu viel Details. Denn sicher hätte man die Geschichte in weniger Minuten, dafür mit mehr Spannung, unterbringen können.

Den Besuchern des CineStars hat der Film ganz offensichtlich gut gefallen. Auffällig ist jedoch der hohe Altersdurchschnitt, der mich schon ein wenig verwundert hat.

Helga Küchler, Waltraud Brand und Ilse Ackert fanden den Film jedenfalls "sehr gut". "Wir haben alle das Buch gelesen und sind genau deshalb ins Kino gegangen. Wir wollten wissen, was sie aus dem tollen Roman gemacht haben müssen sagen, dass er wirklich gut geworden ist. Auch wenn das Buch doch etwas anders ist", so die drei Damen.

In Deutschland spielte„Der Medicus“ seit Filmstart rund 2 Millionen Euro ein und setzte sich am zweiten Kinowochenende mit 640.000 Besuchern an die Spitze der Besucher-Charts.

Regie führte Philipp Stölzl (Nordwind, Goethe!). Einige der Szenen wurden im Harz gedreht. So wurden beispielsweise Quedlinburg, Oberharz am Brocken und Timmenrode zu Schauplätzen der aufwendigen Dreharbeiten. Rund 500 Statisten wirken in dem Spektakel mit. Viele aufwendige Szenen wurden unter anderem auch in den Kölner MMC-Studios gedreht. Dort wurden der Schah-Palast und das Krankenhaus im persischen Isfahan nachgebaut. Oroginalschauplätze in der Wüste sorgen für beeindruckende Szenen inmitten von Hitze und Sand.

Tickets und Spielzeiten von "Der Medicus" finden Sie hier.


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