Flüchtlingskinder: Platzmangel in Sprachlernklassen

von Jan Borner


Die Grundschule am Geitelplatz unterrichtet 15 Kinder in Sprachlerngruppen. Symbolfoto: Jan Borner
Die Grundschule am Geitelplatz unterrichtet 15 Kinder in Sprachlerngruppen. Symbolfoto: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. Etwa 80 Flüchtlingskinder besuchen zurzeit die Wolfenbütteler Schulen. Sowohl für die Kinder, als auch für die Lehrer ist das eine echte Herausforderung. Die Sprachbarrieren erschweren die Betreuung und in den Sprachlernklassen, die in manchen Schulen angeboten werden, ist oft nicht genügend Platz für alle Kinder. Lehrer der Grundschule Karlstraße, der Grundschule Am Geitelplatz und der Erich Kästner-Hauptschule gaben einen kurzen Einblick in den Schulalltag. 

An rund zehn Schulen in der Stadt Wolfenbüttel werden Kinder aus Flüchtlingsfamilien beschult. Wie genau das vor dem Hintergrund der oft noch mangelnden Deutschkenntnisse funktioniert, ist von Schule zu Schule anders. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Erfahrungen, die Kinder und Lehrer an den Schulen machen. Im städtischen Ausschuss für das Schulwesen gaben Lehrer einen kurzen Einblick in den Schulalltag. Die Erich Kästner-Hauptschule beschult zurzeit die meisten Kinder aus Flüchtlingsfamilien. Zwei Sprachlernklassen für insgesamt 32 Kinder bietet die Schule an. 18 weitere Kinder seien, wie Schulleiter Stefan Wünsch berichtet, noch auf der Warteliste und müssten, bis sie in einer Sprachlernklasse aufgenommen werden, den Regelunterricht besuchen. Ein Team aus fünf Personen kümmere sich an seiner Schule um die Kinder, die die deutsche Sprache erst noch von Grund auf lernen müssen. Dennoch sei die Schule damit stark unterversorgt, vor allem in Hinblick auf die noch zu erwartende Zahl neuer Schüler. Schließlich gehe es an der Schule nicht nur darum, den Kindern die deutsche Sprache beizubringen. Die Kinder bekämen in den Sprachlernklassen auch Unterricht in anderen Fächern wie Kunst und Sport und sollten auch die Stadt und Umgebung kennenlernen, um sich einleben zu können.

"Mehr Förderunterricht für Kleingruppen"


Die Integration innerhalb der Regelklassen falle angesichts der hohen Anzahl der Schüler ohne Deutschkenntnisse allerdings recht schwer. Auch wenn, wie Stefan Wünsch betonte, vor allem die syrischen Kinder hochmotiviert seien, so fehle den Klassenlehrern im Regelunterricht einfach die Zeit, individuell auf die Kinder eingehen zu können. Was sich der Schulleiter wünscht, seien Sozialpädagogen, die sich extra um die Flüchtlingskinder kümmern könnten. Zwar gäbe es an der Erich Kästner-Schule auch ehemalige Schüler, die sich um einige der Flüchtlingskinder kümmern würden, aber das reiche einfach nicht aus. Es brauche mehr Förderunterricht für Kleingruppen, so Stefan Wünsch.

Integration in den Regelklassen


15 Kinder aus Flüchtlingsfamilien besuchen die Grundschule am Geitelplatz. Hier werden die Kinder, trotz mangelnder Deutschkenntnisse mittlerweile direkt den Regelklassen zugeordnet, sodass sie mit den deutsch sprechenden Kindern besser in Kontakt kommen. Über den Regelunterricht hinaus  besuchen sie dann zusätzlich Sprachlerngruppen. Die Integration gelinge so gut, auch wenn es, wie Schulleiterin Elke Neumann erklärte, eine große Herausforderung für die Lehrer und für die Kinder sei, die unsere Welt erst einmal verstehen müssten. Aber auch für die deutsch sprachigen Kinder, sei es eine Herausforderung, weil sie lernen müssten, zu verstehen, warum die anderen sie eben noch nicht verstehen.

Frustration durch mangelnde Verständigung


An der Grundschule Karlstraße erhalten zurzeit 5 Kinder Unterricht in einer Sprachlernklasse. Da die 5 Kinder aus vier verschiedenen Nationen kommen und sich untereinander nicht richtig verständigen können, komme es oft zu Frustrationen bei den Kindern und deshalb auch oft zu Streit, wie Petra Krebs, Lehrerin an der Grundschule Karlstraße erklärte.  Die Kinder seien außerdem auch auf dem Schulhof meist abgesondert von den anderen, weil sie nun mal nicht in den normalen Klassen seien und somit kaum Möglichkeit hätten mit den anderen Kindern in Kontakt zu kommen. Nach den Herbstferien rechnet die Schule mit weiteren Kindern aus Flüchtlingsfamilien. Bislang sei es noch gut machbar, die Sprachlernklasse alleine zu führen, so Petra Krebs, sobald es allerdings mehr als fünf Kinder werden, würde es voraussichtlich schwierig werden und es bräuchte mehr Betreuungspersonal.

Dörthe Weddige-Degenhard, Vorsitzende des Schulausschusses, brachte in Anbetracht des steigenden Bedarfs an Betreuungspersonal den Vorschlag ein, dass womöglich auch ehrenamtliche Helfer bei der Betreuung von Flüchtlingskindern in Schulen unterstützen könnten. Stefan Wünsch brachte zum Ausdruck, dass er sich das durchaus als eine mögliche Lösung vorstellen könne.


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