Gedenkkreuze für Unfalltote am Grünen Platz verschwunden

regionalHeute.de machte sich auf die Suche. Doch die Sache wurde immer mysteriöser.

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Hier standen jahrelang die beiden Kreuze. Inzwischen dürfte zumindest wieder eines dort stehen.
Hier standen jahrelang die beiden Kreuze. Inzwischen dürfte zumindest wieder eines dort stehen. | Foto: Matthias Kettling

Wolfenbüttel. Jahrelang beziehungsweise sogar jahrzehntelang erinnerten zwei Holzkreuze an der Kreuzung Grüner Platz an zwei tragische Verkehrsunfälle an diesem Ort. Im Mai 2005 wurde hier die 11-jährige Vivien auf dem Weg zur Schule mit ihrem Fahrrad von einem LKW erfasst und tödlich verletzt. Ebenfalls mit dem Rad unterwegs war im November 2017 ein 83-Jähriger, als er an gleicher Stelle von einem Betonmischer überfahren und getötet wurde. Doch kürzlich machte uns ein Leser darauf aufmerksam, dass die Kreuze verschwunden seien. regionalHeute.de machte sich auf die Suche.



Erster Ansprechpartner war die Stadt Wolfenbüttel. Hier konnte man allerdings lediglich mitteilen: "Wir haben da keine Kenntnisse und haben auch nichts entfernt." Auch der Landkreis als Verkehrsbehörde konnte nicht weiterhelfen. "Die Straßenverkehrsabteilung des Landkreises hat die Gedenkkreuze nicht entfernt", betont Sprecherin Lisa Burfeind. Ohnehin nehme im Gebiet der Stadt Wolfenbüttel diese auch in eigener Zuständigkeit die Aufgaben der unteren Straßenverkehrsbehörde wahr. "Wenn diese auch keine Erklärung dafür hat, dann können wir Ihnen leider auch nicht weiterhelfen", so Burfeind.

Ein unlösbares Mysterium?


Und was sagt die Polizei? Pressesprecher Matthias Pintak schloss im Gespräch mit regionalHeute.de aus, dass die Kreuze seitens der Polizei entfernt worden seien. Auch habe er keine Meldungen bezüglich Diebstahl oder Vandalismus in dieser Sache finden können. Das Verschwinden der Kreuze bleibt also ein unlösbares Mysterium?

Nur zum Teil. Wir wandten uns an Lieselotte Thiele, die Witwe des 2017 am Grünen Platz getöteten Fahrradfahrers, Dr. Klaus Thiele. Und diese hat zumindest eine Idee, was mit den Kreuzen passiert sein könnte. Zunächst schrieb sie auf unsere Anfrage: "Auch ich bin ratlos und habe gehofft, dass in absehbarer Zeit die beiden Kreuze wieder an ihrem Platz stehen würden. Aber sichtlich wird das nicht der Fall sein." Allerdings äußerte sie auch einen Verdacht. "Es wurde an diesem Stromkasten gearbeitet, die Rechtsabbiegespur war für mehrere Tage gesperrt, und seitdem fehlen die beiden Kreuze." Die Witwe vermutet: "Wahrscheinlich verrottet das Kreuz meines Mannes irgendwo im Müll. Es war nur so ohne weiteren Schutz in die Erde gesteckt."

Ersatz steht schon


Weiteres ließ sich über den Verbleib der Kreuze nicht in Erfahrung bringen. Auch der Versuch der Witwe, über die beteiligte Baufirma etwas zu erfahren, scheiterte. Lieselotte Thiele hat derweil die Konsequenz gezogen und Ersatz beschafft. Sie habe vom Beerdigungsinstitut Mull ein neues Kreuz anfertigen lassen, dass inzwischen auch an den alten Platz gebracht worden sei.

Aktualisiert (20. Dezember):
Inzwischen liegt auch eine Antwort der Stadtwerke Wolfenbüttel vor, die in die Arbeiten am Stromkasten involviert waren. Die Baustelle lief vom 14. bis 22. Oktober, berichtet Unternehmenssprecherin Kerstin Hecker. Darüber hinaus habe man nichts in Erfahrung bringen können. "Ich habe mich diesbezüglich bei unseren Technikern erkundigt. Nach Rücksprache kann ich Ihnen mitteilen, dass unsere Monteure keine Kreuze entfernt haben. Zudem haben wir auch die Firmen, die in unserem Auftrag dort tätig sein könnten, befragt. Auch von deren Seite liegen keine Informationen über die Entfernung der Kreuze vor", berichtet Hecker.

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