Flüchtlingsrat Elm-Asse distanziert sich von Vorfällen


Der Flüchtlingsrat Elm-Asse distanziert sich von Vorfällen in der Gemeinschaftsunterkunft in Wolfenbüttel. Foto: SG Elm Asse
Der Flüchtlingsrat Elm-Asse distanziert sich von Vorfällen in der Gemeinschaftsunterkunft in Wolfenbüttel. Foto: SG Elm Asse | Foto: SG Elm Asse

Elm-Asse. Nesar Barikzai, Vorsitzender des Flüchtlingsrates der Samtgemeinde Elm-Asse, aus Afghanistan und Maher Soukria, stellvertretender Vorsitzender des Flüchtlingsrates, aus Syrien, beziehen Stellung zu den Vorfällen in der Wolfenbüttel Gemeinschaftsunterkunft. Die Stellungnahmen veröffentlichen wir ungekürzt und unkommentiert.


"Wir der Flüchtlingsrat der Samtgemeinde Elm-Asse distanzieren uns von den Vorfällen am vergangenen Wochenende in Wolfenbüttel. Der Ramadan ist für uns auch eine Zeit , an der wir mit unseren Familien und Freunden friedlich zusammen sitzen und am Abend das traditionelle Fastenbrechen begehen. Gewalt gegen Polizisten oder andere ist dabei vollkommen fehl am Platze und auch wenn keiner von uns (der Flüchtlinge aus der Samtgemeinde Elm-Asse) daran beteiligt war, möchten wir uns auf diesem Wege bei den eingesetzten Sicherheitsleuten und der Polizei für das Verhalten der anderen Flüchtlinge ausdrücklich entschuldigen und verurteilen es auf das schärfste.

Auch wir sind Bürger des Landkreises Wolfenbüttel und sind sehr dankbar für die Chancen und die Möglichkeiten die wir hier erhalten und zwar jedem Bürger der im Landkreis Wolfenbüttel wohnt. Es ist für uns keine Selbstverständlichkeit, dass wir Geld erhalten wofür andere Menschen gearbeitet haben, so lange wir noch Zeit brauchen z.B. durch Deutsch lernen für uns selbst zu sorgen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass es so viele Menschen gibt die uns unterstützen oder versuchen uns Deutsch beizubringen oder Arbeit, Wohnraum oder Praktika geben. Es ist auch keine Selbstverständlichkeit, dass sich so viele Menschen ehrenamtlich für uns engagieren. All dieses ist vielen von uns bewusst und wird leider, insbesondere wenn man sich die aktuellen Posts auf Facebook anschaut, von vielen Menschen im Landkreis in Frage gestellt. Dieses macht uns sehr traurig da ein großer Teil von uns Ihnen den Bürgern des Landkreises Wolfenbüttel, den Politikern, den Hilfsorganisationen und den Verwaltungen unendlich dankbar ist. Auch der AFD möchten wir auf diesem Wege ausdrücklich danken und zwar aufrichtig, denn auch durch unseren Flüchtlingsrat haben wir verstanden, dass Demokratie auch immer von Opposition lebt und es ist wichtig, dass auch im Flüchtlingsbereich Dinge kritisch hinterfragt werden. Auch weil hier nicht immer alles optimal läuft und auch wir nicht wollen, dass Geld für das andere gearbeitet haben verschwendet wird und damit alle von uns in Verruf gebracht werden.

Weitere kleinere Spannungen werden sich vielleicht in Zukunft nicht vermeiden lassen aber es uns wichtig Ihnen gerade jetzt zu zeigen, dass uns all das was für uns getan wird sehr wohl bewusst ist. Und wir wollen ein deutliches Zeichen setzen, dass nicht alle Flüchtlinge im Landkreis Wolfenbüttel in Wolfenbüttel leben und Widerstand gegen Polizisten leisten. Und auch vielen von uns geht die Integration und die Bürokratie zu langsam, am liebsten würden wir sofort Arbeiten oder Deutsch sprechen können. Aber leider ist Deutsch nicht so einfach (daher entschuldigen Sie bitte auch ggf. Rechtschreibfehler in diesem Text), Arbeit nicht gleich Arbeit und die Deutsche komplett durch getaktete Kultur nicht so einfach zu erlernen. Dann noch der Behördendschungel, wenn man wie wir aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan kommt auch nicht mal eben so einfach zu erlernen oder wie viele Deutsch verstehen die eigene Bürokratie?

Wir leben gern im Landkreis Wolfenbüttel und der Samtgemeinde Elm-Asse, wir sind dankbar für die Hilfe die wir bekommen, aber unsere Integration braucht Zeit. Es wird auch immer wieder Fälle geben, wo Flüchtlinge Dinge tun die nicht akzeptabel sind und dafür auch bestraft werden müssen und zwar ohne wenn und aber. Aber die gibt es auch in Deutschland, wenn man an die Bundesligarelegation zwischen Braunschweig und Wolfsburg denkt, wo einer einen Böller schmeißt und es jetzt nur noch heißt: Die Fans von Eintracht Braunschweig. Wir möchten nicht, dass es heißt: Die Flüchtlinge, denn das stimmt genauso wenig wie: Die Fans von Eintracht Braunschweig, nur weil einige von uns sich nicht benehmen können. Wir möchten Sie daher darum bitten, nicht alle von uns über einen Kamm zu scheren. Wir möchten Sie bitten, auch die vielen kleinen Fortschritte zu sehen, die wir täglich machen und die vielen positiven Projekte die im Landkreis Wolfenbüttel entstanden sind. Wir sind Flüchtlinge ja, aber der Landkreis Wolfenbüttel ist auch unser zu Hause und zwar ohne Gewalt gegen Polizisten oder Sicherheitsleute und dank vieler Menschen die uns als Individuum sehen und nicht nur als Volksgruppe."

Gez. Nesar Barikzai, Vorsitzender Flüchtlingsrat aus Afghanistan

Gez. Maher Soukria, stellv. Vorsitzender Flüchtlingsrat aus Syrien


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