[image=44565]Im Rahmen des Projekts „Geopotenzial Deutsche Nordsee“ (GPDN) ist zurzeit ein Team der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit dem Forschungsschiff „RV Celtic Explorer“ auf Expedition in der deutschen Nordsee unterwegs. Mit an Bord sind auch Wissenschaftler der Universität Bremen. Bis zum 14. Juni wollen die insgesamt 18 Forscher und Techniker seismische Untersuchungen durchführen und Proben des Meeresbodens nehmen.
Es gibt unterschiedliche Nutzungsansprüche an den Meeresboden und seinen Untergrund. „Für eine Abwägung der verschiedenen Optionen sind umfassende Kenntnisse der geologischen Entwicklungsgeschichte und des strukturellen Aufbaus erforderlich. Hierfür erarbeitet das GPDN-Projekt notwendige geowissenschaftliche Grundlagen und Informationen, die sowohl für die Identifizierung überlagernder Nutzungsansprüche im Nordseeraum, dessen nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung als auch für den Schutz der Umwelt unerlässlich sind“, erklärt Expeditionsleiter Dr. Lutz Reinhardt.
Die Ergebnisse der laufenden geowissenschaftlichen Untersuchungen fließen in das „Geoinformationssystem Nordsee“ ein, dessen Produkte ab dem Jahr 2013 auf einer Internet-Plattform Nutzern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden sowie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Die aktuelle Nordsee-Expedition markiert zeitlich etwa die Mitte des auf insgesamt 5 Jahre angelegten Gemeinschaftsprojekts, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr finanziert wird. „Mit den Ergebnissen dieser Expedition wird die bereits vorhandene Datenbasis gezielt ergänzt und verdichtet“, so Reinhardt. Aus dem gesamten Datensatz entwickeln die Wissenschaftler im GPDN-Projekt dreidimensionale Modelle und Karten, die den Aufbau des geologischen Untergrundes der Nordsee zeigen. Dies erleichtert künftige Planungen im Offshore-Bereich.
Das Wissenschaftler-Team hat bereits an den ersten Expeditionstagen erfolgreich weitere Erkenntnisse sammeln können. Mit dem Vibrationskerngerät, das an einem Stahlseil auf den Meeresboden abgesenkt und dessen Kernrohr mit Rüttelbewegungen bis zu sechs Meter tief in den Untergrund getrieben wird, konnten zwei Torflagen erbohrt werden. Diese Torflagen sind zuverlässige Indikatoren, die Aufschluss über den Stand und die Veränderung des Meeresspiegels seit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 20.000 Jahren geben. Durch die Rekonstruktion des relativen Meeresspiegelanstiegs und der zugrundeliegenden dynamischen Prozesse lassen sich wichtige Informationen ableiten, mit denen z.B. langfristige Planungen des Küstenschutzes unterstützt werden können.
Während der Nachtschicht erfolgt an Bord die seismische Vermessung des Meeresbodens.
Expeditionsleiter Reinhardt: „Die Signale dringen bis zu 50 Meter tief in den Nordseeuntergrund ein und werden dort von lockeren Ablagerungen reflektiert. An der Wasseroberfläche fangen Hydrophone die Schallwellen wieder auf. Ein Computer erzeugt mit Hilfe dieser Signale ein akustisches Bild vom Meeresboden.“
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