Für dieses Geschirr zahlt die Stadt über 100.000 Euro

Das holländische Service bereichert nun das Schloss Museum Wolfenbüttel. Das Porzellan sei von großer historischer Bedeutung.

Mit Handschuhen wurde das historische Porzellan aufgestellt.
Mit Handschuhen wurde das historische Porzellan aufgestellt. | Foto: Matthias Kettling

Wolfenbüttel. Die Stadt Wolfenbüttel hat über 100.000 Euro für den Ankauf eines kostbaren Porzellanservices aus dem 18. Jahrhundert ausgeben. Dies geschah mit Zustimmung des Rates. Das sogenannte „Holländische Service“ besteht aus 185 Einzelteilen und ist eines der bedeutendsten Werke der Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Sogar Napoléon Bonaparte soll möglicherweise davon gespeist haben. Es wird nun im Schloss Museum Wolfenbüttel ausgestellt. Der Wert wird auf insgesamt 600.000 Euro geschätzt.



Das Service sei nicht nur aufgrund seines Alters und seiner kunstvollen holländischen Küstenmotive bemerkenswert, sondern auch wegen seiner historischen Bedeutung: Das Holländische Service wurde auf Bestellung eines unbekannten Kunden aus den Niederlanden in den 1770er-Jahren von der Porzellanmanufaktur Fürstenberg gefertigt und danach in der zur Manufaktur gehörenden Buntmalerei in Braunschweig bemalt, erklärt das Museum Wolfenbüttel in einer Pressemitteilung. Der damalige Bürgermeister von Rotterdam, Willem Suermondt, erwarb es vermutlich für ein Abendessen mit niemand Geringerem als Napoleon Bonaparte. Die Stadt Wolfenbüttel trägt mit diesem Ankauf dazu bei, dieses Kulturgut nach vielen Jahren in die Region zurückzuholen.

Kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt dokumentieren


Mit dem Holländischen Service hat das Museum Wolfenbüttel das lange gesuchte historische Porzellanservice aus der Fürstenberger Manufaktur gefunden, mit dem sich die enge Verbindung dieser 1747 im Wolfenbütteler Schloss gegründeten Manufaktur adäquat darstellen lässt. Zudem ist das Holländische Service ein wichtiger Beitrag, mit dem das Schloss Museum die besondere kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Stadt dokumentieren kann – und zwar über die gesamte Epoche der Frühen Neuzeit.

Zu sehen ist das Service, das in Deutschland erst zum zweiten Mal öffentlich ausgestellt wird, ab sofort und zunächst bis zum 10. November 2024 im Schloss Museum Wolfenbüttel. Für Mai 2025 ist eine Sonderausstellung geplant, in der die besondere Bedeutung und Entstehungsgeschichte des Porzellankunstwerks beleuchtet werden soll. Zudem sollen wissenschaftliche Forschungen an der Schnittstelle zwischen Kunst- und Wirtschaftsgeschichte durchgeführt werden. Ab 2026 wird das Holländische Service dann in die Dauerausstellung integriert werden.

Bei einem offiziellen Empfang im Museum wurde das vielteilige Services präsentiert.
Bei einem offiziellen Empfang im Museum wurde das vielteilige Services präsentiert. Foto: Matthias Kettling


Viele Unterstützer


Unterstützt wurde der Kauf durch eine breite Beteiligung nationaler und regionaler Stiftungen, sodass der eigentliche Kaufpreis von 600.000 Euro weitgehend durch externe Mittel gedeckt werden konnte. Die Stadt trägt einen Anteil von rund 100.000 Euro. Als bedeutende nationale Stiftungen haben die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung und die Rudolf-August Oetker-Stiftung sowie die regionalen Förderer Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, Hans und Helga Eckensberger Stiftung, Stiftung Zukunftsfonds Asse, die Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, die Volksbank eG Wolfenbüttel, der Förderverein des Museums Wolfenbüttel e. V. und zahlreiche private Stifter das Schloss Museum Wolfenbüttel beim Ankauf des Holländischen Service finanziell unterstützt.

Viele freudige Stimmen


SPD-Landtagsabgeordnete Jan Schröder betont die große kulturelle Bedeutung des Ankaufs. „Es ist ein bemerkenswerter Erfolg, dass dieses besondere Stück niedersächsischer Kulturgeschichte wieder seinen Platz in unserer Region findet,“ so Schröder.

Falko Mohrs, der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, betont den historischen und wirtschaftlichen Wert des Ankaufs. Für ihn ist das holländische Service ein bedeutendes Zeugnis der regionalen Geschichte und dokumentiert den Erfolg der Porzellanproduktion in Braunschweig-Wolfenbüttel als Wirtschaftsfaktor im 18. Jahrhundert. Der Ankauf sei daher nicht nur für die Region, sondern für das gesamte kulturelle Erbe Niedersachsens eine herausragende Gelegenheit.

Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, sieht im Erwerb des Porzellans einen Glücksfall für das Schloss Museum Wolfenbüttel. Besonders hervorzuheben sei, dass dieses einzigartige Beispiel der Fürstenberger Porzellankunst nun an seinem historischen Ursprungsort präsentiert wird. Das holländische Service stehe dabei nicht nur für die höfische Tafelkultur, sondern auch für die europäische Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts.

Die Familie van Rijckevorsel, bisherige Besitzer des Services, zeigt sich tief bewegt über die Rückkehr des kostbaren Porzellans nach Wolfenbüttel, wo die Manufaktur einst gegründet wurde. Sie ist dankbar für das Engagement der Stadt und zahlreicher Stiftungen und freut sich, dass das holländische Service nun einen würdevollen Ort gefunden hat, an dem es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Dr. Martin Hoernes von der Ernst von Siemens Kunststiftung hebt die besondere künstlerische Bedeutung des holländischen Services hervor. Das umfangreichste Landschaftsservice des 18. Jahrhunderts, mit seinen 185 Küstenansichten, kehrt nun in die Region seiner Entstehung zurück und stellt einen außergewöhnlichen kulturellen Schatz dar.


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